Günstig und leistungsfähig: Online-Communities mit PHP

Unzählige Firmen bieten ein Online-Forum, wo sich Kunden über Produkte, Services und angrenzende Themen austauschen. Wir stellen bewährte Lösungen aus dem PHP-Umfeld vor.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/22

     

Die einfachste Form der Community - das Gästebuch - findet sich inzwischen schon fast auf jeder privaten Homepage. Die anspruchsvollere Variante - das Forum - wird eher auf professionellen Firmenseiten zu finden sein. Richtig grosse Community-Portale sind hingegen selten und werden meist auf Websites betrieben, die den Meinungsaustausch als alleinigen Geschäftszweck betreiben.



Eine Umfrage bei den Mitgliedern der Schweizer PHP-User-Group ergab folgende Nutzung von Software für die Bildung von Communities:




Nach Aussage der Mitglieder wird PostNuke am häufigsten verwendet, gefolgt von PHPNuke. Da hier nur die bekanntesten Portal-Scripts abgefragt wurden, entfällt ein grosser Anteil auf die Option "Keines der genannten". Anfragen an einzelne Firmen ergaben denn auch, dass viele Community-Betreiber ihre eigene Software entwickeln.



So verwendet das Schweizer Christenportal Livenet ausschliesslich selbstentwickelte Software. Lediglich die Forumsoftware von BurningBoard wird als Open-Source-Lösung genutzt.



Das Non-Profit-Portal Zonezwei hat für die Website eine eigene Lösung entwickelt und setzt für das Forum das Script phpBB ein. Ähnlich sieht es für das Portal Alleskostenlos.ch aus, bei dem kostenlose Software und Informationen angeboten werden. Zwar werden die Inhalte auch hier mit PHP verwaltet, jedoch ebenfalls mit einem selbstentwickelten Script.



Eine Firma, die voll auf Open Source setzt, ist Adfinis. Sie hat PostNuke evaluiert und sich überdies dafür entschieden, den vorhandenen Code für die Weiterentwicklung zu verwenden. Nach Aussagen des Geschäftsführers Michael Moser waren dabei insbesondere Verbesserungen in der Performance durchzuführen. Im Hause der Adfinis wird PostNuke mehr als Tool zum Content Management eingesetzt und nicht als Portal für eine Community.



Damit wird auch deutlich, dass die Grenze zwischen Community-Portal und Content-Management-Lösung durchaus fliessend ist. Es hängt letzten Endes von den vergebenen Rechten ab, wie eine solche Software zu sehen ist: Dürfen alle Benutzer neue Beiträge erstellen, handelt es sich um eine Community: Ist das Einfügen neuer Beiträge auf bestimmte Personen (Autoren) beschränkt, so läuft das ganze in Richtung Content Management.



Schaut man sich europaweit oder weltweit einmal nach erfolgreichen Communities um, so fällt besonders eine kommerzielle Software immer wieder auf: vBulletin von Jelsoft Enterprise wird sehr oft für Foren eingesetzt, hauptsächlich dann, wenn die Seiten von vielen Leuten besucht werden. So setzt auch Clickfish diese Software für sein Forum ein. Im englischsprachigen Bereich werden stark frequentierte Foren ebenfalls häufig mit dieser Software betrieben. Ebenfalls darauf aufbauende Sites, die insbesondere von Webmastern gern besucht werden, sind webhostingtalk.com oder auch das bekannte Flash-Portal www.flashforum.de/forum/.



Ein weiteres beliebtes Forum-Script ist Phorum, das auch von der Schweizer PHP-User-Group für ihre Diskussionen eingesetzt wird. Diese frei verfügbare Software ist allerdings vom optischen Eindruck und den enthaltenen Features her etwas spartanisch ausgestattet. Doch lassen sich damit die Diskussionsbeiträge in Baumform (threaded) darstellen, was andere Foren wiederum nicht anbieten.


Breite Softwarepalette

Schaut man sich die verfügbare Open-Source-Software im Bereich Community und Portalsysteme genauer an, fallen zwei Dinge besonders ins Auge:



1. Portalsysteme wie PHPNuke oder PostNuke sind ausgesprochen umfangreich. Das Script-Paket besteht aus über tausend einzelner Dateien.



2. Im Betrieb sind fast alle Portalscripts ausgesprochen langsam. Wer mit Modem oder ISDN auf die Portalseiten von www.phpnuke.org oder www.postnuke.com geht, wird leicht feststellen, dass die Seiten für den Aufbau recht lange brauchen.




Der Grund für den langsamen Seitenaufbau ist das Design der fertigen Portalseite, das aus ineinander verschachtelten Tabellen besteht. Diese werden je nach Browsersoftware erst angezeigt, wenn alle Daten vollständig übertragen sind. Daher kann der Aufbau einer solchen Seite schon mal mehr als 20 Sekunden in Anspruch nehmen.



Wer es gern etwas schlanker mag, kann für seine Community auch nur eine Forensoftware einsetzen. Hier ist die Auswahl deutlich grösser als bei den Portalen, und die Scripts sind kleiner. Dennoch ist auch bei einem Forum darauf zu achten, wie es sich bei häufigen Zugriffen verhält.



Einige Webhoster verbieten den Einsatz bestimmter Foren-Scripts auf dem Server, da diese zu viel Systemlast erzeugen. So ist der Einsatz von Produkten wie UBB, YaBB Gold oder Ultimate BBS bei diversen Webhostern nicht zugelassen. Insbesondere die Datenbankzugriffe sind bei vielen Anwendungen nicht optimiert und erzeugen bei gleichzeitigem Zugriff vieler Besucher eine zu hohe Belastung der Datenbank. Dies zeigt sich besonders dann, wenn keine Datenbank genutzt wird und die Beiträge in einfachen Textdateien (flat files) abgelegt werden. Statt dessen werden hingegen oft die Lösungen phpBB oder xmbforum empfohlen.



Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann zum schon erwähnten vBulletin greifen. Dieses Programm ist sehr weit verbreitet, allerdings leider nicht kostenlos. Für eine Jahreslizenz zahlt man 85 Dollar, eine zeitlich unbegrenzte Lizenz kostet 160 Dollar. Der Preis scheint jedoch gerechtfertigt, wenn man sieht, wie oft diese Software bei amerikanischen Communities im Einsatz ist. Ebenfalls für diese Lösung spricht die Tatsache, dass noch keine Probleme mit mangelnden Serverressourcen bekannt geworden sind.




Wichtiger als die Wahl der Lösung: Hochqualitative Diskussionen

Ganz gleich für welche Software man sich entscheidet, der Erfolg einer Community-Site hängt entschieden von der Attraktivität der Themen und der Qualität der Diskussionsbeiträge ab. Um eine solche Site bekanntzumachen, muss sie schon sehr intensiv beworben werden. Dazu tritt oft auch der gefürchtete "Leere-Seiten-Effekt" auf: Ist noch kein Beitrag vorhanden, traut sich niemand, den Anfang zu machen. Daher sollten in jeder Community ein Moderator darauf achten, dass interessante Beiträge schon bei der Eröffnung bereit stehen. Das können Tips & Tricks ebenso sein wie Buchbesprechungen.




Zudem in der Print-Ausgabe: Web-Ressourcen für PHP-Communities und Installation in wenigen Schritten - Anleitung für zwei PHP-Communities



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