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Stolzer Käufer oder cleverer Nutzer? Wirtschaftliche Finanzierungsformen für die IT
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Stolzer Käufer oder cleverer Nutzer? Wirtschaftliche Finanzierungsformen für die IT

Von Kim Obrist

Je nach Branche beträgt der Anteil der IT-Kosten zwischen einem und zehn Prozent. Dieser Prozentsatz wird sicherlich steigen – und damit der Investitionsbedarf. Die Finanzierungsart kann massgeblich dazu beitragen, den Kostendruck zu senken und die Liquidität eines Unternehmens zu schonen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2017/11

     

Während für Laptops, Bürosoftware, Server und Speicher-Bausteine das Preisniveau seit Jahren fällt, steigen gleichzeitig die technischen Anforderungen an die IT-Architektur der Betriebe. Auch unternehmensweite oder gar unternehmensübergreifende Standards zwingen oft dazu, die eigene IT weiter auszubauen. Nicht immer ist dabei der Kauf oder ein Bankkredit die langfristig beste Lösung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, die Life-Cycle-Kosten zu minimieren.


Sieht man einmal von zwar sehr innovativen, aber nicht im Markt etablierten Methoden wie Crowdfunding oder Business Angels ab, bleiben realistisch betrachtet drei Finanzierungs­modelle übrig: Kauf, Leasing oder Miete. Sie unterscheiden sich teilweise deutlich in ihren Auswirkungen auf die Liquidität wie auch auf die Steuerlast eines Unternehmens.

Der Kauf

Die Entscheidung für Kauf, Leasing oder Miete hat steuerrechtliche Auswirkungen auf die Bilanz. Gekaufte Wirtschaftsgüter werden in den Anschaffungskosten bilanziert. Die dafür benötigten Investitionsmittel müssen aus den laufenden Umsätzen finanziert und über die Lebensdauer abgeschrieben werden. Dabei muss das Unternehmen berücksichtigen, dass es auch die Verzinsung des investierten Kapitals in der nachfolgenden Nutzungsdauer wieder verdienen muss.


Beim Kauf handelt es sich entweder um eine Innenfinanzierung auf Basis vorher erzielter Gewinne oder um eine Aussenfinanzierung. In diesem Fall kommen die benötigten Gelder von einem Kredit. Der Nachteil dabei: Die Innenfinanzierung schmälert die Liquidität, die Bankfinanzierung den eingeräumten Kreditrahmen. Zudem kostet eine klassische Finanzierung über die Hausbank nicht nur Zinsen, sondern auch Zeit – die bürokratische Vergabe eines Kredits durch ein Finanzinstitut kann dauern. Ein Argument allerdings spricht für den Kauf: Wer geschickt verhandelt, kann einen Rabatt vereinbaren. Diese Möglichkeit ist bei den anderen Finanzierungsmöglichkeiten meist ausgeschlossen.

Leasing

Unter Leasing versteht man die Nutzung eines Wirtschafts- oder Investitionsgutes, ohne dessen Eigentümer zu sein. Die Investition wird aus dem Beitrag finanziert, den das Investitionsgut erbringt. Deshalb wird Leasing im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch auch als "Pay as you earn"-Modell bezeichnet. Ein Leasingvertrag läuft meist über mehrere Jahre, in denen der Leasingnehmer das Leasinggut nutzen kann. Bei dieser Vertragsform entsteht ein Dreiecksverhältnis zwischen Kunde, Lieferant und Leasinggesellschaft. Die grosse Stärke von Leasing liegt in erster Linie in den steuerrechtlichen Vorteilen. Obwohl der Leasingnehmer das Wirtschaftsgut beim Lieferanten bestellt, wird er nicht der juristische Eigentümer. Er zahlt lediglich ein monatliches Entgelt für die Nutzung. Damit liegt die Bilanzierungspflicht auch nicht bei ihm, sondern beim Leasinggeber. Die Kosten für die Nutzung tauchen ausschliesslich in der Gewinn- und Verlustrechnung auf.


Durchgesetzt hat sich Leasing zuerst in der Automobilbranche. Fast zwei Drittel des gesamten Leasingaufkommens entfällt auf Fahrzeuge. Mittlerweile kann aber jedes bewegliche Wirtschaftsgut geleast werden: von der Kaffeemaschine über den Schreibtisch bis hin zu Laptops und Druckern. Die Untergrenze hängt vom jeweiligen Leasing-Anbieter ab, beträgt aber typischerweise circa 1000 Franken. Durch eine Rahmenvereinbarung zwischen Leasing-Geber und -Nehmer können jedoch auch kleinere Geräte geleast werden. In diesem Fall wird nicht der einzelne Kauf finanziert, sondern eine Gesamtsumme vereinbart.
Bei der Entscheidung für ein Leasingmodell gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten: Leasing bei der Hausbank, Leasing vom Hersteller oder Leasing durch einen Drittanbieter. Auch hier ist die Hausbank meist nicht die günstigste Lösung – das hängt aber vom Einzelfall ab und sollte mit dem jeweiligen Berater besprochen werden. Der Grund für das günstigere Hersteller-Leasing: Der Verkäufer nutzt die Finanzierung als Verkaufsargument. Das heisst, er subventioniert einen Teil seiner Kosten, um das Gesamtpaket verkaufen zu können. Das Drittanbieter-Leasing hat wiederum den Vorteil, dass es sich hier oft um spezialisierte Anbieter handelt, die genau die Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden kennen. Zudem treten sie als Grosseinkäufer gegenüber den Herstellern auf und können ihre Handelskonditionen an ihre Kunden weitergeben.


