Eine Karte fürs Auge
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/22
Das Internet wuchert mehr oder weniger unkontrolliert vor sich hin. Eine Karte aller angehängten Server zu erstellen, ist darum eine langwierige und auch immer unvollständige Sache. Der US-Netzwerktechniker Barret Lyon hat nun ein System entwickelt, mit dem er eine Internet-Karte in einem Tag erstellen kann.
Lyons Karte deckt zwar auch nicht das gesamte Internet ab, aber im Vergleich mit den bisherigen Methoden, die teilweise Monate in Anspruch nehmen, spuckt sein System mit Hilfe eines einzelnen PC bereits nach einem Tag eine Karte aus. Der Amerikaner, der sein Projekt auf Grund einer Wette begonnen hat, verwendet das Standard-Netzwerkprogramm Traceroute. Um die nötige Scan-Geschwindigkeit zu erhalten, hat er einige Veränderungen im Code vorgenommen. Zudem schränkte er die Aufgabe ein: Lyon sucht das Internet als Ansammlung von Klasse-C-Netzwerken ab, den kleinsten Adress-Blöcken, die via BGP (Boarder Gateway Protocol) geroutet werden.
Theoretisch gibt es rund 13,7 Millionen erreichbare Klasse-C-Blöcke. Diese kann Lyon gemäss eigenen Angaben von seinem Computer aus in 10 Stunden absuchen. In Zukunft will er von fünf bis zehn geographisch verteilten Knoten aus suchen. Denn sein bisheriges Vorgehen von einem Computer aus lässt ihn nur Verbindungen finden, die direkt zu ihm verlinkt sind - kleine, abgelegene Server bleiben unerkannt.
Lyon sieht in seinem Projekt zum einen technische Möglichkeiten und zum anderen ästhetische. So können beispielsweise dank der schnellen Erstellung der Karten Effekte von grösseren Internetunterbrüchen auf das weltweite Netz beobachtet werden. Wichtiger ist für ihn aber der ästhetische Aspekt: Die Karten sind Kunst, ist Lyon überzeugt (www.opte.org).