Nero 6 verbessert, aber nicht revolutionär

Dank einer neuen Oberfläche kann die technisch hervorragende Brennsuite mit der Konkurrenz bezüglich Komfort gleichziehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/21

     

Puristen mögen stöhnen, aber nicht lange: Zwar besteht die augenfälligste Neuerung der seit kurzem erhältlichen sechsten Ausgabe der Brennsoftware Nero in einer komplett überarbeiteten Oberfläche im gefälligen Pseudo-3D-Look moderner Consumer-Softwarepakete. Unter der Haube hat sich jedoch weder an der bewährten Qualität der Brenn-Engine noch an der Bedienung des eigentlichen Brennprogramms etwas zum Negativen geändert: Wer will, kann nach wie vor die Assistenten links liegen lassen und mit der schnörkellosen Ur-Umgebung von Nero arbeiten.


Ausgangsbasis Startsmart

Nach der etwas langfädigen Installation aller Teile des Pakets - die Hauptanwendung Nero Burning ROM 6, der Video-Editor Nero Vision Express 2, allenfalls die DirectX-9-Komponenten von Microsoft und die Packet-Writing-Software InCD 4 müssen nacheinander separat installiert werden - erscheint als erstes eine neue Schaltzentrale namens Startsmart. Sie präsentiert die Funktionen nach Aufgaben geordnet: Man schaltet zunächst rechts oben zwischen CD- und DVD-orientierten Abläufen um, wählt dann aus der Button-Leiste den Arbeitsbereich aus (zum Beispiel "Foto und Video") und erhält darunter eine Auswahl von Aufgaben wie "Video aufnehmen" oder "DVD+VR erstellen". Mit einem Klick auf das entsprechende Icon wird sodann die passende Applikation gestartet.
Fortgeschrittene können direkt auf die einzelnen Programme zugreifen, wenn das Startsmart-Fenster im erweiterten Modus geöffnet ist - dann erscheint im linken Bereich eine Liste aller Einzelprogramme des Nero-Pakets. Alles in allem holt Nero mit Startsmart ästhetisch und ergonomisch zu Konkurrenten wie Easy CD Creator auf, ohne die bisher von Power-Usern geschätzte Funktionsvielfalt und Qualität preiszugeben.


Neues und Verbesserungen

An der Oberfläche des eigentlichen Brennprogramms hat sich erfreulicherweise ausser den aufgebretzelten Icons wenig geändert. Dafür bietet Nero Burning ROM 6 viele nützliche Verbesserungen wie Support für Mini-DVDs, extralange Dateinamen gemäss Joliet-Spezifikation und gleichzeitiges Brennen auf bis zu vier Laufwerken. Das Brennfenster wurde zudem in die Oberfläche integriert, so dass man während eines Brennvorgangs mit Nero weiterarbeiten und beispielsweise die nächste CD-Zusammenstellung vorbereiten kann.



Auch InCD erfährt in der mitgelieferten Version 4 Verbesserungen, darunter Support für CD-RW, DVD+RW, DVD-RW und weitere Rewritable-Formate - und es funktioniert: Im Test lässt sich eine CD-RW-Disk anstandslos, wenn auch etwas langwierig, formatieren. Das Betriebssystem erkennt sie darauf als gewöhnliches Wechselmedium, das sich vom Explorer und von beliebigen Anwendungen aus bewirtschaften lässt, zum Beispiel mit Hilfe der neu im Paket enthaltenen Backup-Software BackItUp.




In Version 6 kommen ferner einige neue Anwendungen hinzu: Die Audio-Abmischsoftware SoundTrax erlaubt die Zusammenstellung individueller Audio-CDs mit Überblendungen und Geschwindigkeitsanpassungen im DJ-Stil, und mit ShowTime enthält das Paket nun auch einen recht attraktiv ausgestatteten DVD-Player als Ergänzung zum weiterhin verfügbaren Media-Player. Das Klangbearbeitungstool Wave Editor kommt neu in Version 2 und bietet neue Effekte und Werkzeuge.


Video-Authoring auf Sparflamme

Hersteller Ahead packt nun auch das DVD-Authoring-Programm Vision Express dem Paket bei, das bisher separat dazugekauft werden konnte. Mit der neuen Version 2 erstellt man neben DVD-Video auch Diashows mit Übergängen, Mini-DVDs sowie DVD-Video im VR-Modus auf +R/+RW-Rohlingen.



Neu lässt Vision Express die freie Anordnung der Kapitel-Thumbnails auf DVD-Menüseiten zu (komischerweise aber nicht die freie Plazierung von Texten) und bietet damit mehr als vergleichbare Authoring-Tools für Einsteiger. Auch animierte Menüs sind nun möglich - dabei lässt sich zwar die Länge der Animation angeben, nicht aber der Inhalt. Es wird schlicht der Anfang des betreffenden Kapitels abgespielt.




Die Editierfunktionen lassen dagegen zu wünschen übrig: Ausser der Bestimmung von Anfangs- und Endpunkt, dem Ausschneiden von Teilen einer Aufnahme und dem Hinzufügen von Effekten bietet das Programm keine Editiermöglichkeiten. Und auch die vorhandenen Features sind wenig intuitiv zu bedienen. Ein Beispiel: In- und Out-Punkt werden durch Verschieben von Markierungen mit der Maus gesetzt. Bei langen Filmen ist es aufgrund der viel zu kleinen Bedienungselemente, der nicht zoombaren Zeitskala und der trägen Reaktion selbst auf einem schnellen PC fast unmöglich, diesen essentiellen Vorgang präzise abzuwickeln.



Beim Encodieren von Videomaterial arbeitet Vision Express 2 im Vergleich mit dem als besonders schnell geltendenden NeoDVD 5 um Klassen langsamer; ein 10-Minuten-Ausschnitt aus einem Spielfilm benötigte auf einem 2,4-GHz-P4-Rechner über eine halbe Stunde. Die Qualität ist aber merklich besser, was zum Beispiel bei der Synchronisation von Bild und Ton bei analog aufgenommenen TV-Filmen deutlich wird.



Insgesamt ist Vision Express wie alle DVD-Authoring-Programme, die einer Brennsuite beiligen, mit Vorsicht zu geniessen: Sie bieten zwar elementare Funktionen, man stösst aber schnell an Grenzen. Auf der anderen Seite ist auch die einfachste Authoring-Möglichkeit willkommen, kosten doch bessere DVD-Authoring-Lösungen wie der DVD Workshop von Ulead oder gar die Profi-Software von Sonic oder Apple ein Vielfaches.

(ubi)


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