Produktiver arbeiten mit Vista

Eine integrierte Suchfunktion, Metadaten und Tagging sorgen in Vista für einen effizienteren Umgang mit Daten. Wir zeigen, wie's geht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/03

     

Windows Vista enthält einige neue Features, welche die Produktivität deutlich steigern können – sofern man weiss, wie man sie einsetzen muss. Dazu zählen neben der fast überall integrierten und von Windows XP in Ansätzen bekannten Desktopsuche der ActiveSync-Nachfolger namens Synchronisierungscenter und die Windows-Sidebar.
Die neue Suche von Windows Vista ist sofort verfügbar, sobald man nur das Startmenü öffnet, auch wenn sie sich hierin zunächst sehr unscheinbar verbirgt. Doch nicht nur hier, auch in den diversen neuen Explorern und Centern ist die Suche als Eingabefeld direkt erreichbar.




Gab es unter Windows XP noch etliche verschiedene Suchfunktionen – zum Aufspüren von Dateien und Ordnern, von Computern im Netzwerk, von Webseiten –, so sind diese nun alle in einer einheitlichen Suchumgebung vereint. Zudem beschränkt sich die Suche nicht auf den lokalen Computer und dessen angeschlossene Laufwerke, statt dessen bietet Windows Vista die Möglichkeit, entfernte Datenquellen zu durchforsten – seien es Offline-Ordner und
-dateien, unter Windows Vista laufende Computer im lokalen Netzwerk oder Wechseldatenträger.






Ausserdem ist die Suchfunktion von Vista in der Lage, sich mit anderen Produkten zu integrieren, um weitere Datenquellen für die Suche bereitzustellen. Ein Beispiel hierfür ist der SharePoint Server 2007, dessen Daten in Outlook 2007 repliziert werden und dann indiziert und durchsucht werden können. Wie bereits erwähnt, hat die Search-Funktion auch in den neuen Explorer Einzug gehalten. Kontextabhängig lassen sich hier auch wieder alle nur denkbaren Arten von Informationen suchen. Wichtig hierbei ist ausserdem, dass man nicht an einer grossen Anzahl von Suchergebnissen verzweifeln muss, da auch nach der Suche noch mächtige Filter zur Verfügung stehen, um die Ergebnisse weiter einzuschränken.


Suchagenten

Einmal ausgeführte Suchanfragen können in Windows Vista abgespeichert werden, indem man auf Suche speichern klickt. Damit kann man sich eigene Suchagenten anlegen, die dann zukünftig im Windows-Explorer als virtuelle Ordner angezeigt werden.Diese verhalten sich im Grunde genommen genauso wie «richtige» Ordner, basieren aber nicht auf einer physikalischen Struktur des Datenträgers. Statt dessen wird ihr Inhalt dynamisch nach vorgegebenen Kriterien ermittelt. Neben den Suchbegriffen können virtuelle Ordner auch anhand von Dokumentenbewertungen, Autoren oder sonstigen Tags definiert werden.





Die virtuellen Folder sind innerhalb des Pfads Mein Benutzerprofil > Suchvorgänge zu finden, in dem auch einige vordefinierte Suchvorgänge von Windows Vista abgelegt sind. Von Haus aus hält Windows Vista hier Suchanfragen für freigegebene Ordner und Dokumente sowie für die zuletzt genutzten Bilder, Videos, Dokumente und
E-Mails bereit. Ausserdem wird
an dieser Stelle eine Liste mit den zuletzt geänderten Dokumenten zur Verfügung gestellt.


Index konfigurieren

In Windows Vista verfügen alle Dateien über zusätzliche Eigenschaften, die ihren Inhalt näher beschreiben. Diese Zusatzinformationen, die über die üblichen Dateieigenschaften hinausgehen, werden als Metadaten bezeichnet. Beispiele für Metadaten sind zum Beispiel der Autor eines Dokuments oder dessen Thema. Zudem können Dateien anhand eines Tagging-Systems kategorisiert und mit Schlüsselwörtern versehen werden.





