Flachbildschirme: Die Preise sinken
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/09
Sie sind schön, elegant und vermitteln einen Touch von Hightech. Gemeint sind die schlanken, eleganten Flachbildschirme, die so manchen Schreibtisch repräsentativer Büros zieren. Nach wie vor gelten LC-Panels als Statussymbol.
Leider sind sie noch immer ziemlich teuer. Laut einer Studie des führenden Monitor-Marktforschers DisplaySearch sind im Vergleich zum letzten Jahr die Preise um rund 42 Prozent gesunken. Noch vor rund 3 Jahren, als die ersten Geräte auf den Markt kamen, waren diese eleganten Monitore mit Preisen zwischen 4000 und 7000 Franken kaum erschwinglich. Heute bewegen sich die Anschaffungskosten zwischen 1150 und 3300 Franken.
In unserer Marktübersicht haben wir 84 15-Zoll-Flatpanels aufgeführt, die ihre technische Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Monitoren in Sachen Bildqualität, Platzbedarf und Energieverbrauch zeigen.
Ein grosser Vorteil von Flachbildschirmen ist bestimmt ihre Grösse. Sie benötigen nur etwa ein Drittel bis ein Viertel der Stellfläche von Röhrenmonitoren. So wird mancher Schreibtisch, der durch ein oder mehrere Geräte ziemlich überladen schien, mit einem dieser schlanken Flachmänner erstaunlich leer sein. Dazu kommt, dass die flachen LC-Displays nur vier bis zehn Kilo schwer sind. Die Leichtgewichte auf dem Markt sind zur Zeit Geräte von ADI, Eye-Q, Fujitsu, NEC und Nokia. Sony hat mit dem SDM-N50PS ein Ultraleichtgewicht im Sortiment. Der Hersteller hat die Elektronik in eine separate, 850 Gramm schwere Mediabox gepackt, die allerdings neben oder hinter dem Monitor steht.
Im Vergleich mit den schwergewichtigen CRT-Monitoren von rund 30 Kilo ermöglichen Flachbildschirme dem Benutzer problemloses und einfaches Transportieren sowie die Möglichkeit, weniger tragfähiges Mobiliar einzusetzen. Doch Vorsicht: Durch ihr geringes Gewicht sind sie oft schon mit einem heftigen Stoss oder Ruck zu Fall zu bringen. Um noch mehr Platz zu sparen, lassen sich einige Modelle zudem mit einer speziellen Halterung an der Wand befestigen.
Die modernen Flachbildschirme basieren auf der TFT/LCD-Technologie. LCD (Liquid Crystal Display) steht dabei für die Verwendung von Flüssigkristallen in den einzelnen Bildpunkten und TFT (Thin Film Transistor) für kleinste Transistor-Elemente, welche die Ausrichtung der Flüssigkristalle und damit deren Lichtdurchlässigkeit steuern. Jeder Bildpunkt besteht aus drei LCD-Zellen (Sub-Pixel), entsprechend den Farben Rot, Grün und Blau. Ein 15-Zoll-Bildschirm besteht aus rund 800'000 Bildpunkten oder ungefähr 2,4 Millionen LCD-Zellen. Durch diese LCD/TFT-Technologie sind die flachen Monitore absolut flimmerfrei. Auch wenn für die Raumbeleuchtung Neonröhren verwendet werden, entsteht kein Flimmereffekt. Sie erzeugen ein scharfes, helles und kontrastreiches Bild, welches bis an die Ränder und in die Ecken verzerrungsfrei dargestellt wird. Für unsere bildschirmgeplagten Augen bedeutet dies weniger Stress.
Im Vergleich zu Röhrenmonitoren haben Flatpanels der "gleichen" Diagonale eine grössere sichtbare Bildfläche. Ein 15-Zoll-Flachbildschirm entspricht in etwa einem 17-Zoll-CRT-Pendant. Die Standardauflösung bei einem 15-Zöller ist 1024 x768 Pixel, welche durch die Anzahl der Transistoren vorgegeben ist. Alle davon abweichenden Auflösungen präsentiert das Display entweder in Originalgrösse in einem entsprechend kleineren Bildausschnitt oder das Bild wird auf die volle Bildfläche hochgerechnet und dementsprechend verschwommen dargestellt.
