Von Frank Herold
Anbieter von Backup- und Archivierungslösungen haben das Lied von der steigenden Datenflut, knappen IT-Budgets und verschärften gesetzlichen Vorschriften zur Archivierungspflicht schon unzählige Male gesungen. Gehör gefunden hat der Chor bislang vornehmlich auf dem Enterprise-Level. Disk-to-Disk-Lösungen sind bei der Mehrheit der Grossunternehmen schon Teil der Speicherstrategie, während mancher Mittelständler noch mit Tape als einzigem Backup-Ziel arbeitet. Standen IT-Administratoren früher vor der Frage «Disk oder Tape?», empfiehlt sich heute ein intelligenter Mix aus beiden Medien. Doch wo liegen neben den offensichtlichen Leistungs- und Performance-Vorteilen die Vorzüge von Disk-Appliances, die nicht nur eine Integration auf Enterprise-Level, sondern auch in KMU begründen?
Nahtlose Einbindung in bestehende Infrastrukturen
Mancher Firmeninhaber mag überrascht sein, wenn der erste positive Faktor von Disk-Backup-Systemen in einem Kostenvorteil liegen soll. Bei Betrachtung der Kostenseite werden zuerst die Anschaffungskosten sowie die Kosten für Service- und Wartungsverträge evident. Wenn allerdings ein Teil der Infrastruktur aufgerüstet werden muss, um die neue Technologie erst nutzen zu können, sind das Folgeausgaben der Neuanschaffung. Ist mit der Implementierung auch ein hoher Management-Aufwand verbunden, treten noch Verwaltungskosten hinzu.
Am Markt gibt es schlüsselfertige Disk-Appliances, die speziell für die Nutzung in KMU oder Zweigstellen entwickelt wurden. Diese können mittels einer NAS- oder Virtual-Tape-Library-Schnittstelle (VTL) nahtlos mit den meisten Backup-Anwendungen genutzt werden. Diese Disk-Backup-Systeme ergänzen die bestehende Infrastruktur so, dass keine neue Software installiert werden muss und kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand entsteht. Weder muss die Backup-Struktur unterbrochen werden, noch werden risikoträchtige Upgrades von Media Servern notwendig, die den Betriebsablauf unterbrechen können. Diese Systeme können vom Kunden selbst installiert und aufgerüstet werden und sind so gerade für KMU, die über keinen Storage- und Backup-Spezialisten verfügen, eine Lösung mit Kostenvorteil.
Neben der Installation ist auch das einfache Handling der Backup-Daten ein entscheidendes Kriterium für Disk als Backup-Medium. In diesem Zusammenhang kann auch das schnellere Wiederherstellen von Daten im Vergleich zu Tape genannt werden. Dies wird vor allem bei geschäftskritischen Daten relevant. Die Wiederherstellung der Daten von Tape erfordert in der Regel ein zeitaufwendiges Einlegen und Spulen.
Mancher IT-Verantwortliche mag sich zudem fragen, ob die Datenmenge im eigenen Unternehmen überhaupt schon so hoch ist, dass der Einsatz von Disk-Backup gerechtfertigt wäre. Doch die Frage nach dem Datenvolumen ist für den Einsatz von Disk-Backup längst unbedeutend, da mittlerweile Disk-Appliances mit 2 TB Basisgrösse kostengünstig am Markt zu erwerben sind.
Deduplizierung schafft Ruhe
Das Hauptargument für die Integration einer Disk-Appliance in die vorhandene Backup-Struktur liegt jedoch weiterhin in der Datendeduplizierung, die mittlerweile integrales Standard-Feature bei Disk-Backup-Appliances ist. Ganz allgemein ist Deduplizierung eine Methode, um redundante Daten auf Sub-File-Level zu registrieren und sie bei doppelten Inhalten mit einem digitalen Fingerabdruck zu versehen – dem Pointer. Die modernste Variante der Deduplizierung ist die Block-Level-Deduplizierung mit variabler Länge. Dabei werden bereits gespeicherte Datenblöcke nicht noch einmal gesichert, sondern mittels des Pointers referenziert.
Disk-basiertes- und Tape-Backup haben beide Vorteile, eine Mischform der Technologien bietet sich daher an und ist auch immer häufiger für KMU erschwinglich.
Dies bedeutet im täglichen Sicherungsalltag einer klassischen Datenstruktur bestehend aus E-Mails, Datenbanken, File-Services nicht selten eine Deduplizierungsrate von 20:1, was einer Senkung des Speicherbedarfs im Backup-Umfeld von 95 Prozent entspricht. Jedoch muss auch deutlich hervorgehoben werden, dass sich beispielsweise vorkomprimierte Formate wie Audio, Video und Bilddaten oder auch verschlüsselte Daten nicht deduplizieren lassen. Die Deduplizierungsrate kann im Vorfeld durch die Faktoren Änderungsrate, Aufbewahrungszeit des Backups und Datenart recht genau ermittelt werden. Durch die starke Reduktion der Daten auf dem Backup-System besteht natürlich auch die Möglichkeit der Replikation. Das bietet gerade für Kunden im KMU-Umfeld erstmalig die Möglichkeit, Daten automatisiert an einen anderen Standort zu übermitteln und somit den Service Level der Datensicherheit deutlich zu erhöhen. IT-Administratoren, die Deduplizierungs-Appliances erstmals im Einsatz haben, werden neben der massiven Einsparung an Speicherplatz vor allem über das Ausmass der Zeitersparnis für das Backup Management überrascht sein. Die freigewordene Zeit kann der User für andere IT-Projekte nutzen.
