Die virtuelle Berufsberatung

Das Projekt «Die Schweizerische Berufsberatung im Internet» wurde für den Schweizer Internet-Award Best of Swiss Web nominiert – und dies zu Recht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/10

     

Wer heute eine Aus- oder Weiterbildung machen will, steht vor der Qual der Wahl. Die Berufswelt verändert sich, und die Vielfalt der unterschiedlichen Berufsrichtungen nimmt ständig zu. Wer beispielsweise Informatiker werden will, muss sich zuerst für einen der vier Grundberufe auf diesem Gebiet entscheiden. Steht schliesslich die Weiterbildung an, stehen mehr als zwei Dutzend Möglichkeiten zur Auswahl, die in direktem Zusammenhang mit dem Beruf des Informatikers stehen. Aber welche Ausbildung ist denn nun die richtige?
Die Antwort auf diese Frage muss wohl jeder für sich selbst finden. Erste Hilfe dazu gibt es unter www.berufsberatung.ch. Die Website versteht sich als Portal für die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. Sie ist in den Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch abrufbar und mit den kantonalen und regionalen Stellen für die Berufs- und Laufbahnberatung vernetzt.


Umfangreicher Inhalt

Das Portal ist in die drei Kategorien Berufswahl, Studium und Laufbahnberatung gegliedert. Innerhalb dieser Kategorien gibt es wiederum eine Aufteilung, die sich jeweils an Schüler vor der ersten Berufswahl, an Mittelschüler und Studenten oder an Berufstätige mit Laufbahnfragen wenden.
Die Rubrik «Berufswahl» befasst sich in erster Linie mit Informationen zu allen Grundberufen. Darüber hinaus findet der Interessierte Links zu den kantonalen Lehrstellenangeboten, Tips zur Berufswahl und Hinweise zur Schnupperlehre sowie zu Zwischenlösungen. Ausserdem gibt es eine Ratgeberseite für Eltern, die zeigt, wie sie ihre Sprösslinge bei der Berufswahl unterstützen können.





In der Rubrik «Studium» sind detaillierte Beschreibungen zu allen rund 700 Studiengängen der Universitäten und ETH gelistet. Ausserdem vermittelt ein virtueller Studienführer Wissenswertes über die Schweizer Hochschullandschaft.
Die dritte Rubrik «Laufbahn» befasst sich schliesslich mit den Weiterbildungsberufen aller Branchen. Hier finden Berufstätige Hilfe bei Fragen zur Planung der nächsten Karriereschritte und zur Finanzierung einer Weiterbildung. Für Berufsleute mit höherer Bildung gibt es darüber hinaus eine Datenbank, die Angaben zu den Weiterbildungsmöglichkeiten und Nachdiplomstudien aller Universitäten, Fachhochschulen und zahlreicher Privatschulen bereithält.
Die Site bietet zudem eine spezialisierte Linkdatenbank, die mehr als 2000 kommentierte Links zu Themen der Berufs- und Bildungswelt der Schweiz enthält. Ausserdem findet man hier auch Angebote aus dem Ausland.


Übersichtliche Navigation

Damit der Ratsuchende sich in der Fülle der Informationen schnell zurechtfindet, wurde die Site kürzlich einem kompletten Redesign unterzogen. Eine gezielte Farbführung und eine übersichtliche Navigation sorgen dafür, dass die Inhalte überschaubar bleiben. Diese sogenannte Design Usability gab nicht zuletzt den Ausschlag dazu, dass die Seite für die Wahl zum «Master of Swiss Web 2004» nominiert wurde. Zur Nomination verhalf dem Portal ausserdem, dass es in unterschiedlicher Ansprache der Zielgruppe die drei Sprachregionen und verschiedene Altersgruppen berücksichtigt (Business Public Affairs).





Der zum vierten Mal durchgeführte Schweizer Internet-Award Best of Swiss Web ist eine Initiative der simsa (swiss interactive media & software association) in Zusammenarbeit mit der «Netzwoche» und soll in der Schweizer E-Business- und Internetbranche Qualitätsstandards setzen.
Ob es für das Berufsberatungsportal für den Titel reicht, war bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Ab 19. Mai werden die Sieger unter www.netzwoche.ch veröffentlicht.


