Warum nur beim SBS?

Mit dem Small Business Server 2003 (SBS) beweist Microsoft, dass die Integration verschiedener Produkte durchaus auch funktionieren kann.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/20

     

Microsoft hat in letzter Zeit nicht bei allen Produkten dadurch geglänzt, dass die Integration verschiedener Komponenten und Produkte aus dem eigenen Haus besonders gut gelungen wäre. Das gilt für den MIIS 2003 (Microsoft Identity Integration Server) wie für die Sharepoint Portal Services (SPS) beim Office System 2003. Dass es auch anders geht, beweist Microsoft beim Small Business Server 2003, der durch eine voll integrierte Installation ebenso wie eine durchdachte, zentrale Verwaltungskonsole überzeugt, die man sich in ähnlicher Form auch beim Windows Server 2003 wünschen würde.


Warum ein Small Business Server?

Der Name ist beim SBS Programm. Microsoft hat den SBS schon mit Windows NT 4.0 eingeführt und dann auch in einer Version für Windows 2000 angeboten. Die Zielsetzung dabei war von Beginn an, alle wichtigen Serverfunktionen für kleinere Unternehmen auf einem zentralen System anzubieten. Dazu gehören neben den Datei- und Druckdiensten auch weitere Funktionen wie die E-Mail-Unterstützung.



Allerdings war der SBS bisher mehr eine Zusammenstellung verschiedener vorhandener Produkte, angereichert mit ein paar Add-ons wie einer zentralen ToDo-List und anderen programmübergreifenden Installations- und Konfigurationsfunktionen. Doch richtig überzeugend wirkte das bisher nicht.




Wenn man die Anforderungen kleinerer Unternehmen betrachtet, dann geht es um eine Serverplattform, über die Funktionen wie eben Datei- und Druckdienste,
E-Mail, der sichere Zugang zum Internet, Remote-Management-Funktionen auch für externe Dienstleister, Zugriffe für mobile Benutzer und natürlich die notwendigen Systemmanagementdienste wie die Datensicherung in einfacher Weise abgewickelt werden können. Microsoft hat in der Standard Edition des SBS 2003 denn auch folgerichtig auf den SQL Server verzichtet, liefert aber die MSDE (Microsoft SQL Server Desktop Engine) mit. In der Premium Edition gehören dagegen sowohl der SQL Server - noch in der Version 2000 - als auch der Microsoft ISA Server (Internet Security and Acceleration Server) zum Paket.
Der SQL Server als Standalone-Lösung ist für kleinere Unternehmen oft auch nicht erforderlich. Denn dort werden eher spezielle Unternehmensanwendungen eingesetzt, die sehr häufig bereits ein DBMS (Datenbankmanagementsystem) speziell für diese Anwendung enthalten. Der ISA Server wäre dagegen für die Sicherung des Systems gegen unbefugte Zugriffe aus dem Internet durchaus wünschenswert, ist aber andererseits auch eine reichlich komplexe Plattform.



Allerdings nutzt die Standard Edition des SBS 2003 sowohl die Internetverbindungs-Firewall als auch die Sicherheitsfunktionen der Routing and Remote Access Services des Windows Server 2003. Damit wird ein Produkt wie der ISA Server zwar nicht ersetzt, aber man hat zumindest eine relativ leicht beherrschbare Basis - und wenn diese richtig genutzt wird, ist das mehr wert als ein nicht oder falsch genutzter ISA Server.



Zudem bieten gängige DSL-Router und andere Hardwareschnittstellen zum Internet ebenfalls noch Basis-Firewall-Funktionen, so dass sich in der Kombination zumindest einigermassen sichere Lösungen aufbauen lassen, die zumindest dann ausreichen sollten, wenn der Internetauftritt bei einem externen Provider gehostet wird und das Lesen und Versenden von Mails im Internet ebenfalls über einen solchen externen Partner erfolgt.



Wenig überraschend ist, dass Microsoft auch die Sharepoint Portal Services (SPS) in den SBS 2003 integriert hat. Damit kann nun eine interne Web-Site aufgebaut werden. Durch die vordefinierten Web Parts, also funktionale Komponenten beispielsweise für Diskussionsforen, Formulare oder die Bereitstellung von Fotos oder allgemeinen Dokumenten, lassen sich damit einfach solche Web-Sites anpassen. Damit wird eine grundlegende Groupware-Funktionalität geliefert, die auch für kleinere Unternehmen Sinn machen kann. Denn der Informationsaustausch in Teams und Arbeitsgruppen wird damit doch deutlich erleichtert.



