Masterplan für die Informatik

Die kürzlich bewilligten 64 neuen konsekutiven Masterstudiengänge für die Fachhochschulen der Schweiz beinhalten auch Möglichkeiten für Studierende der Informationstechnologie. Was ist neu und was bringen sie?

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/02

     

Kurz vor Weihnachten hat das Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement von Doris Leuthard den Fachhochschulen in der Schweiz eine schöne Bescherung geliefert: Insgesamt 64 der 86 von Schweizer Fachhochschulen eingereichten Gesuche zur Bewilligung von konsekutiven Masterstudiengängen wurden gutgeheissen. Erstmals wurde dabei das Master-Monopol der akademischen Hochschulen gebrochen.

Für Studierende der Fachhochschulen bedeutet das Erlangen des Bachelors ab dem Wintersemester nächsten Jahres also nicht mehr das gleichzeitige Ende der Fahnenstange.
Nachdem in der letzten InfoWeek-Ausgabe Klarheit im Titelwirrwarr geschaffen wurde, werfen wir heute einen Blick auf die akademischen Möglichkeiten für die IT. Denn die neu bewilligten Studiengänge beinhalten auch Neuerungen, welche für die Informatikbranche interessant sind: Sieben Schweizer Fachhochschulen (BFH, FHNW, FHO, HES-SO, FHZ, SUPSI und ZFH) bieten in Kooperation im Fachgebiet Information and Communication Technologies IT-relevante Masterstudiengänge an, welche an ein vorangegangenes Bachelor-Studium angeknüpft werden können.






IT-relevante MRUs im MSE


Möglichkeiten und Anforderungen

Die Voraussetzungen des Bundes – laut der im August letzten Jahres veröffentlichten «Fachhochschulmastervereinbarung» – für eine Bewilligung sind eher allgemeiner Natur und lassen viel Auslegungsspielraum. So können Fachhochschulen Master-Studiengänge anbieten, sofern diese von hoher Qualität, wettbewerbsfähig, stufengerecht, praxisorientiert, interna­tional kompatibel und bedürfnisentsprechend sind. Ausserdem müssen sich die Anforderungen eines Master-Studiums klar von der Vorstufe, dem Bachelor, unterscheiden. Der Bezug der Lehre zur Forschung muss nachgewiesen werden können. Viel sagen diese Voraussetzungen also noch nicht über die Qualität und die Art der einzelnen Studiengänge aus.


Informationsreicher gestalten sich da die Studienbeschreibungen der einzelnen Fachhochschulen. Ein IT-relevanter Studiengang, welcher bereits im ersten Anlauf an allen sieben Schweizer Fachhochschulen bewilligt wurde, ist der Master of Science in Engineering. Es ist dies der erste Master-Studiengang, der von allen Fachhochschulen gemeinsam entwickelt wurde und ist zugleich auch die interessanteste Neuerung für IT-Interessierte. Je nach Hochschule sind Vertiefungen in verschiedene Richtungen möglich.



An der Hochschule Luzern beispielsweise können während des Masters of Science in Engineering mit Vertiefungsstudium in Informatik die beiden Schwerpunkte «Software Engineering & Technology» sowie «Informations- und Softwaresicherheit» eingeschlagen werden. Während bei ersterem das Augenmerk auf SWE-Prozessen, Modellierung, Architektur, Datenbanken und komplexen verteilten Systemen liegen, befasst sich letzterer hauptsächlich mit Massnahmen und Technologien, welche Informationen beispielsweise auf mobilen Geräten gegen Missbrauch, Manipulation oder Malware etc. schützen.


Ebenfalls neu bewilligt wurde der Master-Studiengang «MSc in Business Information Systems» an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Schwerpunkt des Studiums ist das E-Business: Die Entwicklung und Modellierung von in die IT-Landschaft integrierten Geschäftsprozessen steht dabei im Vordergrund. Im Bereich Knowledge Engineering wird der Einsatz von Methoden und Technologien zur effizienteren Nutzung von Informationen und Wissen thematisiert. Ebenso soll gezeigt werden, wie durch Informationstechnologien moderne Konzepte der Gestaltung und Führung von Unternehmen ermöglicht und umgesetzt werden können. Wer sich also vor allem für die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Informatik interessiert und daran interessiert ist, das technische Kauderwelsch in brauchbare Informationen umzumünzen, der dürfte hier sicherlich an der richtigen Adresse sein. Vor allem auch, da die FHNW die einzige Schweizer Fachhochschule ist, die dieses Studium anbietet.


Unzählige Vertiefungsrichtungen

Masterstudiengänge, welche sich mit IT-relevanten Themen befassen, gibt es bloss eine Handvoll. Vertiefungsrichtungen innerhalb dieser Studiengänge – vor allem beim «Master of Science in Engineering» – gibt es allerdings unzählige. Vertiefen kann man sich dabei in sogenannten «Master Research Units». Diese MRU stehen jeweils für einen fachlichen Kompetenzbereich, welcher maximal vier Forschungsschwerpunkte beinhalten kann. Nach der Wahl einer MRU werden Studierende also spezialisiert und in einem Kompetenzbereich geschult. Dabei werden auch Projekte realisiert, welche kurz- bis mittelfristiges Vermarktungspotential haben. Die Beziehung zwischen Markt und Forschung ist dabei zentral: Während des Master-Studienganges an Fachhochschulen will man also nicht bloss Wissen vermitteln, sondern darüber hinaus auch neues Wissen generieren.



In nebenstehender Tabelle wurden nur einige der möglichen, zumindest teilweise mit der IT verwandten MRUs aufgelistet. Diese Vertiefungsrichtungen haben zu einem grossen Teil mit Informationstechnologie im weiteren Sinne zu tun. Andere MRUs, welche sich zwar ebenfalls mit IT befassen, allerdings nicht im zentralen Aufgabengebiet, wurden hier nicht berücksichtigt. Es ist daher empfehlenswert, dass jeder Studieninteressierte sich über die Homepage des Masters of Science in Engineering (www.msengineering.ch) selbst informiert. Über das Online-Tool können Interessensgebiete definiert werden, anhand derer anschliessend die entsprechenden MRUs ermittelt werden.


MAS

Die hier vorgestellten konsekutiven Master-Studiengänge sollten nicht mit dem «Master of Advanced Studies» (MAS) verwechselt werden (siehe letzte Ausgabe). In der nächsten InfoWeek-Ausgabe werfen wir zum Abschluss dieser kleinen Serie über Titel und Abschlüsse einen Blick auf die MAS-Möglichkeiten für IT-Interessierte.




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