Von iTunes auf den HDTV
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/09
«Alles, was es in iTunes gibt, gibt es jetzt auch auf Ihrem Breitformat-Fernsehgerät» – Apples Verkaufsslogan trifft die Natur des Apple TV punktgenau und deutet gleichzeitig auf die Vor- und Nachteile des Geräts hin.
Das mit 197x197 mm im Vergleich zum ähnlich aussehenden Mac mini leicht grossflächigere Gerät ist absolut kinderleicht zu installieren und nimmt per WLAN oder Ethernet Verbindung zur iTunes-Software auf. Der Fernseher – es muss zwingend ein HD- oder Enhanced-Definition-fähiges Breitbildgerät sein – wird via HDMI oder Komponenteneingang angeschlossen
Musik und Videos aus der iTunes-Bibliothek sowie Fotos aus beliebigen Verzeichnissen, der iPhoto- oder Aperture-Library lassen sich mit einem Computer synchronisieren und auf der internen 40-GB-Harddisk ablegen. Von bis zu fünf weiteren Computern kann man Video und Musik zudem aufs Gerät streamen – dann muss auf dem Computer aber gleichzeitig iTunes laufen.
Durch die Verzahnung mit iTunes beherrscht Apple TV jedoch nur Formate, die auch iTunes abspielt. Videos, die zum Beispiel als DivX, Xvid oder WMV vorliegen, müsssen zuerst konvertiert werden. Dies ist mit Quicktime Pro oder Drittherstellerprodukten wie Handbrake (Freeware, auch direkt ab DVD) oder dem brandneuen Roxio Crunch möglich. Auf HD-Filme aus dem iTunes-Store müssen Europäer wohl noch länger warten, das gibt es erst in den USA.
An der Bildqualität (Auflösung maximal 1280x720 Pixel bei 24 Frames pro Sekunde) gibt es hingegen nichts auszusetzen. Wer einmal eine Foto-Slideshow per Apple TV gesehen hat, will nie mehr mit einer herkömmlichen Tonbildschau belästigt werden. Die messerscharfe Anzeige der Albumcovers tröstet darüber hinweg, dass beim Musikhören der TV einzuschalten ist. Sogar Video-Podcasts im iPod-Miniformat bieten auf dem HDTV zwar kein hochwertiges Bild, sind aber durchaus erträglich.
Dennoch stellt sich die Frage, wer das 429 Franken teure Gerät wirklich braucht. Solange die Formatunterstützung besonders für Videos derart beschränkt bleibt – und das ist kein Hardwareproblem, sondern Apples Entscheidung zum willfährigen Gehorsam gegenüber der Content-Industrie, die sich durch zusätzliche Quicktime-Codecs per Softwareupdate korrigieren liesse – dürfte sich auch der Käuferkreis an sich unnötigerweise auf relative wenige begeisterte Early-Adopter beschränken.