Ebenso überraschend wie erfreulich ist, dass die Premium Edition im gleichen Preisbereich wie der bisherige SBS 2000 liegt, während der Listenpreis für die Standard Edition des SBS 2003 mit 600 Dollar einschliesslich fünf Client Access Licenses (CALs) nicht einmal die Hälfte davon beträgt.




Mehr Funktionalität, aber kein SQL Server mehr

Die Funktionen des SBS 2003 sind um den Windows Server 2003, den Exchange Server 2003 und die Sharepoint Portal Services herum aufgebaut. Der Exchange Server 2003 ist dabei die Basis für die E-Mail-Funktionalität. Seine Konfiguration wird aber beim SBS 2003 durch eine ganze Reihe von Assistenten wesentlich vereinfacht. Funktionen wie OWA (Outlook Web Access) und OMA (Outlook Mobile Access) lassen sich über Assistenten ebenso konfigurieren wie das Zusammenspiel mit externen POP3- und SMTP-Servern.



Die eigentliche Basis ist aber der Windows Server 2003. Bei diesem vermögen insbesondere die vereinfachten Administrationsschnittstellen zu gefallen. Die Serverkonfigurationsanwendung des Basis-Betriebssystems ist schon im Vergleich mit dem Windows 2000 Server positiv aufgefallen; beim SBS 2003 ist die Schnittstelle für das Server-Management nun vollkommen überarbeitet worden und sicherlich das Beste, was Microsoft in diesem Bereich bisher zustandegebracht hat. Die Frage, die sich dabei stellt, ist eigentlich nur, wann eine vergleichbare Funktionalität auch für den "normalen" Windows Server 2003 bereitgestellt wird.




Direkt nach der Installation wird zunächst eine ToDo-List angezeigt, die sich später in der Anwendung Server Management wiederfindet. Dort gibt es dann aber funktional geordnet weitere Bereiche, von der Verwaltung der internen Web-Site über die Konfiguration von Internetzugang und E-Mail-Diensten bis hin zum Benutzermanagement, dem Gruppenmanagement oder der Konfiguration der Terminaldienste. In den einzelnen Bereichen finden sich wiederum die wichtigsten Tasks, durch die in der Regel ein Assistent leitet. Die Verwaltungsfunktionen sind in Standardaufgaben und erweiterte Aufgaben untergliedert. Zu den erweiterten Aufgaben zählen beispielsweise komplexere Funktionen wie die Verwaltung der Gruppenrichtlinien oder die Konfiguration der Internetinformationsdienste über die interne Web-Site und gegebenenfalls eine externe Firmen-Web-Site hinaus.



Auch dabei werden Funktionen über vordefinierte Tasks unterstützt. Zusätzlich können auch die bekannten Administrationsprogramme aus der Gruppe Verwaltung genutzt werden, wie sie sich auch beim Windows Server 2003 finden. Das ist aber erst erfreulich spät notwendig, weil die wichtigsten Aufgaben komplett über die neuen Management-Schnittstellen des SBS 2003 abgedeckt werden.



Zu diesen Grundfunktionen, die direkt aus der Verwaltungsschnittstelle erledigt werden können, gehören nun auch die Datensicherung und die Überwachung des Servers. So können beispielsweise einfach Schwellwerte definiert werden, bei deren Überschreitung Warnmeldungen erscheinen. Ausserdem können auch tägliche Berichte über die Auslastung des Servers automatisch erstellt und per E-Mail an einen Administrator gesendet werden.



Das vielleicht wichtigste neue Feature - das auch für den Windows Server 2003 wünschenswert wäre - sind aber die Vorlagen für die Erstellung neuer Benutzer. In diesen Templates können viele Einstellungen zu den Anwendern wie beispielsweise die Gruppenzugehörigkeit vordefiniert werden. Darüber hinaus lassen sich nun auch mehrere Benutzer in einem Arbeitsschritt auf Basis eines Template anlegen. Das Benutzermanagement wird dadurch signifikant vereinfacht.



