Unterwegs zwischen den Servern
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/03
Das IBM-Labor Rüschlikon hat kürzlich am «Green Power Day» einen mobilen Messwagen vorgestellt, mit dem sich das Mikroklima in einem Data Center genau und schnell erforschen lässt. MMT (Mobile Measurement Technology) nennt sich das neue Gefährt, das ursprünglich aus dem amerikanischen Watson Research Laboratory stammt. Die neue Technologie ermöglicht die Herstellung von dreidimensionalen Wärmebildern und liefert so wertvolle Daten zur Senkung von Energiekosten.
Zur Messung der Daten, die diesen Ergebnissen zu Grunde liegen, fährt der Wagen quer durch ein Rechenzentrum (RZ). Dabei weiss er, dank Sensoren in den Rädern, immer wo er ist. Über ein Netzwerk von 72 Sensoren, die auf total acht Ebenen angebracht sind, nimmt der MMT jeweils pro Bodenplatte alle relevanten Temperaturwerte auf. Eine neuartige Mess-Software und neue Modellierungsverfahren wandeln dann die Daten in Wärmebilder um, die für jede Ebene einzeln angezeigt werden. Zusammengefügt lassen sich damit dann schnell Hot Spots oder Kälteinseln entdecken. Kombiniert mit Strömungsmessungen am Kühlsystem und relevanten Infrastrukturdaten entsteht so ein genaues Klimamodell. Nun kann der CIO handeln und sein RZ optimieren.
Bisher brauchte eine ähnliche Analyse sehr viel Zeit oder war in grossen Rechenzentren überhaupt nur sehr schwer realisierbar, erklären die IBM-Forscher. Mit MMT geschieht das alles nun in wenigen Tagen. Dass das neue Konzept etwas taugt, beweist IBM anhand eines eigenen Rechenzentrums in den USA: Dort sollen dank MMT zirka zehn Prozent des elektrischen Energiebedarfs eingespart worden sein. Trotzdem bleibt das MMT vorerst ein Forschungsobjekt und wird nicht kommerziell genutzt.
Und es wird eifrig weiter getüftelt: In einer zweiten Generation plant man das mobile Messgerät, das heute noch angeschoben werden muss, dank Infrarotsensoren und Motoren automatisch durchs RZ brausen zu lassen.