Websites für das Mobile Browsing erweitern

Mit mobilen Geräten herkömmliche Websites aufzurufen liegt im Trend. Damit diese auch auf Handy-Browsern betrachtet werden können, gilt es einiges zu beachten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/06

     

Der Start von Mobile Web beziehungsweise WAP 1.0 im Jahr 1999 verlief denkbar schlecht: Das mobile Browse-Erlebnis scheiterte fatal an unzureichenden Geräten, mangelndem Kundennutzen und hohen Kosten. Mit grösseren Anstrengungen versuchen seither Telekomfirmen Mobile-Portale wie Vodafone live zu etablieren. Dank der cleveren Integration in die Handy-Menüs der Netzbetreiber feiern diese Content-Portale mittlerweile stille, aber ansehnliche Erfolge: 10 bis 15 Prozent der Mobil-Abonnenten – ein immenser Markt – nutzen diese bereits.





Anders als bei WAP bauen die Angebote auf etablierten Standards auf: Die Sites werden über HTTP aufgerufen und basieren auf der verbreiteten Darstellungssprache xHTML. So kann auch eine normale Website mit Handy-Browsern aufgerufen werden. Die stark steigende Verbreitung von immer leistungsfähigeren Smartphones beschleunigt diese Entwicklung zusätzlich. Höhere Bandbreiten und sinkende Kosten für Datenabos verstärken dies zusätzlich. Der Markteintritt von Playern wie Google und eBay sowie die Verfügbarkeit einer eigenen Top-Level-Domain für Mobil-Angebote (.mobi) unterstreichen, dass eine neue Phase im Mobile Web begonnen hat. Die kostenpflichtigen Content-Portale werden substituiert durch vielfältige und frei zugängliche Angebote. Das Internet-Geschäftsmodell setzt sich auch mobil durch. Zeit also, das eigene Angebot mobil zu machen.






Trotz standardisierter Technologie sind die Herausforderungen keinesfalls zu unterschätzen. Auf technischer Ebene liegen diese darin, dass eine sehr grosse Anzahl unterschiedlicher Geräte und Browser existiert. Jede dieser Kombinationen unterstützt wieder-um ein unterschiedliches Spektrum an Funktionalitäten wie Java, JavaScript oder CSS2. Erschwerend kommt hinzu, dass die Display-Auflösungen nahezu von Gerätetyp zu Gerätetyp unterschiedlich sind. Dadurch können für dieselbe Seite je Endgerät grosse Darstellungsunterschiede entstehen. Gerade bei Massenmarktangeboten, bei denen die unterschiedlichen Gerätetypen in die Hunderte gehen, muss für Testen und Optimieren sehr viel Zeit eingeplant werden.
Um bei dieser Ausgangslage ein Angebot mobilfähig zu machen, bieten sich zwei unterschiedliche Strategien an.





Die erste versucht, die bestehende Website so zu optimieren, dass diese neben dem PC auch auf dem Handy optimal dargestellt wird. Technisch kann dies gelöst werden, indem der gleiche Inhalt für die Mobil-Ausgabe mit einem spezifischen Stylesheet vom Typ «handheld» formatiert wird. Die Darstellung wird so unterschiedlich je Ausgabemedium gesteuert. Die zweite Strategie lautet, für Dienste und Inhalte mit speziell hohem Mobil-Nutzen eine separate Subsite einzurichten. Gegenüber dem normalen Webangebot verfügt diese über flachere Navigationsstrukturen oder weniger Grafiken. Für die Ausgabe empfiehlt sich die Entwicklung von Templates für die relevanten Geräteklassen.
All die genannten Anpassungen ermöglichen nicht nur die mobile Browsebarkeit von Websites. Auch auf Suchmaschinen-Auffindbarkeit, Usability und Accessibility haben die Optimierungen einen positiven Einfluss. Ein Grund mehr, um beim nächsten Redesign auch Mobilitäts-Kriterien zu berücksichtigen.


Websites fit für Mobilgeräte machen – das muss beachtet werden

Egal, ob man seine Website mittels Handheld-Stylesheet formatiert oder ob eine separate Subsite eingerichtet wird, für beide Herangehensweisen empfiehlt sich die Berücksichtigung folgender Punkte.


• Richtige Inhalte anbieten: Die Kosten für die mobile Anpassung einer Website sind nicht unerheblich, die Implementierung macht nicht in jedem Fall Sinn. Die Analyse der Zielgruppe und Abklärung der mobilen Bedürfnisse sind deshalb unbedingt zu emp­fehlen. Bedürfnisse bestehen meist bei Inhalten, welche orts­spezifisch, zeitkritisch oder personalisiert sind.


• Technische Zugänglichkeit sicherstellen: Für eine Zugänglichkeit auf der grossen Masse der Geräte muss die Site xHTML-kompatibel codiert sein. Da das eingesetzte xHTML MP (Mobile Profile) aber nur eine Teilmenge der xHTML-Tags interpretiert, sind gewisse Funktionen (Frames, Popups, JavaScript, AJAX, Image Maps) oder eingebettete Objekte (PDFs, Flash, ActiveX) kritisch. Der Einsatz einer Rollover-Navigation schliesst zum Beispiel schon mal den grössten Teil der Benutzer aus.


• Auffindbarkeit beachten: Eine mobile Site wird im Moment noch nicht über Suchmaschinen gefunden. Statt dessen müssen die Seiten auf anderen Kanälen mit hoher Benutzerfrequenz (z.B. Verlinkung auf normaler Website) promoted werden. Sinnvoll sind dabei auch Kombinationen mit verbreiteten Technologien wie SMS.


• Darstellung optimieren: Formatierungen sollen weitmöglichst über ein externes Stylesheet erfolgen. Tabellenarmer HTML-Code erleichtert zudem die Positionierung auf verschiedene Displaybreiten. Da dem Server bei jedem Aufruf der Gerätetyp mitgeteilt wird, ist eine gerätespezifische Ausgabe möglich. Hierzu sind Listen verfügbar, welche je Gerätetyp Auflösung, verfügbare Eingabemedien oder Browserfunktionalität kennen. Mehr denn je sollte jedoch für die Darstellung auf den Geräten die 80/20-Regel herbeigezogen werden.


• Usability berücksichtigen: Da bei mobilen Geräten die Eingabe umständlich und eine Fehlnavigation besonders ärgerlich ist, fällt der Usability eine zentrale Aufgabe zu. Zur Klickpfadverkürzung helfen prominent plazierte Deep-Links oder eine Navigation mit bereits aufgeklappter Sub-Ebene. Eine treffende Beschreibung von Link-Zielen vermeidet unnötige Klicks. Schmale Header-Bereiche und Navigationen helfen, dass der ­Seitentitel nicht ausserhalb des sichtbaren Bereiches rutscht. Wichtige Informationen stehen am Anfang, pro Seite sollte maximal ein Thema behandelt werden. URLs sollten aufgrund der Merkbarkeit gleich sein wie im Web. Alternativtexte bei Bildern machen diese auch dann nutzbar, wenn deren Darstellung zwecks Ladezeitverkürzung vom Benutzer ausgeschaltet wird.


Die Autoren

Marco Hassler ist Senior Consultant beim Web-Dienstleister Namics; Dr. Martin Widmer ist Mobile-Experte und bei einem Schweizer Telco tätig.




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