Kleinstrechner im Höhenflug

In der Schweiz sind bereits diverse Kleinstrechner verfügbar, zudem wird auf den Sommer ein wahrer Geräte-Boom erwartet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/09

     

Klein ist sexy. Dies beweist derzeit der taiwanesische PC-Bauer Asus, mit dem Erfolg des Eee PC (Test ab Seite 25). Innerhalb von drei Monaten konnten weltweit (beziehungsweise in den Ländern, in denen der Eee PC verfügbar war) 350’000 der Mini-Rechner abgesetzt werden. Und in Deutschland wurden die ersten 20’000 verfügbaren Exemplare innert weniger Tage verkauft. Anbieter wie Snogard Computer haben sogar Pressemitteilungen veröffentlicht, in denen verkündet wurde, dass man wieder Eee PCs an Lager habe. Man wünschte den Kunden noch Mitte April «viel Erfolg bei der Jagd auf die wenigen Exemplare».
Fürs Jahr 2008 rechnet man weltweit derweil mit 700’000 verkauften Eee PCs. Der Erfolg spiegelt sich zudem auch im Internet – genauer gesagt auf zahlreichen Fansites – wieder. Eine solche Verehrung um ein Stück Elektronik wurde bislang eigentlich nur den Apple-Rechnern gegönnt.
Der Erfolg des kleinen, günstigen weissen Rechners ist selbstredend auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Zahlreiche Anbieter – darunter auch die Marktführer Acer, Dell und HP – haben sogenannte Netbooks, wie die neue Gerätekategorie auch genannt wird, angekündigt. Acer soll laut «Wall Street Journal» im Juni ein Mini-Notebook lancieren. HP hat in den USA bereits das Modell 2133 im Programm. Dabei handelt es sich um einen Rechner mit 1-GHz-VIA-Chip, 8,9-Zoll-Display, 512 MB RAM und 4 GB Flash-Speicher, der mit Suse Linux ab 499 Dollar verkauft wird. Und bei Dell berichtet ebenfalls das «Wall Street Journal» von einem Rechner, der im Juni erscheinen soll und auch unter 500 Dollar kosten wird.


Kleinstrechner ab 900 Franken

Doch bereits heute sind auch in der Schweiz, nebst dem Eee PC, schon ultrakleine Mobilrechner erhältlich. Preislich liegen sie jedoch meist noch deutlich über den angekündigten Maschinchen von HP und Co. Am ehesten in die Netbook-Kategorie fällt noch das Easynote XS aus dem Hause Packard Bell. Der Rechner wird für 899 Franken angeboten, bietet einen 1,2-GHz-VIA-Chip, 1 GB RAM sowie eine 30-GB-Harddisk. Als Betriebssystem wird Windows XP Home eingesetzt, die Bildschirm-Diagonale misst 7 Zoll und das Gewicht liegt bei knapp einem Kilogramm. Vergleichbar zu diesem Modell ist zudem das Belinea s.book 1 von Maxdata. Dieses bietet 80 GB Festplattenplatz und Windows XP Professional, ist aber mit 1349 Franken schon deutlich teurer. Von einem ähnlichen Formfaktor, aber sowohl leistungs- wie auch preismässig in einer anderen Kategorie ist das Lifebook P1620 von Fujitsu-Siemens. Darin verrichtet ein Intel Core 2 Duo U7600 mit 1,2 GHz sein Werk, unterstützt wird er von bis zu 2 GB RAM und wahlweise einer 120-GB-Harddisk oder einem 64-GB-SSD-Speicher. Ausserdem löst das Display mit bis zu 1280x768 Pixeln auf, während die restlichen Subnotebooks lediglich 800x480 Bildpunkte schaffen. Dafür müssen für das Fujitsu-Siemens-Gerät auch mindestens 3200 Franken eingerechnet werden.


Display im Vordergrund

Noch etwas spezieller sind die drei Geräte, welche wir in der Tabelle unter der Rubrik Ultra Mobile PC (UMPC) aufgeführt haben – ursprünglich ein Referenzdesign von Microsoft, welchem bislang der ganz grosse Erfolg vergönnt blieb. Der Asus R2E kommt komplett ohne herkömmliche Tastatur aus und besitzt dafür eine spezielle Soft-Tastatur in der rechten und linken unteren Ecke des Displays. Die beiden Geräte HTC Shift sowie OQO model e2 besitzen zwar beide eine QWERT-Tastatur, die sich jedoch unter dem Display befindet (Slider-Format). Alle drei Geräte kommen mit einer Festplatte, 1 GB Speicher und einem Display mit 800x480 Bildpunkten. Sie sind mit Preisen ab rund 1700 Franken nicht ganz günstig.


Der Boom geht weiter

Sicher ist, dass sich der Markt der ultrakleinen Rechner in den nächsten Monaten kräftig bewegen wird. Da sind die bereits erwähnten kommenden Modelle von Acer, Dell und HP. Ausserdem wird im Sommer eine neue Version des Eee PC erscheinen und diverse kleinere asiatische Hersteller haben günstige Kleinstrechner in der Pipeline. Eine gewichtige Rolle dürfte zudem Intel spielen. Zum einen wird die zweite Generation von Intels Classmate-Rechner auch in den USA und in Europa lanciert. Und zum anderen liefert der Chipriese derzeit die Atom-Plattform aus, die speziell für die Netbook-Klasse und andere Kleinstgeräte konzipiert wurde. Meldungen zufolge soll Intel bereits mit Lieferschwierigkeiten bei den Atom-Chips kämpfen. Frohlocken darüber dürfte VIA, wo man dank dem Minirechner-Boom ohnehin einen zweiten Frühling erlebt. Den VIA-CPUs wird nachgesagt, sie sollen flexibler sein als ihre Intel-Pendants. Ausserdem hat Nvidia laut dem Online-Dienst «The Inquirer» Chipsets für die VIA-Prozessoren angekündigt, was die CPUs noch attraktiver für Hersteller machen soll. (mw)



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