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Editorial

Produktehaftung würde Sicherheit bringen

Vorschläge, wie man dem wachsenden Sicherheitsproblem Herr werden könnte, werden derzeit zuhauf in die Runde geworfen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/18

     

Vorschläge, wie man dem wachsenden Sicherheitsproblem Herr werden könnte, werden derzeit zuhauf in die Runde geworfen. Vom Microsoft-Chef Steve Ballmer über die CCIA (Computer and Communications Industry Association) bis zur Gartner Group geben alle Empfehlungen aus ihrer Sicht ab. Ein interessanter Ansatz kommt dabei aus Kalifornien, wo mit einer Sammelklage versucht wird, über die Tatsache der faktischen Monopolstellung von Microsoft eine Produktehaftung durchzusetzen.



Weil der Anwender gar nicht mehr wirklich zwischen gleichwertigen Betriebssystemen und Anwendungen wählen kann, solle der Monopolist sich auch nicht mehr einfach mit einer Nichthaftungsklausel aus der Verantwortung stehlen können, so die Argumentation. Eine Produktehaftung für Software fordern auch schon länger anerkannte Sicherheitsexperten wie Bruce Schneier von der kalifornischen Firma Counterpane. So würde sich nicht nur die Sicherheitsproblematik schnell und von alleine lösen, sondern auch die Qualität der Programme würde grundsätzlich markant ansteigen, ist Schneier überzeugt. Eine
Argumentation, der wenig entgegenzusetzen ist.




Schliesslich ist auch schwer verständlich, wieso sich die Softwarehersteller einfach aus der Haftung stehlen können, während die gesamte restliche Industrie für die Funktionsfähigkeit ihrer Produkte geradestehen muss. Ein Auto ist heute beispielsweise vollgepfropft mit Hard- und Software, trotzdem scheint es für die Hersteller durchaus machbar, die Haftung zu übernehmen.



Natürlich müssen sich Autohersteller auch nicht im gleichen Mass mit destruktiven Angriffen von Virenprogrammierern auseinandersetzen, wie dies die Softwareindustrie muss. Andererseits liesse sich ein bösartiger Angriff, solange er nicht durch ein fahrlässiges Loch erfolgt, leicht von der Haftung ausschliessen. Auch das Argument, dass eine Haftung die Software übermässig verteuern würde, sticht nicht wirklich. Gleichzeitig nähme bei qualitativ besseren und sichereren Produkten nämlich auch der Administrationsaufwand in den Unternehmen stark ab.



Die Einführung einer Haftung über den Gesetzgeber dürfte aber langwierig werden, da sich die Hersteller-Lobby mit vereinten Kräften gegen solche Bestimmungen wehren würde. Zudem wäre ein Präzedenz-Entscheid eines bedeutenden Marktteilnehmers, am besten der USA, vonnöten. Warten wir einmal ab, wie die kalifornischen Gerichte entscheiden. Vielleicht löst der jetzt angestrengte Prozess ja indirekt die Frage für die ganze Welt.



Sind Sie der Meinung, dass die Produktehaftung ein funktionierendes Mittel wäre, um die Sicherheitsproblematik in den Griff zu bekommen oder halten Sie nichts von dieser Idee? Ihre Meinung interessiert mich. Senden Sie mir ein E-Mail.




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