Föderalistischer Volltreffer

Angesprochen auf die ersten Erfahrungen mit dem Portal sprechen die Verantwortlichen von einem vollen Erfolg. «Ein Quantensprung für die Unterstützung aller Fragestellungen der Ratsuchenden», zitiert der Projektverantwortliche Ruben Meier die ersten Feedbacks, die aus Fachkreisen eingetroffen sind. Die Site decke zugleich die Bedürfnisse der Berufsberatungen wie der Ratsuchenden ab. Das zeigten die positiven Echos von Schülern vor der Berufswahl und Erwachsenen mit Laufbahnfragen.
Maurin Schmid, Präsident des KBSB (Schweizerische Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Berufs- und Studienberatung) und Direktor der Zentralstelle für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, spricht ausserdem von einem totalen Erfolg auf der Ebene der interkantonalen Zusammenarbeit: «Es ist das erste Mal, dass man in den drei Sprachregionen mit allen Kantonen gemeinsam derart intensiv zusammenarbeitet.»





Die Entwicklung wurde durch die Zusammenarbeit der Kantone mit dem Schweizerischen Verband für Berufsberatung (SVB), dem Schweizerischen Bildungsserver (EDUCA) sowie durch die Unterstützung des Bundes realisiert. Die Inhalte werden über ein speziell entwickeltes Intranet dezentral durch insgesamt 80 bis 100 Fachredaktionsleute der Kantone und des SVB laufend aktualisiert.
Finanziert wird das Portal über ein Projektbudget, das zur Hälfte von den Kantonen und zur Hälfte vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) gestellt wird.


Kein Ersatz für die Berufsberatung

Dass eine Webseite die traditionelle Berufsberatung nicht ersetzen kann, liegt auf der Hand. Vielmehr sieht Schmid den Grundauftrag darin, den Bildungswilligen Durchblick zu verschaffen über alle Möglichkeiten, die heute sehr komplex sind und sich schnell ändern. Schmid appelliert denn auch in einem ersten Schritt an die Selbstinformation. Er sieht die Site als eine erste Einstiegsstufe zur Orientierungshilfe. Die nächste Stufe der Berufsberatung liegt in der Informationsverarbeitungshilfe. Und diese findet vor Ort in entsprechend dafür eingerichteten Zentren statt. In der dritten Stufe, der persönlichen Beratung, sollte es nun gemäss Schmid nicht darum gehen, den Ratsuchenden Informationen zu vermitteln, die sie sich selber zurechtlegen können. «Nur die Verknüpfung dieser verschiedenen Stufen bringt den gewünschten Erfolg», sagt Schmid. Eine Website allein könne das nicht beanspruchen, denn für persönliche Entscheidungen brauche es persönliche Beziehungen. «So ein Instrument wird nie ein persönliches Gespräch ersetzen. Das soll es aber auch nicht», so Schmid weiter.
Die Site versteht sich also als Teil einer psychologischen Beziehungsarbeit. Sie liefert die Informationen, und in der persönlichen Beratung findet der Ratsuchende im Idealfall die Antwort darauf, was die Wahl für ihn bedeutet.


Ausbau läuft auf Hochtouren

Obwohl das Portal bereits jetzt einen enormen Umfang aufweist, wird in grossen Schritten an der Weiterentwicklung gearbeitet. Als erstes ist die Integration der grossen Weiterbildungsangebotsbörsen geplant, wie beispielsweise der wab (www.w-a-b.ch). Diese enthält rund 30'000 Lehrgänge und Kurse und soll komplett in www.berufsbera tung.ch eingebunden werden. Der zweite Schritt geht in Richtung Lehrstellenbörsenintegration der Kantone. «Der Vorteil besteht darin, dass die Berufsinformationen direkt mit der Lehrstellenbörse verknüpft werden können», sagt der Projektverantwortliche.





Schliesslich soll ein neues Modul im Bereich der akademischen Berufe dazukommen. Dieses soll Berufsinformationen für Studienabgänger bereithalten.
Ausserdem erhält die Site schon bald eine Datenbank, die einerseits Informationsveranstaltungen der Berufsberatungen und Verbände bereithält und andererseits einen Datenbankteil zu Zwischenlösungen und Brückenangeboten. Letzterer ist hauptsächlich für Schüler gedacht, die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Ziel ist es, diese Erweiterungen bis Frühling 2005 fertigzustellen.
Später sollen weitere interaktive Elemente dazu kommen, die der Interessenerkundung und Entscheidungsfindung dienen.




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