Weiterbildung im Job
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/21
Für Management und Mitarbeiter von kleinen und mittleren Unternehmen ist es nicht immer einfach, von externer Weiterbildung zu profitieren. Seminarbesuche mit Preisen über 2000 Franken pro Tag sind oftmals ein Luxus, den sie sich aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht leisten können. KMU versuchen die Absenzen so niedrig wie möglich zu halten, während es in Grosskonzernen meist nicht sehr ins Gewicht fällt, wenn der eine oder andere Mitarbeiter einen oder mehrere Tage abwesend ist. Ganz im Gegensatz zu Grosskonzernen, die meist über ein eigenes Schulungszentrum verfügen oder für ihr Management in Seminarhotels Arrangements buchen, bilden vor allem Kleinfirmen ihre Leute in internen Schulungen aus.
In unserer Informationsgesellschaft können nur die Firmen und die Mitarbeiter überleben, die permanente Fortbildung betreiben. Dazu gehört neben der Vermittlung des Fachwissens, das sich ja ständig ändert und daher erweitert werden muss, die Fähigkeit zum Umgang mit dem Kunden sowie soziale Kompetenz nach innen und aussen im Sinne der Corporate Identity. Psychologen und Trainer haben längst erkannt - und dieses Wissen an die Praktiker weitergegeben -, dass das sogenannte Lernumfeld (Seminarraum, Tagungsstätte) eine wichtige Rolle für die Aufnahmebereitschaft, die Lerneffizienz und soziale Befindlichkeit spielt. Leider übersteigen solche Angebote in den meisten Fällen den Rahmen der finanziellen Möglichkeiten von KMU, sodass sie intern schulen müssen.
Für Inhouse-Schulung bieten sich verschiedene Methoden an. Die einfachste, produktbezogenste ist sicher die, das Training von einem Vorgesetzten des Betriebs durchführen zu lassen. Diese Art Seminar ist am wenigsten Zeit- und Kosten-intensiv. Reisezeit, -kosten und Miete eines geeigneten Lokals entfallen, da der Kurs vor Ort und ohne grossen Aufwand abgehalten werden kann. Er hat aber den Nachteil, dass sich die Beteiligten oft langweilen und dadurch weniger aufmerksam sind, weil ihnen in Sachen Umfeld nichts neues geboten wird.
Eine weitere Möglichkeit ist es, einen externen Trainer zu engagieren, der intern, nach Wunsch produktbezogen, Kurse abhält. Externe Coachs bieten Hilfe bei allgemein gehaltenen Themen wie beispielsweise der Gestaltung der Unternehmensentwicklung, des Wandels sowie bei Problemen und Konflikten mit Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitern. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass ein externer Trainer nur wirksam arbeiten kann, wenn er um bestimmte Daten und Fakten bezüglich des Klienten weiss.
Die dritte Art, seine Mitarbeiter weiter zu schulen, bietet die Weiterbildung übers Internet. Computer-Based-Training (CBT) wird das genannt, was der Mitarbeiter auf einer der Lernplattformen erarbeitet. Schulungsort ist der eigene Arbeitsplatz. Wann und wie lange er jeweils lernt, bleibt dem Mitarbeiter selbst überlassen. CBTs sind meist als tutorielle Lernprogramme entwickelt worden, das heisst, die Programme simulieren die Funktion eines Trainers. Wissen wird instruiert und an Beispielen verdeutlicht. Üben, Trainieren und Nachschlagen sind in diesen Programmen integriert.
Im firmeneigenen Schulungszentrum von Sun Mircrosystems werden Kurse für interne und externe IT-Fachleute abgehalten. Frau Brigitte Sidler vom Costumer Service des Education Centers: "Die Standardkurse sind sehr gut besucht. Wir schulen mit externen Trainern rund hundert Leute pro Woche, die aus der gesamten Schweiz anreisen." Auf die Frage, ob der Trend, Seminare zu besuchen, gestiegen sei, antwortet die Verantwortliche: "Ich arbeite seit acht Jahren in dieser Branche. Die Besucherzahlen sind in etwa gleich geblieben. Im Sommer sind es meist weniger und im Winter mehr Lernwillige."
Eine weitere Möglichkeit sind Fernseminare. Die Mitarbeiter, meist Führungskräfte, fahren ein paar Tage in eine schöne, erholsame Gegend, wo sie in Seminarhotels von externen Trainern gecoacht werden. Der Vorteil von solchen Schulungen ist, dass sie fernab vom alltäglichen Stress stattfinden und somit den Manager mehr oder weniger entspannt antreffen. Dazu kommt das meist lockere Umfeld, das die überlieferte Abneigung gegen die Verschulung des Unterrichts vergessen lässt, so dass in einem angenehmen Umfeld auch die entsprechende Lernbereitschaft entsteht. Die Geschäftsleute begegnen sich auf neutralem Boden und in ungezwungener Atmosphäre, die ihnen auch die Möglichkeit bietet, mehr über ihre Persönlichkeit zu erfahren. Fazit: Das Seminar hinterlässt langanhaltende Eindrücke. Gelerntes bleibt im Gedächtnis länger haften und lässt sich so eher umsetzen.
Wie, wo und wann auch immer gelernt wird, letztendlich zeigt sich immer wieder: Erfolg hat, wer sich nicht von seinem Weg abbringen lässt und an sein Ziel glaubt.