SAN-i-Täter

Der V-Switch 3000 von Sanrad virtualisiert und verwaltet beliebige SCSI- und FC-Disk-Quellen, so dass Server über iSCSI darauf Zugriff erhalten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/12

     

Wer ein SAN bauen möchte, benötigt SAN-fähigen Speicher. Das iSCSI-Protokoll vereinfacht Speichernetzwerke, auch wenn es hinter der Leistungsfähigkeit von FC-SANs zurückbleibt. Ein iSCSI-SAN kann fast jeder Anwender ohne besondere Zusatz-Hardware nutzen. Serversysteme können iSCSI-Ressourcen über frei verfügbare Software-iSCSI-Initiator-Treiber ansprechen.
Problematischer wird es bei den iSCSI-Targets. Einige Hersteller bieten fertige iSCSI-Filer an oder offerieren Software, die einen regulären Windows-PC in einen iSCSI-Filer verwandelt. Einen sehr simplen, aber effizienten Weg, bestehende Speicherressourcen im SAN nutzbar zu machen, zu virtualisieren und komfortabel zu managen, beschreitet Sanrad mit dem V-Switch 3000.


Hohe Sicherheit dank Dual-Konfiguration

Das Gerät verfügt über zwei FC- und zwei SCSI-Ports. Darüber adressiert der Storage Switch ebenso einzelne physische Platten wie logische Laufwerke externer RAID-Systeme. Diese Volumina verwaltet der V-Switch in einem Plattenpool. Aus diesem heraus erzeugt der Administrator iSCSI-LUNs, die der V-Switch über die drei Gigabit-Ethernet-Schnittstellen in verschiedenen iSCSI-SANs anbietet. Dabei integriert der V-Switch eine ganze Reihe erweiterter SAN-Funktionen und tritt somit als vollständige In-Band-Virtualisierungslösung auf. Das Gerät erlaubt es, physische Plattenlaufwerke in logische Laufwerke zu unterteilen und diese im iSCSI-SAN bereitzustellen. Zudem kann die SAN-Appliance Volumina spiegeln und Snapshots anlegen. Da der V-Switch die angebundenen Laufwerke in einem Pool verwaltet, dürfen die SAN-Funktionen auf SCSI- und FC-Platten gemischt verwendet werden.





Um zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten, lassen sich zwei V-Switches zu einem Active-Active-Failover-Verband zusammenschalten. Dazu verfügt das Gerät über einen speziellen Port. Dank Multipathing ermöglicht eine duale Konfiguration neben der Ausfallsicherheit auch höhere Datendurchsätze.
Im Test setzten wir den V-Switch 3000 in einer gemischten Umgebung ein. An einem der SCSI-Ports liefen acht ältere SCSI-Platten mit je 9 GB Kapazität. Einer der FC-Ports verbindet die Sanrad-Appliance mit dem ATA-Beast von Nexsan. Das ATA-Beast stellt der Appliance ein 1,6 TB grosses logisches Laufwerk zur Verfügung.


Bedienung problematisch

Bedienung problematisch
An Funktion und Performance gibt es beim V-Switch nichts zu bemängeln, aber die Bedienung und vor allem die Erstinstallation bringen einige Probleme mit sich. Für die Grundkonfiguration muss der Verwalter erst einmal einen PC über eine serielle Schnittstelle anschliessen. Statt eines simplen Textmenüs erwartet den Anwender ein recht kryptisches Kommando-Interface. Per Init-Kommando und einer Vielzahl von Parametern stellt der Administrator die Basisparameter ein. Dann sollte sich der V-Switch im LAN auch über Telnet adressieren lassen. Im ersten Anlauf funktioniert das nur über Stolpersteine. Erst nach einigem Tüfteln an der Konsole stellt sich heraus, dass die Dokumentation kleine Fehler bei der Benennung der Interfaces aufweist. Der Vorteil am Kommandozeilen-Interface ist hingegen, dass Windows- oder Linux-Skripte die Funktionen des V-Switch automatisiert steuern können.