Ein Beispiel: Eine Schule sucht kurzfristig einen Finanzierungspartner für ihre ICT-Ausstattung. Finanziert werden sollen Server, Rechner, Monitore und Software, mit denen die Schüler arbeiten und üben können. Die Herausforderungen dabei: Einige der Investitionsgüter liegen unterhalb der Leasingschwelle, darüber hinaus lässt sich wegen den vielen wechselnden Benutzern die Lebensdauer eines einzelnen Rechners oder Monitors nicht genau beziffern. Die Lösung besteht in einer Dispo-Rahmenvereinbarung mit einem Leasing-Anbieter. Das Besondere dabei sind die unterschiedlichen Laufzeiten der einzelnen Geräte. So läuft der Leasingvertrag für einen Server zum Beispiel vier Jahre, während es bei einem mehr beanspruchten Laptop oder Desktoprechner drei Jahre sind.

Miete

Bei der Miete handelt es sich um einen Nutzungsvertrag, der entweder vom Hersteller oder vom Reseller mit dem Käufer für einen definierten Zeitraum abgeschlossen wird. Diese Finanzierungsform hat sich vor allem bei der Bürotechnik durchgesetzt. Die Miete unterscheidet sich vom Leasing vor allem dadurch, dass zusätzliche Leistungen vereinbart werden können. Dazu zählen zum Beispiel die Versorgung mit Verbrauchsmaterialien, technischer Service oder das Update auf die jeweils neueste Gerätegeneration. Auch ist bei dieser Finanzierungsform der Anbieter für die Funktionstüchtigkeit des Objekts verantwortlich. Allerdings sind diese Leistungen natürlich nicht kostenlos zu haben. Deshalb ist die Miete meist die teuerste, aber auch die umfassendste Finanzierungslösung.

Eine Sonderform der Miete sind die zunehmenden Hardware- oder auch Software-as-a-Service-Angebote (HaaS/SaaS): Die Software wird nicht gekauft, sondern deren Nutzung gemietet. Teilweise laufen die Programme nicht einmal mehr auf dem lokalen Rechner, sondern in der Cloud. Die Vorteile: Sofort fällt nur ein Bruchteil des Gesamtpreises an und der Anwender arbeitet immer mit der neuesten Version. Um Updates und um die Sicherheit muss er sich keine Gedanken machen. Die Nachteile: Irgendwann übersteigen die monatlichen Kosten die ursprüngliche Kaufsumme. Und stellt der User die Zahlungen ein, dann verweigern selbst lokal installierte Programme irgendwann ihren Dienst.


Der Mietkauf stellt eine Kombination von Miete und Kauf dar. Die Hauptunterschiede: Nach der vereinbarten Mietkaufdauer geht das Objekt in den Besitz des Mieters über. Der Investor muss im Gegensatz zu Leasing und Miete das Investitions­gut in seiner Bilanz aufführen. Gleichzeitig mit der ersten Rate ist die gesamte Mehrwertsteuer fällig. Das Objekt geht mit der Zahlung der letzten Rate in das Eigentum des Kunden über – er wird dadurch Eigentümer. Mietkauf kommt auch immer dann in Frage, wenn der Investor staatliche Fördermittel oder Investitionszulagen erhält.

Staatliche Unterstützung

Im besten Fall kann eine staatliche Finanzhilfe die Investition erleichtern. Allerdings sind diese Förderungen meist auf Start-ups oder den Ausbau von Produktionsstätten in benachteiligten Gebieten begrenzt. Eine Recherche ist es aber allemal wert. So vergibt zum Beispiel die Eidgenössische Stiftung zur Förderung schweizerischer Volkswirtschaft jährlich zinslose Darlehen, erwartet aber im Gegenzug von dem Unternehmer oder der Unternehmerin ein eigenes finanzielles Engagement. Eine solche Anschubfinanzierung erfolgt typischerweise in Form von zinslosen Darlehen bis maximal 150’000 Franken.

Eine Frage der Umstände

Bei der Entscheidung über die Finanzierungsform gibt es keinen Königsweg. Zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen für den Erwerb und die Nutzung der Investitionsgüter – und nicht zuletzt auch die Einstellung des Unternehmers zu seinem Eigentum. Für Betriebe mit einer hohen Liquidität kommt am ehesten der Kauf in Frage. Er ist zwar mit einem einmaligen hohen Kapitalaufwand verbunden, dafür fallen aber (zumindest bei der Innenfinanzierung) keine Kredit- oder Leasinggebühren an. Das Risiko eventueller Reparaturen kann dabei durch eine Garantieverlängerung gedeckelt werden. Leasing ermöglicht es, die Kosten abhängig von der Nutzung zu verteilen und bringt darüber hinaus steuerliche Vorteile. Das erhöht die Liquidität des Unternehmens und damit die Möglichkeiten, schnell auf veränderte Marktsituationen reagieren zu können. Das macht Leasing zur ersten Wahl für Unternehmen in dynamischen Märkten. Die Miete ist per se die teuerste Finanzierungsform, dafür ist der Unternehmer dank des meist verbunden Service-Paketes aber auch von allen Wartungsaufgaben befreit.

Der Autor

Kim Obrist ist External Sales Manager bei Grenke in Basel. Er kommt aus der ICT-Branche und ist seit vier Jahren beim Finanzierungsspezialisten tätig. Grenke bietet Leasing und Factoring für kleine und mittlere Unternehmen und ist in der Schweiz an sechs Standorten vertreten, darunter Zürich, Lausanne und Lugano.


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