Aufpoliertes Office für Mac OS X

Die Version 2004 von Microsoft Office für Mac bringt Modellpflege, aber kaum Revolutionäres.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/09

     

Im Office-Umfeld ist der Mac ein eher seltener Gast. Doch auch Kreative und Heimanwender, die mit Apple-Rechner arbeiten, sind auf Textverarbeitung und Tabellenkalkulation angewiesen. Und diese stammen, wie auch in der Windows-Welt, meist aus dem Hause Microsoft. Alternativen sind auf der Mac-Seite noch dünner gesät als unter Windows und scheitern spätestens an den mangelhaften Filtern für die weitverbreiteten Dateiformate von Word, Excel und PowerPoint.
Dieses Problem kennt Microsoft Office 2004, die zweite Ausgabe des Büropakets für das Mac OS X, nicht. Die Dateiformate sind identisch mit denjenigen der letzten Mac- und Windows-Versionen – mit einer Einschränkung: Das Rechtemanagement, das Microsoft mit Office 2003 auf der Windows-Seite eingeführt hat, kennt kein Pendant unter Mac OS X. Da diese Funktionalität aber eher umstritten ist, dürften sie die Mac-Anwender kaum wirklich vermissen.


Detailpflege statt Revolutionen

Office 2004 besteht wie gehabt aus Word, Excel und PowerPoint sowie dem Groupware-Client Entourage, dem Pendant zu Outlook auf der Windows-Seite. In der Professional-Version kommt zusätzlich der kürzlich aufgekaufte PC-Emulator VirtualPC hinzu. Vom Umfang her ergeben sich gegenüber dem Vorgänger Office v.X also keine Änderungen. Und auch in den Anwendungen selber sind die Neuerungen wenig augenfällig am grundsätzlichen Erscheinungsbild hat sich nichts geändert. Microsoft hat sich weitgehend auf Modellpflege beschränkt und das Officepaket nur mit wenigen Funktionen ergänzt.




Die grösste Neuerung betrifft die Möglichkeit, Dokumente, Termine, Notizen und E-Mails projektbezogen zu organisieren. Entourage hat zu diesem Zweck ein Projektzentrum erhalten, das einen schnellen Überblick auf zusammengehörende Informationen erlaubt. Office-Dokumente lassen sich direkt aus der Anwendung heraus einem Projekt zuordnen und entsprechend ablegen, «fremde» Dateien finden den Weg per Drag & Drop an die entsprechende Stelle. Über einen Fileserver oder per WebDAV, beispielsweise über die iDisk, können mehrere Benutzer an einem Projekt mitarbeiten. Für den Alltagsgebrauch in kleineren Umgebungen mag diese «manuelle» Form der Zusammenarbeit ausreichen, an die Funktionen von Office 2003 für Windows zusammen mit einem SharePoint-Server reicht die Mac-Version jedoch nicht heran.





Der Rest der Neuerungen darf wohl als Detailpflege bezeichnet werden. Der Spam-Filter von Entourage erkennt nun die meisten unerwünschten Werbemails, und die von Outlook 2003 übernommene dreispaltige Ansicht der E-Mails verbessert den Überblick über eingegangene Post. Die Zusammenarbeit mit einem Exchange-Server funktioniert allerdings immer noch über WebDAV und bietet weniger Möglichkeiten als Outlook. Word bietet neu eine Notizblock-Ansicht, die für die mehr oder weniger geordnete Erfassung von Notizen gedacht ist und über einen Zeichenstift auch Freihand-Zeichnungen erlaubt. Insbesondere für Grafiker interessant ist die Möglichkeit, Excel-Tabellen als XML-Datei zu speichern. Mit Hilfe eines Skriptes liesse sich so der Datenaustausch zwischen Tabellenkalkulation und der Layout-Software InDesign vereinfachen. Und endlich beherrscht Excel die Anzeige einer Tabelle im Seitenlayout nicht nur als Vorschau, sondern im Arbeitsmodus. Diese Darstellung ist eine Hilfe für all diejenigen, die häufig damit kämpfen, Tabellen und Diagramme auf einer A4-Seite anzuordnen.


Viel Platz für wenig Neues

Trotz fehlender tiefgreifender Änderungen ist der Platzbedarf von Office 2004 bei einer Vollinstallation gegenüber der Vorgängerversion von rund 450 MB auf gut 580 MB angewachsen. Die Installation erfolgt nach wie vor entweder, indem der Office-Ordner von der CD auf die Festplatte gezogen wird, oder über ein mitgeliefertes Installationsprogramm. Für nachträgliche Updates steht eine automatische Update-Funktion zur Verfügung, die in der getesteten Vorversion allerdings noch nicht funktionierte.





Insgesamt liefen die Office-Anwendungen in unserem Test stabil und mit ausreichender Geschwindigkeit. Word und Excel liessen sich auch von umfangreichen Dokumenten nicht aus dem Tritt bringen, und die IMAP-Unterstützung in Entourage besass im Unterschied zur Vorversion kaum noch Aussetzer in Form von Time-outs. So oder so sind die Neuerungen im Groupware-
Client, wenn man das Projektzentrum dazuzählt, das einleuchtendste Argument für ein Update, aber auch dieses Argument vermag nur halb zu überzeugen: Für Benutzer der Vorversion ist ein Update-Preis von 370 Franken angesichts der gebotenen Neuerungen schlichtwegs zu hoch. Das gilt im verstärkten Masse für Anwender, die auf die Projekt-Funktionen verzichten können. Wer neu aufs Mac OS X ein- oder umsteigt, kommt dagegen um Microsofts Officepaket mangels Alternativen kaum herum, auch wenn dieses Paket mit rund 800 Franken nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen ist.




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