Anders als andere Appliances verfügt der V-Switch über keinen integrierten Webserver für das Management. Sanrad liefert zwei Java-Tools, "StoragePro"-Server und -Client mit. Der Management-Server tritt über einen speziellen IP-Port mit der Appliance in Kontakt. Die GUI liefert ein zweites Java-Tool, das der Administrator entweder lokal oder über einen Webserver startet. Im Test funktionierte der Client nur mit Aussetzern. Mal friert die GUI einfach ein, mal stürzt sie ganz ab.


Schreibfähige Snapshots

Die GUI zeigt die gefundenen V-Switches im LAN an. Zu jedem Gerät existiert eine hierarchische Darstellung mit Storage, Identities, Exposed Volumes sowie Unexposed Volumes. Weitere Fenster geben Detailinformationen zu Objekten und listen Alarme und Meldungen des Geräts auf. Unter Identities definiert der Administrator iSCSI-Initiatoren oder Initiator-Gruppen, die später Zugriff auf Speicherressourcen erhalten. Das Storage-Menü verwaltet die an den SCSI- und FC-Ports angeschlossenen Laufwerke. Diese kann der Administrator in Sub-Volumina unterteilen oder als komplette Laufwerke verwenden. Über die Funktion Expose gibt der Verwalter Laufwerke und Unterlaufwerke im iSCSI-SAN frei. Dabei erstellt das System auch die iSCSI-Targets, zu dem diese Laufwerke als LUN gehören. In den Eigenschaften des Targets legt der Administrator zudem die Zugriffsberechtigungen fest. Der V-Switch stellt dabei Funktionen für Laufwerkspiegel und Snapshots bereit. Beide Funktionen arbeiten ohne Rücksicht auf die physisch angebundenen Geräte.





Im Test unterteilten wir ein logisches 1,6-TB-Laufwerk des Nexsan ATA-Beast in kleinere Sub-Volumina. Ein 8-GB-Sub-Laufwerk erhielt dabei einen Spiegel auf einer alten 8-GB-Ultra-SCSI-Platte. So lassen sich alte, langsamere Speicher-Pools gut als Backup-Systeme und temporäre Snapshot-Ziele für schnelle, moderne Laufwerke einsetzen.
Der Switch erlaubt auch schreibfähige Snapshots. Diese Funktion kommt Windows-Nutzern entgegen, da Windows-Server keine NTFS-Volumina im Read-Only-Modus einbinden dürfen. So kann der Verwalter von einem zu sichernden Laufwerk einen R/W-Snapshot erstellen und diesen einem anderen Server als vollwertiges Laufwerk übergeben. Ändert der zweite Server Informationen auf dem Laufwerk, vermerkt der V-Switch das im Laufwerkstatus. Das spielt keine Rolle, da der Administrator nach erfolgtem Backup den Snapshot ohnehin löscht oder erneuert.


Fazit

Das Produkt der RAD-Gruppe überzeugt durch die Funktion, lässt aber bei Administration und Verwaltung geringe Wünsche offen. Doch bei einem Storage-Switch wiegt die Funktion deutlich schwerer als Probleme mit dem Management-Interface. Der Sanrad V-Switch 3000 eignet sich sehr gut, um bestehende Speicher-Ressourcen zu verwalten, zu virtualisieren und in mehreren iSCSI-SANs zur Verfügung zu stellen. Auf den ersten Blick erscheint der Listenpreis von 27'000 Dollar überteuert. Allerdings integriert Sanrad alle Funktionen für Storage-Management und Virtualisierung; andere Lösungen mit vergleichbarem Funktionsumfang fallen ähnlich teuer aus.
Sehr interessant für kleinere Installationen ist dabei auch der kleine Bruder V-Switch 2000, der nur zwei 1-Gbps-Interfaces für das iSCSI-SAN offeriert und entweder zwei SCSI- oder zwei FC-Ports als Storage-Interface anbietet.




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