Der optimale Breitbandanschluss für jede Unternehmensgrösse

Wer eine Mietleitung evaluiert, muss die eigenen Bedürfnisse kennen. Wir zeigen, welche Lösung sich für welches Einsatzgebiet eignet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/08

     

Mietleitung, Standleitung, Breitbandzugang oder fixer Internetanschluss? Genauso vielfältig wie die Bezeichnungen ist heute das Angebot an unterschiedlichen Access-Technologien. Wer den für das Unternehmen optimalen Zugang zum Internet evaluiert, muss sich einerseits die Frage stellen, welche Dienste und Daten er über das Internet beziehen respektive zur Verfügung stellen will. Andererseits ist die bereits vorhandene Struktur von enormer Wichtigkeit, will man die
Kosten in Grenzen halten. Dazu zählen örtliche Gegebenheiten wie Standort von Haupt- und Nebenstellen, aber auch physikalische Infrastrukturen.


Wie viel Bandbreite braucht es?

Jeder, der sich mit dem Thema befasst, hat sich irgendwann die Frage gestellt, wie viel Bandbreite eine Firma eigentlich braucht. Dies hängt stark vom Anwendungsgebiet ab. Ein durchschnittlicher Kleinbetrieb ohne spezielle Anforderungen ist mit 512 kbps Downstream bestens bedient. Aber sobald es in Richtung Multimedia geht, also etwa beim Bezug von Audiostreams, braucht es natürlich mehr.



Der benötigte Upstream ist ebenfalls abhängig von den angebotenen Dienstleistungen. Beim Betrieb eines eigenen Webservers etwa kommt es stark auf die Concurrent Sessions an, also die Anzahl User, die gleichzeitig die Site besuchen. Massive Bandbreiten braucht es, wenn Streaming-Dienstleistungen wie Konferenzen oder Videos angeboten werden sollen. Ein einfacher Bandbreitenrechner steht auf der Homepage von Cybernet zur Verfügung.





ADSL: Verfügbarkeit eingeschränkt

Der ADSL-Standard ist mittlerweile am weitesten verbreitet, nicht zuletzt durch die grosse Abdeckung von fast 100 Prozent in der Schweiz. ADSL bietet Bandbreiten bis 2048 kbps (Downstream) - die theoretische Begrenzung liegt heute bei rund 8 Mbps. Mit zunehmender Entfernung zum Local Loop nimmt die mögliche Bandbreite jedoch ab.



Technische Limitierungen finden sich auch bei Kabelverbindungen, die aus mehreren Strängen bestehen. Die Wahrscheinlichkeit eines Cross Talk (Übersprechen) nimmt bei sehr hohen Übertragungsraten und insbesondere bei alten Kabelverbindungen zu, was zu erheblichen Störungen führen kann, insbesondere dann, wenn in einem Gebäude sehr viele Anwender ADSL nutzen.




Die ADSL-Technologie ist dadurch charakterisiert, dass sie asynchron arbeitet. Das bedeutet, dass mehr Bandbreite zum Bezug von Daten aus dem Internet als für die Zurverfügungstellung von Diensten vorhanden ist. Dadurch wird die Gefahr des Cross Talk reduziert, denn die schwächeren Upstream-Signale sind so nicht von den Störungen betroffen.



Ein weiteres mögliches Problem bei ADSL ist, dass kein Provider die Verfügbarkeit garantieren kann. Der Provider mietet die Kupferleitung bei der Swisscom, die für den gesamten IP-Traffic verantwortlich ist. Hat also das Swisscom-Netz eine Störung, ist der Provider machtlos. Von den 25 Providern in der Schweiz sind nur wenige redundant mit der Swisscom verbunden.



Illustration: Die unterschiedlichen xDSL-Gruppen




Kabel als Alternative zu ADSL

Eine Alternative zu ADSL sind Kabelverbindungen der Cablecom; die Daten werden dabei über das Fernseh- oder Radiokabel gesandt. Bei Kabelverbindungen handelt es sich um ein geshartes Medium, was bedeutet, dass auf ein sogenanntes Head-end (Verteilzentrale) etwa 30 Mbps kommen, die dann auf rund 500 Anschlüsse verteilt werden. Dies kann theoretisch zu Störungen führen; die Anzahl der Anschlüsse pro Head-end hängt aber vom jeweiligen Anbieter ab, wobei die Auswahl an Providern um einiges kleiner ist als bei ADSL. Nachteilig wirkt sich manchmal die Tatsache aus, dass die Koax-Kabelanschlüsse, vor allem in älteren Wohngebäuden, häufig in Wohnzimmern und nicht im Büroräumen installiert sind, während sie gerade in Bürogebäuden manchmal ganz fehlen. Das Problem lässt sich allerdings mit den Wireless-Technologien teilweise lösen.