Die Bilder eines modernen LC-Panels sind im allgemeinen heller als die eines CRT. Das Mass zur Bestimmung der Helligkeit wird in Candela pro Quadratmeter (cd/m2) angegeben. Die Werte herkömmlicher Bildschirme liegen um 100 cd/m2. Gute Displays bieten hingegen eine Helligkeit von 200 cd/m2 und mehr. Die Kontrastverhältnisse liegen bei Werten von 100:1 bis weit über 200:1.
Ein weiterer, wichtiger Punkt ist der Stromverbrauch. Flachbildschirme zeigen sich hier als äusserst sparsam. Sie benötigen nur 20 bis 40 Watt Strom, das sind rund fünf Rappen pro Tag, und geben entsprechend wenig Wärme ab. Dies macht sich vor allem in Räumen mit mehreren Monitoren bemerkbar. Die Klimatisierungskosten für die Arbeitsräume lassen sich deutlich einschränken. Man stelle sich vor: Acht bis zehn Röhrenmonitore geben die Wärme einer glühenden Herdplatte ab.
Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Genau so verhält es sich auch mit den Flachbildschirmen. Erscheint im ersten Moment alles toll, zeichnen sich beim genaueren Hinschauen doch auch Nachteile ab. Zum Beispiel ist der Blickwinkel, aus welchem das Bild ohne Einschränkung sichtbar ist, bei Flachbildschirmen kleiner als bei Röhrenbildschirmen. Wenn also der Betrachter nicht frontal, sondern seitlich versetzt auf den Bildschirm blickt, verändern sich Farbe, Helligkeit und Kontrast. Ein unangenehmer Effekt für Teilnehmer einer Präsentation oder an einem Arbeitsplatz mit mehreren Bildschirmen. Doch auch daran wird gearbeitet. Es ist einigen Herstellern bereits gelungen, Modelle mit einem Blickwinkel bis 170 Grad auf den Markt zu bringen.
Anspruchsvolle Bildbearbeitung, bei der es auf Farbtreue ankommt, ist mit Flachbildschirmen schwierig. Die meisten Displays erzeugen zu stark gesättigte Farben. Nur sehr wenige Displays werden mit einer Farbkorrektursoftware ausgeliefert, die aber gegen diese Schwächen nur wenig ausrichten kann.
Flachbildschirme sind für die Darstellung schnell bewegter Szenen, wie sie zum Beispiel bei Action-Spielen vorkommen, wenig geeignet. Die längere Reaktionszeit der LCDs kann bei schnellen Bewegungen das Bild zum Ruckeln bringen, oder die bewegten Objekte ziehen eine leichte Spur nach. Bei hochwertigen Panels ist das Problem aber weitgehend gelöst.
Besonders ärgerlich und störend bei den LC-Displays sind Pixelfehler. Das sind Farbpunkte, die infolge von ausgefallenen Transistoren nicht mehr ausschalten, beziehungsweise nicht mehr leiten. Dass die Panel-Hersteller diese Defekte immer mehr in den Griff bekommen und ihren Produktionsausschuss deutlich verringert haben, ist für den Anwender wohl wenig Trost, wenn er den nicht zum Bild gehörenden hellen oder schwarzen Punkt auf seinem Schirm entdeckt. Gerade bei preiswerten Angeboten gibt es vor dem Kauf selten eine Garantie mit einer genauen Definition der erlaubten Fehlerzahl. Bei teureren LCDs allerdings geben einige Hersteller in ihrem Handbuch die Fehlerrate an, die zum Umtausch berechtigt.
