Privatbank Julius Bär stoppt Avaloq
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/01
Die Privatbank Julius Bär macht in Sachen IT-Strategie eine Kehrtwende. Die auf Mitte dieses Jahres vorgesehene Einführung der Gesamtbankenlösung Avaloq wird abgeblasen. Man wolle die Energien auf die Integration der im vergangenen Jahr von der UBS übernommenen drei Privatbanken und der Asset-Management-Firma GAM konzentrieren, so Julius Bär. Noch im September hatte man Avaloq als Plattform für die ganze «neue» Julius Bär bezeichnet. Aber schon damals kamen Gerüchte auf, wonach die Avaloq-Einführung von den faktisch neuen Herren bei Julius Bär, den ehemaligen UBS-Managern um Hans de Gier, zur Diskussion gestellt werde.
Laut Bär-Sprecher Jürg Stähelin wird die IT der ehemaligen UBS-Töchter jetzt auf den bisherigen Host von Julius Bär migriert. In drei bis fünf Jahren stehe dann wieder eine Plattformentscheidung an. «Ob dann Avaloq zum Zug kommt, ist Kaffeesatzlesen», kommentiert Stähelin die Zukunft.
Laut Stähelin ist das Risiko, mit der Avaloq-Einführung und der UBS-Töchter-Integration zwei derart grosse Projekte parallel zu führen, zu gross. Das Wichtigste sei die Stabilität der Kundenbeziehungen, so Stähelin weiter. Diese wären bei einem Festhalten an Avaloq stärker gefährdet gewesen, weil man dann die ex-UBS-Kunden zweimal hätte migrieren müssen.
Mit der Avaloq-Implementation bei Julius Bär waren rund 100 Personen beschäftigt, etwa die Hälfte davon interne Bär-Mitarbeiter. Diese sollen nun ihr Know-how in die Integra-tionsprojekte einbringen. Als Folge des Projektabbruchs hat Julius Bär 2005 zudem einen Abschreiber von 49 Millionen Franken verbucht.