Beamen auf kürzeste Distanz

NECs WT600 erlaubt es dank einer neuen Technologie, bei einem Abstand von 50 Zentimetern zur Leinwand ein 2-Meter-Bild zu projizieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/21

     

Aufregung in den Redaktionsstuben: "NEC hat einen Printer zum Testen geschickt!" "Aber NEC macht doch gar keine Printer!" "Sieht aber aus wie ein Printer!"



In Tat und Wahrheit handelt es sich bei der NEC-Neuheit um einen Projektor, und zwar einen, der wirklich etwas Neues zu bieten hat. Mit einem Abstand von 5 Zentimetern zur Wand lässt sich bereits ein 40 Zoll (102 Zentimeter) grosses Bild projizieren. Die etwas geringe maximale Bildgrösse von 100 Zoll, also gut 2,50 Meter, erreicht der Beamer bereits mit einem Wandabstand von 65 Zentimetern.




Dafür setzt NEC ein neues optisches System ein, das mit sogenannten asphärischen Spiegeln funktioniert. Die Technologie ermöglicht ganz neue Möglichkeiten bei der Bildprojektion. So ist es mit dem WT600 - so die Bezeichnung des Geräts - ein leichtes, auch in kleinen Meetingräumen ein grosses Bild an die Leinwand zu zaubern, genauso wie man beispielsweise in einem Schaufenster nun simpel mit einem Projektor arbeiten kann. Zudem ist es mit dem NEC-Gerät praktisch unmöglich, dass jemand bei einer Präsentation durchs Bild läuft. All diese Möglichkeiten haben aber ihren Preis, verlangt NEC für den WT600 doch knapp 12'800 Franken.


Ziemlich scharf und farbecht

Für das Geld liefert der Beamer aber ein Bild, das kaum Raum lässt für Kritik. Trotz der Spiegeltechnologie ist keine Verzerrung erkennbar. Zudem ist das Bild auch an den Ecken hervorragend ausgeleuchtet. Die Leuchtstärke von 1500 ANSI-Lumen ermöglicht es, den Projektor auch in Räumen einzusetzen, die kaum abgedunkelt sind. Bei Tageslicht und vielen Fenstern im Raum empfiehlt sich aber eine leichte Verdunkelung, und direkte Sonneneinstrahlung ist selbstredend Gift für das Bild.



Farben werden so weit sehr gut dargestellt, einzig dunkle Rottöne neigen dazu, ins schwarz abzudriften - etwas, das bei einem TFT-Monitor aber auch passiert. Mit der Bildkorrektur kann dies zwar ausgeglichen werden, dafür schwindet dann der Kontrast bei anderen Farben. Doch Auszusetzen gibt es eigentlich kaum etwas.




Auch die Schärfe - der Projektor kommt mit einer XGA-Auflösung (1024x768 Pixel) und kann bis UXGA (1600x1200 Pixel) interpolieren - lässt wenig Kritik zu. Ein Testbild mit extrem eng zusammenliegenden Linien wird auf dem Notebook-Display sicher schärfer dargestellt, ansonsten aber ist beispielsweise Text ausgezeichnet lesbar, und auch Grafiken werden sauber an die Leinwand projiziert. Das herausragende Kontrastverhältnis von 3000:1 tut sein übriges für die gute Bildqualität.



Zudem findet man im Optionsmenü coole Features wie 16:9-Umschaltung oder Decken- sowie Rückprojektion, bei der das Bild entsprechend gespiegelt wird.



Das grösste Manko der Lichtschleuder ist durch die Spiegeltechnologie gegeben. Man ist relativ stark eingeschränkt bei der Plazierung des Geräts. Der Abstand zur Leinwand steht direkt im Zusammenhang mit der Höhe und der Grösse des Bildes. Zwar bietet der NEC-Projektor digitalen Zoom, eine 3D-Reform-Bildkorrektur, ein Fokus-System und eine digitale Bildverzerrungskorrektur. Trotzdem muss der Projektor ziemlich genau plaziert werden, um ein Bild in der gewünschten Grösse an die Projektionsfläche zu zaubern.


Ziemlich gut bestückt

Die ganze linke Seite des Beamers ist mit Anschlüssen ausgestattet, vermisst wird kaum etwas. Man findet unter anderem: Video und S-Video-in, Audio-in und -out, DVI-I-in, RGB-in und -out, USB-Anschlüsse für eine Maus oder einen USB-Speicherträger und einen PC-Card-Slot. Dieser kann beispielsweise für eine WLAN-Karte verwendet werden, um den Beamer ins Netzwerk einzubinden. Dafür gibt es sogar die Option zur WEP-Verschlüsselung (Wired Equivalent Privacy).



Die Lautsprecher hauen mit einem Watt Leistung sicher niemanden vom Hocker, sie liefern zumindest aber Stereo-Sound und klingen passabel. Zudem ist der knapp 6 Kilogramm schwere Projektor mit einem Betriebsgeräusch von 32 db einigermassen leise.




Die Fernbedienung überzeugt mit integriertem Laserpointer und kann zudem als Mausersatz herhalten. Die Navigation innerhalb der Menüs ist mässig angenehm, vor allem deshalb, weil das Steuerkreuz etwas schwammig reagiert. Nicht sehr durchdacht wirkt auch die schwarze Beschriftung auf der dunkelgrauen Fernbedienung: In einem dunklen Raum - bei der Beamer-Nutzung ja nichts seltenes - kann man die Tasten nur erraten. Eine Tastenhintergrundbeleuchtung wäre ein wahrer Segen.



Abschliessend: Das Konzept des NEC WT600 ist genial. Wer eine konkrete Anwendung hat, sprich, wer aus nächster Nähe ein möglichst grosses Bild projizieren will, hat nun mit diesem Projektor erstmals die Möglichkeit dazu. Das Design des Gerätes ist nicht unbedingt schön und erinnert wie eingangs erwähnt mehr an einen Printer als an einen Beamer. Die Qualität des Bildes hingegen ist absolut in Ordnung. Die Lampe hält nach Herstellerangaben 3000 Stunden, eine Ersatzlampe kostet 895 Franken. Die Folgekosten halten sich also in Grenzen. Dafür sind die Anschaffungskosten mit 12'800 Franken relativ hoch.

(mw)


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