Genauso, wie die Desktopsuche den Inhalt von Dokumenten indexiert, werden auch diese Metadaten herangezogen und bei einer Suche ausgewertet. So können beispielsweise alle Dokumente ermittelt werden, die von einem bestimmten Autor stammen und ein bestimmtes Thema behandeln. Um die Metadaten eines Dokuments zu bearbeiten, führt man einen Rechtsklick auf das entsprechende Dokument aus und wählt die Eigenschaften und darin den Reiter Details.
Ebenso können Metadaten von Dokumenten wieder entfernt werden, wenn beispielsweise ein Dokument weitergegeben werden soll, in den Metadaten aber noch vertrauliche Informationen enthalten sind. Dazu wählt man ebenfalls im Eigenschaften-Dialog den Link Eigenschaften und persönliche Informationen entfernen aus. Anschliessend hat man dann die Wahl, ob man ausgewählte Eigenschaften aus dem Dokument entfernen oder eine komplett bereinigte Kopie des Dokuments erstellen möchte.


Synchronisieren mit System

Das Synchronisierungscenter von Windows Vista dient dem Datenaustausch und -abgleich mit anderen Geräten. Hiermit lassen sich Daten zwischen einzelnen Computern, zwischen Clients und Servern sowie zwischen Computern und mobilen Geräten abgleichen. Wie sein Name erahnen lässt, zeigt das Synchronisierungscenter alle derzeitig laufenden Abgleichjobs an zentraler Stelle an und ermöglicht deren Steuerung. Dazu zählen das Anhalten, Fortsetzen oder das Auflösen von Synchronisationskonflikten.




Allerdings stellt es keinen Ersatz für bisherige zusätzliche Anwendungen wie beispielsweise ActiveSync dar. ActiveSync wird es in der bisherigen Form dennoch nicht weiterhin geben, denn Windows Vista enthält dessen Funktionen im neu gestalteten Mobilgerätecenter. Um das Synchronisierungscenter anzuzeigen, wählt man Startmenü > Systemsteuerung > Netzwerk und Internet > Synchronisierungscenter.





Zum Synchronisieren gibt es zwei Modi, so dass Daten entweder immer nur in eine Richtung oder gegenseitig in beiden Richtungen abgeglichen werden. Um beispielsweise Daten auf ein portables Audiogerät zu kopieren, bietet sich die Einwegsynchronisation
an – man hat auf dem Computer immer die Musikdateien, die man auf den Player kopieren möchte, und dessen Daten werden durch die Daten auf dem Computer überschrieben.
Bei einem Mobiltelefon oder einem anderen tragbaren Gerät wie einem PDA oder einem Notebook, auf dem Daten nicht nur ausgelesen, sondern auch verändert werden können, bietet sich die Mehrwegsynchronisation an, bei dem Daten gleichberechtigt zwischen Geräten ausgetauscht werden – wobei sowohl neue wie auch modifizierte Dateien übertragen werden können.




Interessant wird dies bei modifizierten Dateien – denn was passiert, wenn eine Datei an beiden Speicherorten verändert wurde, so dass es keine neuere Version im eigentlichen Sinne gibt, die als Vorlage für die Synchronisation verwendet werden könnte? Leider kann das Synchronisierungscenter diese beiden Versionen nicht zusammenführen, wie dies beispielsweise eine Versionsverwaltung à la Subversion machen würde. Statt dessen wird lediglich ein Synchronisierungskonflikt gemeldet, woraufhin der Benutzer entscheiden muss, welche Version er verwenden möchte – sollen beide tatsächlich zusammengeführt werden, muss dies leider manuell erfolgen.


Windows-Sidebar

Die Windows-Sidebar ist ein neuer Anzeigebereich, der ähnlich der Taskleiste auf dem Desktop eingeblendet wird – im Gegensatz zur Taskleiste allerdings nicht unten, sondern links oder rechts. Genutzt wird die Sidebar, um kleine Programme – sogenannte «Widgets» – in ihrem Bereich laufen zu lassen.




Widget ist dabei ein Kunstwort, das aus den beiden Begriffen «Windows» und «Gadget» zusammengesetzt worden ist, also ein kleines, nettes, technisches Spielzeug für Windows. Der Fantasie, was alles als Widget umgesetzt werden kann, sind dabei keine Grenzen gesetzt. Bevor der Sidebar allerdings Widgets hinzugefügt werden können, muss diese erst aktiviert werden. Dies lässt sich via Startmenü > Systemsteuerung > Darstellung und Anpassung > Windows-Sidebar-Eigenschaften bewerkstelligen, indem man dort das Häkchen bei Sidebar beim Start von Windows starten anklickt. Ausserdem kann man an dieser Stelle auch gleich festlegen, ob die Sidebar links oder rechts angezeigt werden, auf welchem Monitor sie bei einem Multi-Monitor-System erscheinen und ob sie beständig im Vordergrund gehalten werden soll.





