cnt

Urs Binder: PDA-Shootout - Palm kämpft verbissen, PPC vor dem Sieg?

Die wilde Rauferei zwischen den PDA-Plattformen Palm und Pocket PC heute erinnerte bis vor kurzem an die Rivalenkämpfe zwischen Windows und Mac OS vor über zehn Jahren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/43

     

Die wilde Rauferei zwischen den PDA-Plattformen Palm und Pocket PC heute erinnerte bis vor kurzem an die Rivalenkämpfe zwischen Windows und Mac OS (das damals noch gar nicht so hiess) vor über zehn Jahren. Da gibt es eine Firma, die eine Produktkategorie mehr oder weniger erfunden und in Form durchaus ansprechender Produkte auf den Markt gebracht hat. Damals war es Apple mit dem Macintosh als erstem benutzbaren PC - Prinzip im übrigen abgeguckt bei Xerox -, heute ist es Palm mit dem ersten PDA Palm Pilot - Prinzip abgekupfert von Apples Newton.




Zu beiden Zeiten kam dann ein anderer Anbieter mit einem zunächst, gelinde ausgedrückt, suboptimalen Gegenangebot - Windows im historischen, Windows CE im aktuelleren Fall. Wie es auf dem Desktop weiterging, ist allen bekannt: Die suboptimale Konkurrenz hat sich ökonomisch zum faktischen Weltmonopol und technisch zur hochentwickelten Systemplattform für Arbeitsplatz- und Servereinsatz gemausert; die einstmals innovativere und klar bessere Plattform musste sich zusehends in Anwendernischen zurückziehen.


Die Geschichte wiederholt sich

Bei der mobilen IT scheint es ähnlich zu laufen. Die Windows-CE-Welt war eine disparate Welt mit mehreren Formfaktoren und Prozessorarchitekturen. Zwar enthielten die CE-Devices mehr Programme als die Palm-PDAs - aber wehe, man wollte ein zusätzliches Stück Software aufspielen: Ohne Kenntnis des CPU-Innenlebens seines mobilen Begleiters erwarb der CE-Softwarekäufer nur zu rasch ein Produkt, das auf seinem Gerät gar nicht lief. Dazu waren die CE-basierten Geräte zwar teilweise mit Farbbildschirmen ausgestattet, dafür aber umso teurer, stromfressender und irgendwie einfach nicht cool. Während der Windows-CE-User gerade einmal wieder eine Meldung über leere Batterien erhielt, klickte der Palm-Geniesser süffisant weiter auf seinem Screen herum.



Mit Pocket PC 2002 ändert sich dies radikal. Nur noch ein CPU-Design, strikte Vorschriften bezüglich Ausstattung, Minimum-RAM von 32 MB, integrierte LAN-Fähigkeiten und eine deutlich breitere Anwendungspalette von Flash bis Wireless LAN bringen auch bei Hardcore-Palm-Adepten mindestens zweifelnde Runzeln auf die Stirn.





Noch stark, aber schwankend

Zwar hat Palm nach Gartner immer noch 38 Prozent PDA-Marktanteil; dazu kommen Clone-Anbieter wie Handspring mit 12 Prozent. Finanziell aber liegt nun schon iPaq-Fabrikant Compaq vorne: Man verdient mit dem PPC mehr als mit Palm-Hardware.



Und prompt geht es der PDA-Urmutter schlecht - eine Negativmeldung jagt die andere. Zunächst verkündet man, OS-Entwicklung und Geräteproduktion künftig getrennt zu führen (18.10.). Darauf tritt der CEO zurück - nur ein Bereich allein ist ihm nicht genug (9.11.). Eine gerüchteweise gärende Fusion zwischen Palm und Handspring (19.11., vielleicht gar keine schlechte Idee) wird prompt dementiert. Die letzte Hiobsbotschaft: Das myPalm-Webportal wird eingestellt (27.11.). Insgesamt nicht gerade die mitreissende Umsetzung einer gelungenen Strategie. Da freut sich Microsoft - umso mehr, als inzwischen zahlreiche neue Hersteller Pocket-PC-konforme Geräte angekündigt haben.



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER