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Die Vorreiter einer neuen PC-Generation
Quelle: Microsoft

Die Vorreiter einer neuen PC-Generation

Windows 8 ist da und mit ihm eine Vielzahl neuer Geräte und Formfaktoren. «Swiss IT Magazine» hat einen Blick auf die interessantesten neuen Produkte werfen können.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/12

     

Ende Oktober hat Microsoft mit Windows 8 ein neues Betriebssystem veröffent-licht, das vom Chipsatz bis hin zur Benutzeroberfläche komplett überarbeitet wurde und das eine neue PC-Ära einläuten soll. Wie diese neue Ära aussieht, das wissen mittlerweile die meisten. Doch wie sich die neueste Generation von Computern anfühlt oder wie sich damit arbeiten lässt, das wissen erst die wenigsten. Denn: Die Geräte sind in der Schweiz zum Teil noch nicht oder wenn erst seit kurzer Zeit erhältlich.


«Swiss IT Magazine» hatte die Gelegenheit, ein paar der neuen Geräte bereits testen zu können. Auf dem Prüfstand standen das Tablet Surface aus dem Hause Microsoft mit ARM-Prozessor und Windows RT sowie die drei Convertibles Dell XPS 12, Lenovo Ideapad Yoga 13 und Sony Vaio Duo 11, die sich durch besondere Dreh- oder Schiebemechanismen von einem Notebook in ein Tablet und umgekehrt verwandeln lassen. Ausserdem konnte die Redaktion einen kurzen Blick auf den All-in-One PC Envy 23 Touchsmart von HP, ein 82 Zoll grosses Multi-Touch-Display von Perceptive Pixel sowie das Touchpad T650 von Logitech werfen.

Surface RT: Microsofts Antwort auf Apples iPad

Mit dem Surface RT mischt sich Microsoft erstmals selber unter die PC-Hersteller und tritt in direkte Konkurrenz mit seinen langjährigen Partnern wie Acer, Dell, HP oder Samsung. Ein gewagtes Manöver, mit dem man sich in der Branche nicht nur Freunde gemacht hat. Ob sich der Ausflug lohnt? «Swiss IT Magazine» hat sich in den USA das in der Schweiz noch nicht erhältliche Gerät sichern und es einem längeren Praxistest unterziehen können.

Wer das Surface RT auspackt und erstmals in die Hände nimmt, wird positiv überrascht. Microsoft ist es gelungen, ein vom Design her wirklich ansprechendes Produkt zu gestalten – was nicht unbedingt zu erwarten war. Gleichzeitig ist es hochwertig verarbeitet und kommt in einem schicken, schlichten und stabilen schwarzen sogenannten Vapormg-Gehäuse daher, das unverwüstlich sein soll. Dieses Versprechen nimmt man Microsoft ab, mit einer Ausnahme: Die Abdeckung der Kamera auf der Rückseite ist aus unerfindlichen Gründen aus Plastik und macht einen weniger gut verarbeiteten Eindruck. Zudem hebt sie sich farblich etwas ab. Besonders gelungen ist dafür der Ständer auf der Rückseite, der sich einfach und schnell ausklappen lässt. Aufgestellt lässt sich das Tablet wunderbar nutzen, um Videos zu schauen oder Videotelefonate zu führen oder aber, um es, zusammen mit einem andockbaren Touch oder Type Cover, quasi als Notebook zu brauchen. Einziges Manko: Der Ständer kennt nur eine Position und lässt sich nicht verstellen.


Erstaunlich ist auch das Gewicht des Surface RT. Es bringt im Vergleich zu Apples iPad trotz einem grösseren 10,6-Zoll-Display nur 680 Gramm auf die Waage und ist damit nur unwesentlich schwerer (iPad 4: 652 Gramm). Was die Anschlüsse betrifft, so zeigt sich Microsoft im Vergleich zu Apple deutlich offener und bietet einen normal grossen USB-2.0-Port sowie einen Slot für MicroSD-Karten, der sich auf der rechten Seite unter dem aufklappbaren Ständer versteckt. Neben dem Lautstärkeregler sowie einem Kopfhöreranschluss auf der linken Seite findet man rechts ausserdem noch zwei weitere Anschlüsse: Einen fünfpoligen, proprietären für das Ladegerät sowie einen sogenannten HD-Video-Out-Port. Die Bezeichnung ist etwas verwirrend, denn dieser hat die Form eines Micro-HDMI-Ports und es lässt sich auch problemlos ein HDMI-zu-Micro-HDMI-Kabel anschliessen, um das Bild auf einen externen Bildschirm zu senden. Einen optional erhältlichen, 40 Euro teuren Adapter von Microsoft braucht also nur, wer nur ein normals HDMI-Kabel besitzt oder eine VGA-Verbindung aufbauen will.

Zur Ausstattung gibt es weiter zu sagen, dass natürlich auch WLAN und Bluetooth nicht fehlen, auf ein 3G- oder 4G-Modem verzichtet Microsoft dagegen. Ausserdem gibt es zwei Kameras, eine vorne und eine hinten, wobei deren Qualität insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen zu wünschen übrig lässt.

Schnell und ausdauernd

Von Top-Qualität sind dafür die Innereien des Tablets. Die aktuell erhältliche Version kommt mit einer Nvidia Tegra 3 CPU sowie 2 GB Arbeitsspeicher. Sie geben dem Surface RT den nötigen Schub. Das Gerät lief in den Tests schnell, die Navigation war durchwegs flüssig und ruckelfrei. Allerdings gibt es, je nach App, längere Wartezeiten beim Aufstarten, insbesondere beim ersten Mal. Ob das allerdings an der Hardware oder den noch jungen Apps liegt, ist unklar. Das Herunterfahren des gesamten Systems meistert das Tablet in weniger als 10 Sekunden, für das Hochfahren braucht es rund 20 Sekunden.

Was den internen Speicher betrifft, so wartet Microsoft mit einer SSD mit 32 oder 64 GB Speicherplatz auf, wobei diese Werte theoretischer Natur sind. Effektiv steht Nutzern deutlich weniger zur Verfügung. Beim Testgerät – ein 64-GB-Modell – waren es nach der Inbetriebnahme und der Installation von ein paar Apps noch knapp 44 GB, wobei Windows RT alleine etwas über 10 GB nutzt. Es empfiehlt sich also, das Modell mit der grösseren SSD zu kaufen, wenn man doch das eine oder andere lokal speichern möchte.


Wenig, oder eigentlich gar nichts Negatives gibt es zum 10,6 Zoll grossen Cleartype-HD-Display des Surface zu sagen. Trotz einer im Vergleich zur Konkurrenz bescheidenen Auflösung von maximal 1366x768 Pixeln ist die Darstellung tiptop. Alles ist scharf und hell. Das 16:9-Format ist optimal für die Wiedergabe von Filmen und erlaubt die Darstellung von drei Reihen Apps auf dem Startscreen, wenn man es quer hält. Natürlich wird auch der Hochformatmodus unterstützt, wobei sich das Bild jeweils mit etwas Verzögerung automatisch ausrichtet.

Auch bedienen lässt sich Microsofts Surface auf zwei Arten: Entweder als Tablet rein mit den Fingern oder aber zusammen mit einem optional erhältlichen Touch oder Type Cover. Die Touch-Bedienung funktioniert dank einer 5-Punkt-Multi-Touch-Unterstützung sehr gut und das Gerät reagiert schnell und exakt. Auch das Arbeiten mit dem Explorer auf dem klassischen Desktop funktioniert, wobei man natürlich schon ziemlich genau zielen muss. Um schnell zwischen Startscreen und zuletzt geöffneter App zu wechseln gibt es unten im Display-Rahmen einen Knopf. Was das Tippen betrifft, so findet sich ein virtuelles Keyboard, das fast die ganze Breite des Displays einnimmt und von der Grösse her so praktisch an eine normale Notebook-Tastatur herankommt. In der Hand gehalten oder auf den Tisch gelegt lässt sich damit gut tippen. Aufgestellt ist es auf diese Art deutlich mühsamer. Hier kommt das andockbare Zubehör ins Spiel.

Microsoft bietet wie erwähnt zwei verschiedene Cover an, die ab 120 Euro kosten und sich dank einem Magnet einfach und schnell anschliessen lassen. Besonders interessant ist das Konzept des Touch Covers, das eigentlich nichts anderes als eine Schutzhülle ist, auf der man neu auch noch tippen und navigieren kann. Und das funktioniert tatsächlich. Das kleine Touchpad ist erstaunlich gut und exakt. Die Tastatur – ohne Nummernblock und F-Tasten, dafür mit diversen anderen Funktionstasten – gibt allerdings nur ein akustisches Feedback. Man vertippt sich zu Beginn deshalb doch das eine oder andere Mal. Ein Ersatz für eine richtige Tastatur, also das Type Cover, ist das Touch Cover nicht, aber es ist doch gut gelungen und dürfte für den Normalnutzer völlig ausreichen. Wie lange es der Doppelbelastung als Schutzhülle und Tastatur jedoch standhält ist mehr als fraglich.
Lange hält dafür der Akku des Surface RT durch. Bei intensivem Nutzen mit Surfen, Spielen, Videos schauen, Musik hören und Dokumenten bearbeiten bringt es das Gerät auf über 8 Stunden Betriebszeit. Und die Stand-by-Zeit liegt um ein Vielfaches höher.

Ein gelungenes Debut

Microsoft macht sich als Hardware-Hersteller gut. Die Premiere ist geglückt und das Surface RT kann es durchaus mit Apples iPad und den verschiedenen Android-Tablets aufnehmen. Natürlich gibt es noch ein paar Kinderkrankheiten, aber das war oder ist auch bei der Konkurrenz nicht anders. Auch der Preis (ab 479 Euro, d.h. in der Schweiz wohl zirka ab 600 Franken, ohne Cover) ist im Vergleich zur Konkurrenz in Ordnung, wenn man bedenkt, dass darin ein vollwertiges Office enthalten ist. Gegen einen Kauf spricht eigentlich nur, dass auf Windows RT keine herkömmlichen Programme, sondern nur Windows 8 Apps laufen, und davon gibt es derzeit noch sehr wenige. Anders wird das bei der Pro-Version des Surface mit Intel-Prozessor aussehen, die Anfang 2013 erscheinen soll und nach dem RT-Test einiges verspricht.

Convertibles – Wenn Notebooks zu Tablets werden und umgekehrt

Während Microsoft mit dem Surface RT «nur» ein neues ARM-Tablet mit andockbarer Tastaur auf den Markt bringt, gehen die langjährigen OEM-Partner Dell, Lenovo und Sony einen Schritt weiter und warten mit Geräten auf, die ein vollwertiges Tablet und Notebook in einem sein sollen. Convertibles nennen sich diese Zwitter-Gerät. Convertible ist aber noch lange nicht Convertible, auch wenn im Innern mit Intel-Core-Prozessoren, einer 128 oder 256 GB SSD sowie bis zu 8 GB Arbeitsspeicher aktuell überall das gleiche steckt. Technisch gehen die drei Hersteller nämlich völlig unterschiedlich an die Sache heran und präsentieren drei verschiedene Mechanismen, mit denen sich die Geräte verwandeln lassen.

Lenovo Ideapad Yoga 13

Wer das Ideapad Yoga 13 von Lenovo zum ersten Mal in die Hände kriegt, kommt nicht um die Frage herum, ob das denn nun wirklich dieses sagenumwobene Gerät ist, dessen Display sich um 360 Grad drehen lässt. Auf den ersten Blick deutet nämlich nichts darauf hin. Im Gegenteil, man glaubt, ein normales 13-Zoll-Ultrabook vor sich zu haben. Ist man sich dann aber sicher, dass es sich doch um das Yoga handelt, kann’s losgehen. Ganz vorsichtig beginnt man das Display auf- und umzuklappen und siehe da, auf einmal hat man ein Tablet. In diesem Fall schaltet sich die nun auf der Rückseite liegende Tastatur aus und das Gerät lässt sich nur noch mit den Fingern bedienen. Die speziellen Scharniere erlauben auch einen Zwischenmodus zum Aufstellen (siehe Bild), der insbesondere zum Filmeschauen oder Präsentieren geeignet ist.

Der Transformationsmechanismus ist hervorragend gelungen und ist vielleicht der beste der drei getesteten. Das Scharnier bietet genug Widerstand, so dass man das Display in jeder gewünschten Position einrasten kann und auch als Ultrabook tiptop nutzen kann. Unschön am Konzept von Lenovo ist eigentlich einzig die sehr gewöhnungsbedürftige Position der Tastatur im Tablet-Zustand. Wie lange sie wohl durchhält, wenn man das Gerät häufig so nutzt und hin und wieder auf einem Tisch abstellt oder herumschiebt? Eine aufsteckbare oder ausklappbare Schutzhülle wäre wünschenswert.


Das ganze Gerät wirkt ansonsten sehr stabil und sehr gut verarbeitet. Gewicht und Grösse sind für ein Ultrabook ebenfalls in Ordnung, als Tablet ist das Ideapad Yoga 13 jedoch ein Riese und bringt mit rund 1,5 Kilogramm auch fast dreimal so viel auf die Waage wie ein iPad. Allerdings will Lenovo bald auch eine leichtere und kleinere 11-Zoll-Version anbieten. Alles in allem ein sehr interessantes Gerät, das mit einem Preis ab 1499 Franken aber auch einen stolzen Preis hat.

Dell XPS 12

Etwas kleiner und leichter als das Ideapad Yoga 13 ist das neue XPS 12 von Dell. Auch dieses Gerät sieht auf den ersten Blick aus wie ein normales Note- oder Ultrabook. Hier liegt der besondere Kniff darin, dass man das 12,5-Zoll-Display, sobald aufgeklappt, im Rahmen um 180 Grad nach hinten drehen kann (siehe Bild). Das funktioniert sehr gut: Man drückt das Display am oberen Rand mit beiden Daumen aus dem Rahmen und dreht es so weit, bis es wieder einrastet, senkt das Display und schon hat man ein Tablet.

Der Vorteil des Dell-Mechanismus ist, dass dabei auch die Tastatur geschützt ist. Dafür wirkt die Konstruktion weniger stabil und anfälliger als bei Lenovo. Der Rahmen ist aus Plastik und ziemlich dünn und man möchte sich nicht ausdenken, was passiert, wenn man das Gerät mal kurz fallen lässt. Bedenken gegenüber einer kurzen Lebensdauer, also dass beispielsweise das Einrasten mit der Zeit nicht mehr funktioniert, sind laut Dell aber unbegründet. Man habe das Display in Tests ohne Probleme über 20’000 Mal gedreht, lässt der PC-Hersteller verlauten.


Leider bringt auch das XPS 12 ein paar Gramm mehr auf die Waage als reine Tablets, als Notebook sind die Masse derweil ansprechend. Abzüge gibt es ferner für das Trackpad, das im Test beim Links-Rechts-Scrollen immer etwas verzögert reagierte. Die Touch-Navigation ist hingegen, wie übrigens bei allen anderen Geräten mit Windows 8, sehr genau und flüssig. Insgesamt ist auch Dell ein interessantes Stück Hardware gelungen, das man sich nur schon ob dem sehr innovativen Display-Drehmechanismus unbedingt mal anschauen sollte.

Sony Vaio Duo 11

Während sich bei Dell und Lenovo ein eigentlich normales Note- oder Ultrabook in ein Tablet verwandeln lässt, geht Sony den umgekehrten Weg. Hier hat man im Ursprungszustand ein Tablet mit einem 11,6-Zoll-Display vor sich, aus dem im Nu ein Gerät mit Tastatur wird, also quasi ein Notebook. Sony nutzt dazu den von einigen Smartphones her bekannten Slider-Mechanismus: Das Display lässt sich aufschieben und darunter kommt dann eine Tastatur zum Vorschein (siehe Bild). Das Slider-Konzept von Sony ist durchdacht und funktioniert sehr gut, die Transformation läuft sehr flüssig ab und das Ganze wirkt stabil. Leider ist die Tastatur vom Platz her relativ klein, zudem muss beispielsweise auf ein Touchpad verzichtet werden. Dafür gibt es einen Trackpoint. Das Tippen funktioniert derweil ganz gut.


Mit seinen etwas kleineren Massen und dank dem Aufschiebemechanismus bringt das Vaio Duo 11 im Vergleich zu den beiden Modellen von Dell und Lenovo mit 1,3 Kilogramm mit Abstand am wenigsten Gewicht auf die Waage. Es ist damit eindeutig am besten als Tablet zu gebrauchen. Dazu trägt auch sein handliches Design bei, das für einige zu Beginn allerdings etwas ungewohnt wirken könnte, weil das Gerät doch sehr kantig ist. Als Note- oder Ultrabook taugen derweil die grösseren Convertibles mit Drehmechanismus und richtig schöner, grosser Tastatur mehr.

Wohin geht die Reise?

Welche Bauweise und welche Art von Convertible sich durchsetzen wird, ist schwer zu sagen. Interessant sind die Ideen aller drei Hersteller. Die Entscheidung wird schlussendlich der Kunde treffen: Will er mehr Tablet oder Notebook? Will er überhaupt eine Mischform aus beiden Geräten? Oder reicht im vielleicht ein Tablet mit andockbarer Tastatur wie das Surface RT von Microsoft oder ein normales Ultrabook mit Touch-Display? Jeder hat seine Vorlieben und andere Einsatzzwecke. Das Angebot ist auf jeden Fall da und wird in den kommenden Wochen mit den ersten Intel-basierten Windows-8-Tablets noch einmal um einen interessanten Faktor reicher. (mv)


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