Danach lassen sich über Startmenü > Systemsteuerung > Darstellung und Anpassung > Minianwendungen zur Sidebar hinzufügen und über einen Rechtsklick auf die Sidebar Widgets hinzufügen. Um ein Widget wieder zu entfernen, genügt ein Rechtsklick auf das entsprechende Widget und die Auswahl des Menüpunkts Minianwendung beenden. Über dieses Kontextmenü können Minianwendungen auch verschoben und individuell konfiguriert werden. Von Haus aus bringt Windows Vista einige Minianwendungen mit, wie beispielsweise einen Nachrichtenticker, einen Währungsrechner oder die Kontaktverwaltung.




Über die Windows Live Gallery Website (http://vista.gallery.microsoft.com) können zudem weitere Widgets aus verschiedenen Kategorien heruntergeladen werden. Auf dieser Website finden sich nützliche Widgets wie beispielsweise eine Telefonbuchsuche, der Versand von SMS-Nachrichten und die Integration von Google in die Sidebar. Ausserdem gelangt man von dort aus auch zum Entwicklercenter, wo man Informationen zum Schreiben von eigenen Widgets findet.


Fazit

Windows Vista enthält mit der von Grund auf überarbeiteten Suche, dem Synchronisierungscenter und der Sidebar nützliche Werkzeuge zur Steigerung der Produktivität. Insbesondere die Suche kann – wenn man Dokumente konsequent mit Metadaten versieht – die Produktivität erheblich steigern. Genau hier wird aber auch der Anwender in die Pflicht genommen, denn ohne sein Mitwirken (konsequenter Einsatz von Metadaten und Tagging) kann auch die neue Suche nicht all ihre Möglichkeiten ausspielen.





Das Synchronisierungscenter ist praktisch, allerdings fehlt noch eine Möglichkeit, geänderte Dateien zusammenzuführen. Hier hilft oftmals dann doch nur eine Versionsverwaltung weiter, wenn von vielen Lokationen aus an einem Dokument gleichzeitig gearbeitet wird. Die Sidebar schliesslich ist ein nützliches Werkzeug, um viele relevante Daten permanent im Blick zu haben, wobei der Markt für Widgets mit Sicherheit noch stark wachsen dürfte und die Sidebar erst mit einer grossen Auswahl von Widgets ihr volles Potential ausspielen kann.


iFilter

Es drängt sich die Frage auf, wie Windows Vista eigentlich alle möglichen Typen von Dokumenten indexieren kann, schliesslich kann es von Haus aus kaum alle erdenklichen Dateiformate unterstützen. Die Antwort auf diese Frage liegt in einer offenen Technologie namens iFilter (www.iFilter.org).
iFilter sind Add-ins, die Windows Vista die Möglichkeit bieten, ein Dateiformat lesen zu können. Daher müssen Anwendungen, deren Dokumente indexierbar sein sollen, ein entsprechendes iFilter-Add-in mitbringen. Die Verwendung von iFilter ist in Vista allerdings nicht neu, da sie bereits im IIS, in der Volltextsuche des SQL Server, in SharePoint Server und im klassischen Windows-Indexdienst eingesetzt wurden. Um herauszufinden, welche iFilter bereits installiert sind, gibt es Zusatzwerkzeuge von Drittherstellern wie beispielsweise den iFilter Explorer von Citeknet (www.citeknet.com). Das Angebot an mitgelieferten iFilter ist bei Vista noch beschränkt. So fehlen etwa Filter für Adobe Acrobat (.pdf), komprimierte ZIP-Dateien (.zip) oder Help-Files (.chm). Entsprechende Filter können über die Windows Live Gallery Site (vista.gallery.microsoft.com) heruntergeladen und zusätzlich unter Vista installiert werden.
Microsoft bietet ein entsprechendes API zu den Indexing Services an, das zur Implementierung eigener iFilter genutzt werden kann. Eigene Anwendungen können so um einen iFilter ergänzt und damit mit der Vista-Suchfunktion integriert werden.




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