ADSL: Mehr Internet-Speed für KMU

Nach der Pilotphase lancieren VTX und EconoPhone jetzt ihre Highspeed-Zugänge über das Kupferkabel. Bluewin und KPNQwest stehen in den Startlöchern.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/35

     

Vor zweieinhalb Jahren wurde bei der Swisscom zum ersten Mal von einer Lancierung der ADSL-Technologie (Asymmetric Digital Subscriber Line) gesprochen und im Sommer starteten in verschieden Schweizer Städten Pilotprojekte. ADSL heisst das Zauberwort. Nun werden die Breitbandanschlüsse endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die asymmetrische Verbindung, die in zwei Varianten angeboten wird, erlaubt Download-Geschwindigkeiten von 512 bzw. 256 kbps und Upload-Geschwindigkeiten von 128 bzw. 64 kbps. Vier Provider haben den Zuschlag für die Teilname am Pilotprojekt erhalten: Bluewin, KPNQwest, EconoPhone und VTX.


Erste Anschlüsse ab 9. Oktober

VTX und EconoPhone haben nun als erste Internet Service Provider den Start eines kommerziellen ADSL-Services in der Schweiz angekündigt. Beide zielen dabei gleichermassen auf Privatkunden sowie KMU ab. Ab dem 9. Oktober sollen zuerst die Städte Zürich, Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Genf und Lausanne, in denen das Pilotprojekt durchgeführt wurde, mit mehr Speed versorgt werden. Im Verlauf des nächsten Jahres soll das Angebot dann flächendeckend in der ganzen Schweiz erhältlich sein. Darauf haben die ISPs keinen Einfluss, da Verfügbarkeit sowie Abdeckung von der Swisscom gesteuert werden. Wie die Situation bei Bluewin aussieht, war nicht in Erfahrung zu bringen, da die ADSL-Pläne noch nicht freigegeben sind, wie uns auf eine Anfrage mitgeteilt wurde.



Einen anderen Weg als die drei anderen Konkurrenten schlägt KPNQwest ein. Der Provider setzt bei seinem Angebot, das voraussichtlich im Dezember lanciert wird, nicht auf die Swisscom-Leistungen - abgesehen von der letzten Meile - sondern bietet einen unabhängigen ADSL-Service an. KPNQwest begründet diesen Schritt unter anderem damit, dass das Angebot der Swisscom zum einen zu wenig Business orientiert und zum andern zu limitiert sei und die Kosten, die an den Ex-Staatskonzern zu entrichten wären, unangemessen sind. "Für einen ISP mit einem eigenen Netzwerk ist das Swisscom-Angebot schlicht nicht interessant" lässt Geschäftsführerin Adla Hendry verlauten. Preise oder Verfügbarkeiten der KPNQwest-ADSL-Lösung sind aber noch nicht bekannt, jedoch will man primär auf KMU und grosse Firmen abzielen.





Zu hohe Swisscom-Gebühren

Ausserdem lanciert KPNQwest eine weitere Dienstleistung unter dem Namen CityDSL. Dank CityDSL sollen Übertragungsraten von 2 Mbps erreicht werden. Möglich werden diese Geschwindigkeiten, da KMU direkt an den internationalen Backbone von KPNQwest angeschlossen werden. Die Kosten werden aufgrund des Datendurchsatzes in Gigabyte gestaffelt berechnet.



Auch für andere ISPs stimmt das Preis/Leistungsverhältnis der Swisscom nicht - so beispielsweise für Diax. Im Moment seien aus diesem Grund keine ADSL-Services plant, wie eine Anfrage von InfoWeek bei Diax-Pressesprecherin Monika Walser ergab. Die Swisscom verrechnet den ISPs für einen 256-kbps-Anschluss 69 Franken bzw. für den 512-kbps-Anschluss 114 Franken im Monat. Zusätzlich fallen eine einmalige Einschaltungs- und Mutationsgebühr von 400 Franken an, die zum Beispiel bei EconoPhone ebenfalls auf die Kunden abgewälzt wird.




Weiter kommen die Preise für die ADSL-Modems hinzu. Bei VTX werden die Modems für 19 Franken im Monat vermietet. EconoPhone plant im Moment keine Vermietung - gibt aber an, dass die Kaufpreise etwa um 350 Franken liegen werden.



Der Lancierung von ADSL ist eine langwierige Debatte im Zusammenhang mit der Monopolstellung der Swisscom auf der letzten Meile sowie der Anzahl der am Pilotbetrieb beteiligten ISPs vorausgegangen. Ein weiterer grosser Kritikpunkt war, dass die Swisscom den ADSL-Service als Wholesale-Angebot an Drittfirmen verkauft. Dadurch fühlten sich die Mitglieder des Verbandes Inside Telecom (VIT) - ein Zusammenschluss verschiedener Schweizer Telekom-Firmen wie zum Beispiel Diax, Sunrise, Cable & Wireless - zu reinen Wiederverkäufern degradiert.



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