Über den Windows Server 2003 hinaus gehen auch die Funktionen für entfernte und mobile Benutzer. Bei Remote-Zugriffen wird nun etwa eine Fernadministration unterstützt, was gerade bei kleineren Unternehmen wichtig ist, weil hier oft externe Dienstleister für den Serverbetrieb verantwortlich sind. Über die Standardschnittstelle können so auch Berichte zur Auslastung und Performance des Servers abgerufen werden.



Endbenutzer können ebenfalls in effizienter Weise über das Internet oder Wählverbindungen auf den SBS 2003 zugreifen. Im Remote Web Workplace sind Funktionen wie OWA, der Remote Desktop für den Zugriff auf den lokalen PC im Unternehmen und der Zugriff auf das über die SPS realisierte Intranet zusammengefasst. Benutzer können darüber hinaus auch Exchange-Informationen auf Smartphones oder PDAs replizieren.



Schliesslich gibt es noch die Sharepoint Portal Services. Diese werden automatisch installiert, wodurch sofort eine interne Web-Site zur Verfügung steht, die einfach angepasst werden kann. So stehen etwa mehrere Standard-Layouts zur Auswahl, die über zusätzliche Web Parts erweitert werden können, um dem Portal weitere Funktionen hinzuzufügen. Neben den Basisdiensten des Windows Server 2003 und des Exchange Server gibt es damit einfach nutzbare, aber dennoch leistungsfähige Groupware-Funktionen, die aber keine komplexe Programmierung erfordern.




Langwierig, aber einfach

Einfach ist auch die Installation des SBS 2003, auch wenn sie ziemlich zeitaufwendig ist. Da je nach Funktionsumfang zwischen drei und fünf CDs benötigt werden, dauert es doch einige Zeit für eine manuelle Installation. Das wird sich aber dadurch relativieren, dass der SBS 2003 typischerweise von Dienstleistern oder Händlern konfiguriert oder bereits vorinstalliert mit der Server-Hardware ausgeliefert wird.



Erfreulich ist jedoch für diejenigen, die das System selbst installieren, dass es keine technischen Hürden in der Installation gibt, wie sie in letzter Zeit doch öfter bei Microsoft-Server-Produkten zu beobachten waren. Entsprechend legt der SBS 2003 auch die Messlatte für andere Produkte wie das Office System 2003 oder den MIIS 2003 höher. Denn wenn Microsoft es schafft, die Installation verschiedener Komponenten beim SBS 2003 sauber zu integrieren, dann sollte das eigentlich auch bei anderen Produkten gelingen.





Durchdachtes Produkt für kleinere Unternehmen

Der SBS 2003 präsentiert sich insgesamt als durchdachtes und ausgereiftes Produkt. Dabei dürfte für viele Kunden die Standard-Edition erste Wahl sein, weil sie dort zwar auf den SQL Server verzichten müssen, dafür aber im Vergleich zur Vorversion viele Verbesserungen bei den Funktionen finden, die sie wirklich benötigen. Die E-Mail-Funktionalität beispielsweise wurde stark verbessert, und die einfach nutzbaren Intranet- und Kollaborationsdienste der Sharepoint Portal Services können auch in kleinen Unternehmen durchaus Nutzen schaffen. Der SBS 2003 ist vor allem in der Standard-Edition ein Angebot, dessen Preis man nur als Kampfansage an andere Anbieter werten kann. Hier wird wirklich viel Leistung für relativ wenig Geld geboten.



Da die SPS bereits mit dem SBS 2003 installiert werden, lassen sich auch die neuen Funktionen des Office System 2003 einfach nutzen. Dieses kann sogar mit dem SBS 2003 zusammen eingerichtet und für die Verteilung auf die Client-Systeme bereitgestellt werden.




Microsoft hat mit dem SBS 2003 ein interessantes Angebot für kleinere Unternehmen geschaffen. In der Schweiz sollen zum Release der deutschen Version des Produkts bereits 450 ausgebildete Händlerspezialisten bereitstehen, so dass man ausreichend Optionen für den Bezug der Applikation haben wird. Ob man es nur lizenziert und dann selbst installiert oder ein Komplettangebot eines Händlers oder Dienstleisters wahrnimmt, ist dann vor allem eine Frage des eigenen IT-Know-hows, wobei man durchaus nochmal erwähnen kann, dass es für den SBS 2003 weniger Know-how als je für einen Windows-Server braucht. Allerdings wird man früher oder später auch mal an die Grenzen der Assistenten stossen, so dass Spezialistenwissen im Hintergrund sicher kein Fehler ist.



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