Cablecom bietet Bandbreiten bis 256 kbps Up- respektive 2048 kbps Downstream an. Von einigen Providern ist sogar die heute maximal mögliche Bandbreite von 10 Mbps (Downstream) erhältlich, die sich insbesondere für mittlere Unternehmen eignet.




Sowohl Kabel als auch ADSL eignen sich vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, die nur Daten aus dem Internet beziehen und den Mailserver extern betreiben lassen.




Symmetrische Standards für höhere Anforderungen

Mit höheren Ansprüchen steigt auch der Bedarf an Upstream und Verfügbarkeit. Wer etwa einen Web- oder Mailserver direkt betreiben will, sollte sich nach einer symmetrischen Lösung umschauen, die in beide Richtungen (Up und Down) gleich viel Bandbreite bietet. Dazu zählen etwa HDSL, SDSL, G.SHDSL oder VDSL. Symmetrische Verbindungen sind sowohl über Telefon- als auch über TV- und Radioleitungen möglich.



HDSL (High-bit-rate Digital Subscriber Line) ist die älteste DSL-Technologie, die heute immer noch bei vielen Firmen im Einsatz ist. SDSL (Symmetric DSL) baut auf HDSL auf und benötigt im Gegensatz zu HDSL nur zwei anstatt vier Kabelstränge. Die Up-/Downstream-Raten von SDSL und HDSL betragen maximal 1,5 respektive 2,4 Mbps. VDSL (Very high-bit-rate DSL) bietet sehr hohe Bit-Raten über die Telefonleitung sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch. Die theoretische Begrenzung liegt bei 6,4 Mbps Up- und 52 Mbps Downstream. Der Übertragungsradius beschränkt sich allerdings auf 300 Meter.




G.SHDSL (Symmetric high-bit-rate DSL) ist die gegenwärtig aktuellste symmetrische SDSL-Technologie. G.SHDSL wurde von der ITU (International Telecommunication Union) Anfang 2001 standardisiert, was einerseits zu einer hohen Akzeptanz führte. Andererseits bieten die Hersteller zunehmend untereinander kompatible DSL-Endgeräte und DSLAMs (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) an. Ein DSLAM hat die Aufgabe, die Daten verschiedener DSL-Leitungen in einer Telefonzentrale zu einem einheitlichen Signal zu bündeln, welches dann über eine breitbandige ATM-Datenleitung (Asynchronus Transfer Mode) weitergeführt und ins Internet gespeist wird.




Unzureichende Abdeckung

Die meisten Provider können bei SDSL eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent garantieren, weil sie nicht mehr zu hundert Prozent von der Swisscom abhängig sind. Von der Swisscom wird nur noch die Kupferleitung gemietet. Bei einer Störung kann der Provider selbst intervenieren, was die Reaktionszeiten erheblich reduzieren kann. Allerdings ist die Abdeckung viel geringer als etwa bei ADSL.



Die Übertragungsdistanz beträgt typischerweise drei bis vier Kilometer vom Knotenpunkt (PoP) des Providers bis zum Endkunden. G.SHDSL ermöglicht Anbindungen bis zu sieben Kilometer. Dabei werden über ein Kupferpaar Übertragungsraten von 192 kbps bis 2,3 Mbps erreicht. Bei zwei Kupferpaaren verdoppelt sich die mögliche Bandbreite, die sich mit zunehmender Distanz allerdings wieder reduziert. Im Gegensatz zu den herkömmlichen DSL-Technologien können mit G.SHDSL die Daten auch Paket-orientiert transportiert werden. Dadurch lassen sich Protokolle wie ATM (Asynchronous Transfer Mode) oder IP (Internet Protocol) einsetzen. G.SHDSL eignet sich auch für die Übertragung von gekoppelten Diensten wie Sprache und Daten.




Die SDSL-Technologie stellt für den Business-Einsatz aufgrund der symmetrischen Bandbreite und der hohen Verfügbarkeit eine gute Lösung dar. SDSL kann allerdings nur an eine Ortszentrale angeschlossen werden, wo auch ein PoP vorhanden ist. Durch den relativ kurzen Übertragungsradius und die beschränkte PoP-Abdeckung in der Schweiz, ist diese Technologie momentan Unternehmen mit Standorten in Städten oder industriellen Ballungsgebieten vorbehalten. Für einen Provider lohnt es sich kaum, etwa in ländlichen Gegenden einen Knotenpunkt einzurichten, da er nicht genügend Firmen finden wird, die garantierte 2 Mbps Bandbreite wollen.



