KMU zurück in die Schule

An der ersten Schweizer MAP-Schule sollen IT und Business für KMU miteinander verknüpft werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/20

     

Bildungsinstitutionen im IT-Sektor gibt es in der Schweiz beinahe wie Sand am Meer. Dasselbe gilt für Business-Strategie-Schulen. Mit einer neu eröffneten Schule in Siders im Wallis, welche Teil des Microenterprise Acceleration Program (MAP) ist, möchte man Kleinstunternehmen nun beibringen, wie diese zwei Teilbereiche optimal zu vereinen sind. Denn 50 bis 60 Prozent der arbeitenden Weltbevölkerung sind in Kleinunternehmen von bis zu zehn Beschäftigten angestellt. Und gerade in diesen Unternehmen führt das Fehlen von technischem Know-how oft zu geringerer Produktivität und schlecht ausgenutzten Ressourcen, was eine subobtimale Wettbewerbsfähigkeit zur Folge hat.






MAP-Unterrichtsplan


Dachorganisation für Wirtschaftsverbände

Als Drahtzieher fungiert dabei das Microenterprise Acceleration Institute (MEA-I), das seinen Hauptsitz in Genf hat. Das Institut unterstützt regionale Wirtschaftsverbände und Bildungsinstitutionen beim Aufbau eines auf Kleinunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten zugeschnittenen Schulungsprogramms und versorgt die Organisationen mit Know-how und der für den Unterricht erforderlichen technischen Ausrüstung.


Im internen «Training of Trainers» (TOT) werden Mitglieder der regionalen Wirtschaftsverbände oder Bildungsorganisationen im Umgang mit der Hardware und den Business-kritischen Strategien geschult. Diese «Lehrerkurse» sollen den künftigen Kursleitern die Perspektive der Mikrounternehmen vor Augen führen. In Schulungszentren wie demjenigen in Siders, welches vom Walliser Verbund TechnoArk geführt wird, vermitteln die Trainer das Erlernte dann an die Mikrounternehmen weiter.



Jelena Godjevac, Geschäftsführerin von MEA-I, sieht im TOT sogar den entscheidenden Punkt: «Das TOT ermöglicht es den Mikrounternehmensverbänden, das MAP-Schulungsprogramm, also das MAP-Curriculum, ihren Mitgliedern anzubieten. Die Teilnehmer des TOT-Kurses werden in einem breiten Spektrum auf ihre Aufgabe als Lehrer vorbereitet. Sowohl was die Business-Technologie anbelangt als auch den Umgang mit der Technik und dem «Learning by Doing»-Prinzip. Nach dem 5-tägigen TOT-Kurs erhalten alle Teilnehmer die Unterlagen, welche sie benötigen, um das Erlernte an ihre eigene Kundschaft weiterzureichen.»


Verknüpfung von Business- und Technik-Kursen

In den Lehrgängen erfahren die Teilnehmer unter anderem, wie Flyer oder Broschüren angefertigt werden, den Umgang mit Digitalkameras, Scannern oder Buchhaltungssoftware, das Erstellen von Websites und Finanzgrafiken, das Planen eines Projektes oder das Managen und das Integrieren von neuen Technologien.


Man scheint sich dabei am Vorsatz zu orientieren, dass so viel wie möglich von den KMU selbst erledigt werden kann. So lassen sich unnötige Ausgaben für die Miteinbeziehung von Drittfirmen vermeiden, und Probleme können schneller behoben werden. Und das ist schliesslich auch der Vorteil eines KMU gegenüber Grossfirmen: die Entscheidungs- und Ausführungswege sind kürzer. Tritt ein Problem auf, wissen alle Bescheid und können im Notfall die Initiative ergreifen und selbst zu Technikern oder Troubleshootern werden.



Die Schulungen des MEA-I basieren auf einem eigens für KMU entwickelten, modular aufgebauten MAP-Curriculum. Dieser basiert auf der Verknüpfung von Business-Kursen wie «Informations-Management», «Projektplanung» oder «Cash-Flow-Analyse» mit Kursen zum Umgang mit der Technik wie «E-Mail und Internet» oder «Virtuelle Kollaboration». Ergänzt werden die Teilbereiche durch Kurse über deren Zusammenführung wie «Prioritäten setzen» oder «Putting it all together».


Finanziert von HP

Gesponsert wird das Microenterprise Acceleration Institut – und somit indirekt natürlich auch die Schulungen der Partner – von HP. Laut eigenen Angaben unterstützt das Unternehmen das Schulungsmodell, um die Entwicklung von KMU voranzutreiben.


Dass sich daraus aber auch einige schöne Vorteile für HP ergeben, versteht sich von selbst: An den MAP-Schulen wird prinzipiell mit Hardware aus dem eigenen Hause unterrichtet. Man lernt also durchaus, wie man mit Technik umzugehen hat. Doch liegt die Wahl der Geräte nicht beim Kunden. Und wer erst einmal den richtigen Umgang mit beispielsweise einem HP-Server oder einer HP-Storage-Lösung erlernt hat, wird kaum direkt nach der Ausbildung das Gerät eines anderen Herstellers erwerben. Es findet also eine Akquirierung von neuen Kunden statt. Gleichzeitig, und damit wären wir auch schon beim zweiten wichtigen Vorteil, kann HP seine Kunden bereits früh an sich binden und mit den KMU mitwachsen und gedeihen. Denn wächst das Unternehmen, wachsen auch die Investitionen, welche dieses im IT-Bereich tätigt.


Von Dachverband begrüsst

Der Verband der Schweizer Informations- und Kommunikationstechnologie SwissICT begrüsste indes die Eröffnung der neuen MAP-Schule im Wallis. Barbara Schiesser, Geschäftsführerin von SwissICT: «Alle Massnahmen, die dazu dienen, eine einflussreiche ICT-Industrie in der Schweiz aufzubauen und das Wissen in der Schweiz zu halten, sind heute willkommen. Denn obwohl die Schweiz einen Spitzenplatz in den Statistiken bezüglich der ICT-Ausgaben einnimmt, könnte der Einsatz der Mittel effizienter und effektiver gestaltet werden.» Auch sie sieht in der neuen Schule vor allem dadurch einen Gewinn, dass technische und Business-relevante Aspekte zusammengeführt werden.



Dass eine Schule für kleine und mittlere Unternehmen von einem Grossunternehmen finanziert wird, darin sehe sie kein Problem, so Schiesser weiter: «Die Anwender sind inzwischen selbst gut informiert und ausgebildet und sind durchaus in der Lage, eine gute von einer schlechten Ausbildung zu unterscheiden, ob Klein- oder Grossunternehmen. Somit wird dies der Markt richten.»




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