Bei einem herkömmlichen Röhrenmonitor nur schwer vorzustellen, für einige Flachbildschirme dagegen ein leichtes: eine komplette DIN-A-Seite mit jeder Textverarbeitung auch im Hochformat anzuzeigen. Die Pivotfunktion macht es möglich, den Sichtbereich um 90 Grad zu drehen. Dieses vorteilhafte Feature ist bis dato nur in wenigen Flachbildschirmen implementiert, nur gerade 31 von 84 Modellen in unserer Markübersicht haben diese Funktion. Ein Vorteil für User, die häufig Tabellen ausfüllen müssen oder aus anderen Gründen auf die Darstellung einer ganzen DIN-A-Seite Wert legen.
Eine weiteres Feature, mit dem viele Flatpanels aufwarten können, sind eingebaute Lautsprecher. Allzu grosse Erwartungen darf man an die Klangqualität allerdings nicht stellen. Man bedenke die mögliche Grösse dieser Boxen. Auch das eingebaute Mikrofon, über welches einige Geräte verfügen, macht wenig Sinn. Für die meisten Spracherkennungstools darf das Mikrofon nicht weiter als drei Zentimeter vom Mund weg sein, um ein deutliches Sprachbild zu erkennen.
Nicht jeder TFT-Monitor lässt sich an jede Grafikkarte anschliessen. Man unterscheidet zwischen Bildschirmen mit analogem und mit digitalem Eingang. Die meisten Geräte sind mit einem analogen VGA-Anschluss ausgerüstet. Noch gibt es relativ wenig Geräte mit digitalem Eingang.
Bei Verwendung einer Grafikkarte mit einem analogen VGA-Anschluss, der für die Ansteuerung von herkömmlichen analogen Röhrenmonitoren erforderlich ist, wandelt die Grafikkarte das digitale Signal in ein analoges um. Bei einem LC-Display mit analogem VGA-Anschluss wird das eben analog umgewandelte Signal wieder in ein digitales Signal konvertiert.
Es ist leicht einzusehen, dass die Umwandlung und anschliessende Rückwandlung keinen Sinn macht. Die Darstellung auf dem Monitor leidet darunter, im schlimmsten Fall ist Unschärfe die Folge. Wesentlich einfacher ist die Verwendung einer Grafikkarte mit digitalem Ausgang und einem Monitor mit digitalem Eingang. Die Umwandlung der Signale entfällt, das Bild wird optimal angezeigt. Einige wenige Geräte verfügen über einen DVI-Anschluss (Digital Visual Interface), mit dem sowohl analoge wie auch digitale Grafiksignale übertragen werden können.
Rund ein Drittel der Geräte in unserer Marktübersicht sind mit USB-Ports ausgerüstet. Eine sinnvolle Erweiterung, die aber meist teureren Geräten vorbehalten ist.
Leider ist die Fertigung der LC-Bildschirme immer noch sehr aufwendig und verlangt eine hohe Präzision. Der Hauptgrund für die stolzen Preise liegt in der hohen Ausschussquote der Anzeigeeinheiten der Panels. Jeder Monitor enthält eine grosse Zahl an Transistoren, die den Lichtdurchlass steuern. Sind nur wenige dieser Transistoren defekt, so gilt das Display als unbrauchbar und wird aussortiert. Die Hersteller können zwar immer präziser fertigen, dennoch liegt die Fehlerquote noch im zweistelligen Prozentbereich. Je grösser das Panel, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines fehlerhaften Transistors. Zudem übersteigt die Nachfrage immer noch deutlich die Fertigungskapazitäten. Und doch werden günstige Angebote jetzt immer öfter zu finden sein. So wurden beispielsweise in Deutschland bereits Schnäppchen unter 1000 DM angeboten. Laut Schweizer Händlern, sollen auch hierzulande in den nächsten Monaten die Preise für 15-Zoll-Flachbildschirme um weitere 20 Prozent sinken. Da fällt es nicht schwer, an die Prognosen von DisplaySearch zu glauben, die in einem Strategy Report eine jährliche Wachstumsrate von 49 Prozent bis ins Jahr 2005 vorhersagt. Die Röhrenmonitore werden früher oder später zu Gunsten der LC-Bildschirme schon bald vom Markt verschwinden.