mpc Managementplan: Wenn Buchhalter Software schreiben

Die Software mpc Managementplan verspricht einfache Erstellung von Businessplänen. Das Programm wird den Versprechen der Werbung nicht gerecht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/08

     

Eine Firmengründung ist eine gewagte Sache. Der weitaus grösste der Teil der Schweizer Startups scheitert. Also gilt es zu planen - ein Businessplan muss her. Darin stellt man die zu erwartenden Ausgaben und Einnahmen zusammen und schätzt Risiken und Erfolgschancen der Firmengründung ab. Mit dem Businessplan bewaffnet geht man dann auf Kapitalsuche. Doch einen Businessplan zu erstellen, ist gar nicht so einfach. Schliesslich soll er potentielle Kapitalgeber, sei es nun die Tante oder eine Bank, überzeugen und muss deshalb bestimmte formale Kriterien erfüllen.



Da kommt eine Software, die verspricht, den künftigen Unternehmer zu unterstützen, gerade recht. Dies verspricht das Schweizer Produkt mpc Managementplan von der Zuger mpc Management. "Zur Bedienung des Programms reichen minimale kaufmännische Kenntnisse", heisst es auf der Rückseite der CD. Die Software sei einfach und logisch aufgebaut und die Bedienung selbsterklärend, so der Werbetext.




Für unser Test-Szenario benutzten wir bewusst eine Ausgangslage, die wir kennen. Wir nahmen uns vor, die Erfolgschancen einer neuen IT-Zeitschrift für die Romandie abzuklären.


Erste Stärken und Schwächen

Erste kleine Mängel, aber auch erste Stärken der Software zeigen sich schnell. Stark finden wir das Grundkonzept, den Benutzer Schritt für Schritt durch alle nötigen Angaben zu führen. So erteilt die Software dem User gleich einen kleinen Grundkurs in Betriebswirtschaft. Allerdings stossen wir bei den ersten Masken, der Erfassung der am Projekt beteiligten Personen, auf Problemchen, die sich erst nach einigem Herumpröbeln erledigen. Kein ermutigender Einstieg, zumal die integrierte Online-Hilfe wenig bis keine Hilfe bietet.





Nicht für alle Branchen

Ziemlich schnell nach den ersten Schritten wird ein gravierender Mangel von mpc Businessplan offensichtlich: Die Software ist im wesentlichen auf Handelsbetriebe ausgerichtet. Unser Beispiel, ein Zeitschriftenverlag als Geschäftsfeld, lässt sich zwar bei den Grundeinstellungen definieren, doch hat dies keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf. Als User wird man so schon ganz zu Beginn zu Notbehelfen gezwungen. Wir mussten in unserem Beispiel variable Kosten (z.B. Druck und Versand unserer Zeitschrift) als "Wareneinkauf" definieren und den Verkauf von Inseraten als "Warenverkauf". Nur so kamen wir zu einem einigermassen realistischen Bild der Geldflüsse in unserem ersehnten Unternehmen.





Automatisch in die Zukunft schauen

Wir haben uns im Test bemüht, unseren Businessplan gemäss den Vorgaben Schritt für Schritt zu erstellen. Nach den Grundangaben zur Firma gibt man die Produktepreise, erwarteten Umsätze und Einkäufe sowie erwarteten Allgemeinkosten (Löhne, Miete, etc.) ein. Stark sind die automatischen Funktionen der Software. Gibt man die Grunddaten und die wesentlichen Annahmen zum Geschäftsverlauf ein, erstellt mpc Managementplan automatisch korrekte Erfolgsrechnungen und zukünftige Bilanzen. Ab dann ist es relativ leicht, Voraussetzungen zu verändern und so mit der Zukunft zu "spielen". Hat man alle Schritte durchgearbeitet, so spuckt das Programm zu guter Letzt einen vollständigen Businessplan aus.



Doch die Diskrepanz zwischen Werbung und Realität ist gross. Für User, die zwar kaufmännische Grundkenntnisse haben, aber keine Buchhalter sind, ist die Software nicht sehr wertvoll. So gehört die wesentliche Frage für Firmengründer: "Wieviel eigenes Geld und welche Sachwerte muss ich investieren?" nicht zu den Grundeinstellungen, sondern die Software errechnet das Eigenkapital automatisch aus den Angaben zu Investitionen, Bankkonti und Krediten.





Versprechungen nicht eingehalten

Die Grundidee von mpc Managementplan überzeugt und entspricht einem Bedürfnis. Tatsächlich könnte sich ein User durch den Einsatz der Software viel Geld für Beratung einsparen. Doch scheint allerorten durch, dass die Software wenig in der Praxis getestet wurde. Ein User mit "minimalen kaufmännischen Grundkenntnissen" wird mit der Software nicht weit kommen - schon gar nicht, wenn er nicht zufällig ein Handelsunternehmen gründen will. Das Programm scheint uns eher von Buchhaltern für Buchhalter entwickelt als für den angepeilten einfachen Pionier.



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