Was ist der einfachste Weg, um Deduplizierung zu implementieren?
Hat sich der IT-Verantwortliche eines Mittelständlers dazu entschieden, Deduplizierung im eigenen Unternehmen einzusetzen, hat er zwei Möglichkeiten, um die Technologie zu implementieren: den Einsatz einer Deduplizierungs-Appliance oder die Implementierung innerhalb einer Backup-Software. Die Software-basierte Variante benötigt zwar keine spezifische Hardware, belastet aber Arbeitsspeicher- und CPU-Ressourcen auf den zu sichernden Servern. Da die Daten vor ihrer Übertragung bereits dedupliziert werden, müssen weniger Daten auf das Backup-Medium übertragen werden.
Der momentan am weitesten verbreitete Ansatz für Deduplizierung hingegen ist die Hardware- oder Appliance-basierte Deduplizierung. Hier gibt es mittlerweile eine optimierte Variante der Inline-Deduplizierung. Dabei werden die Daten bereits während der Einspeisung auf die Disk-Appliance dedupliziert. Kam es hier in der Vergangenheit zu Verzögerungen beim Einlesen der Daten, gibt es mittlerweile Disk-Modelle für KMU, die inline bis zu 1,4 TB/Stunde für NAS und 1,7 TB/Stunde für Open Storage deduplizieren. Alternativ dazu wird in der Post-Processing-Variante zunächst der Datenstrom vollständig auf die Appliance geschrieben und zeitversetzt dedupliziert. Dadurch wird natürlich ein höherer Speicherbedarf auf der Backup-Appliance benötigt.
Es gibt keine universelle Antwort auf die Frage, welches der richtige Ansatz ist, aber Kunden müssen stets Sorge dafür tragen, dass der potentielle Wert einer Technologie über den Kosten für den Einsatz und die Verwaltung derjenigen liegt. Um Deduplizierung effektiv nutzen zu können, benötigt man Rechenleistung und hohe Transferraten. Im Ergebnis müsste die Software sehr durchdacht in die Hardware integriert werden. Wenn man die Technologie in einer reinen Software-Anwendung einsetzt, trägt man sie grundsätzlich auf eine Vielzahl von Allzweck-Plattformen und Storage-Systemen. Das macht die Ergebnisse etwas weniger vorhersehbar und manchmal kann die Auswirkung auf die Backup-Leistung durchaus negativ sein. Der Einsatz von Backup-Appliances mit Deduplizierung macht kaum Änderungen der Backup-Methode notwendig. Die neuen Systeme können den bestehenden Systemen einfach zur Seite gestellt werden. Da Deduplizierung auf speziell angefertigten Geräten durchgeführt wird, werden weder Backup-Clients noch Media Server belastet. Nicht zuletzt ist die Hardware-basierte Deduplizierung die technisch ausgereifteste Technologie. Im Ergebnis bedeutet das: schnelle Bereitstellung und wenig Servicebedarf. Vor der Wahl für den passenden Deduplizierungsansatz sollte sich ein Unternehmen die Zeit nehmen, die eigene Infrastruktur, Ressourcen und Daten zu analysieren. Je genauer die eigenen Anforderungen in Bezug auf Service Level definiert sind, desto abgestimmter wird die Lösung aus den Optionen Disk mit Deduplizierung, Replikation und Tape definiert werden können, um ein optimales Preis-Leistungsverhältnis zu erhalten.
Zusammenspiel von Disk und Tape zu einer Tiered-Storage-Struktur
Entscheidet sich ein Mittelständler für den Einsatz einer Disk-Lösung, wird die alte Tape Library nicht automatisch obsolet. Viele Mittelständler wechseln vom Backup auf Tape (B2T) zum Backup auf eine Disk-basierte Deduplizierungslösung (B2D). Zur Abrundung der allgemeinen Datensicherungsstrategie wird die Bandbibliothek fortan für die Langzeitarchivierung genutzt (B2D2T). Aufgrund ihres geringen Stromverbrauchs, ihrer langen Lebensdauer und Portabilität für Daten mit weniger kritischen Recovery-Zeitvorgaben, eignen sich Tapes hervorragend für das Disaster Recovery und für die Langzeitarchivierung. Disk-Speicher empfehlen sich hingegen als Backup-Medium für geschäftskritische Daten, die bei Bedarf schnell wiederhergestellt werden müssen. Dank Datendeduplizierung können kleine und mittlere Unternehmen ihre Backup-Daten Monate auf Disk aufbewahren, was viele Vorteile bietet. Disk-Lösungen sind zuverlässig, hochperformant und flexibel, da sie gegenüber Tape viel mehr Restore-Punkte beinhalten, um Daten wiederherzustellen und sie bieten die Möglichkeit der Replikation.