Illustration Entscheidungshilfe: Welche Lösung braucht Ihr Unternehmen?





Private Mietleitung für höchste Ansprüche

Unternehmen, deren Sitze ausserhalb der Reichweite von SDSL liegen, die aber beispielsweise aufgrund von E-Commerce-Tätigkeiten dennoch sehr hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit stellen, benötigen eine private Mietleitung.



Private Line National (PLN) von der Swisscom stellt so eine Highend-Lösung dar. Dabei handelt es sich um eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die primär nichts mit dem Internet zu tun hat. Mit PLN lassen sich beispielsweise verschiedene Filialen miteinander verbinden, ohne dass ein VPN übers Internet aufgebaut werden muss.




Die Vorteile von PLN liegen darin, dass man eine eigene Leitung erhält, die mit niemandem geteilt werden muss, und dass die Übertragungsdistanz praktisch unbegrenzt ist. Die Schweiz wird durch ein PLN-Netz mit rund 600 Access-Knoten breitflächig abgedeckt. Ausserdem garantiert die Swisscom eine Verfügbarkeit von mindestens 99,95 Prozent.



Die Bandbreiten solcher Lösungen lassen sich in der Regel skalieren. Das heisst, dass man bei kurzfristigen Kapazitätsengpässen eine höhere Bandbreite bezieht (gemanagte Bandbreite). Sunrise bietet mit ihrer Lösung Internet Direct (ID) beispielsweise Bandbreiten von 64 kbps bis 155 Mbps an.



Wem die hohe Verfügbarkeit immer noch nicht genügt, braucht Redundanzen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise Sicherheitsdienstleistungen anbietet, ist es darauf angewiesen, dass die Internetverbindung wirklich permanent verfügbar ist.



Eine Möglichkeit ist der Anschluss an zwei Provider, was schnell sehr komplex und teuer werden kann. Über einen Router werden dann zwei Verbindungen über das Router-Protokoll BGP (Boarder Gateway Protocol) ins Internet hergestellt. Allein der Router kann dabei mehrere Tausend Franken kosten. Eine solche Hochverfügbarkeitslösung lohnt sich deshalb fast nur für Firmen, die beispielsweise einen E-Shop selbst betreiben und bei einem Ausfall tausende von Franken abschreiben müssten.




Nicht nur der Preis, sondern auch die Leistung zählt

Aus der Vielzahl verschiedener Access-Angebote lässt sich sicherlich die optimale Lösung evaluieren. Wichtig ist aber auch die Wahl des richtigen Providers. Dabei stellen die Value Added Services einen hohen Stellenwert bei der Entscheidungsfindung dar - beispielsweise im Sicherheitsbereich: Wenn die ganze Security-Infrastruktur selber aufgebaut werden muss, kann das ganz schön ins Geld gehen. Aber auch Zukunftsinvestitionen dürfen nicht vergessen werden. Es macht Sinn, einen Provider zu wählen, der Rabatte anbietet, wenn später weitere Dienste wie etwa Voice over IP bezogen werden.





Von 400 bis 4000 Franken

Die Preise für eine permanente Internetanbindung variieren erheblich - nicht zuletzt, weil sich die angebotenen Zusatzdienstleistungen unterscheiden. Einerseits sind die Supportkosten und -leistungen wichtig, andererseits ist aber auch die Hardware der verwendeten Endgeräte von entscheidender Bedeutung, weil der Provider in der Regel dieselbe Hardware braucht wie der Kunde.



In unserem Preisvergleich der wichtigsten Anbieter (siehe Tabelle Seite 44) haben wir auf die Zusatzdienstleistungen, wie zum Beispiel das Router-Management, verzichtet. Diese Kosten sind bei einigen Providern im Angebot enthalten, andere wiederum bieten diese Services optional an.




Um eine faire und realistische Gegenüberstellung zu erhalten haben wir ein fiktives Beispiel mit drei unterschiedlichen Standorten im Grossraum Zürich vorbereitet und wollten von den Anbietern wissen, mit welchen Kosten für eine symmetrische Lösung mit einer Verfügbarkeitsangabe von 99,9 Prozent zu rechnen ist.



Übersicht: Symmetrische Standleitungen der wichtigsten Anbieter



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