Mentoring: Starthilfe für Ihre berufliche Karriere

Mentoring gibt es seit Jahrhunderten – heute kann die Betreuung als Dienstleistung gegen Bezahlung in Anspruch genommen werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/29

     

Der Begriff Mentoring leitet sich vom griechischen Namen Mentor ab. In Homers Odyssee ist Mentor ein Freund von Odysseus, der dessen Sohn Telemach betreut, während Odysseus in der Ferne weilte. Der Name wurde zum Synonym für einen väterlichen Freund oder Berater.



In den USA rollte die Mentoring-Welle bereits in den 70er Jahren. Einen Mentor zu haben, ist dort üblich und viele Unternehmen haben Mentoring als Instrument der Personalentwicklung etabliert. In den letzen Jahren hat Mentoring auch bei uns Einzug gehalten. Inzwischen haben etliche Unternehmen Institutionen, Verbände, Universitäten und Netzwerke Mentoring-Programme.


Erfahrungen weitergeben und Kontakte vermitteln

Das Prinzip ist einfach: Eine erfahrene, meist ältere Person (Mentor oder Mentorin) unterstützt eine jüngere (Mentee) dabei, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln und ihre berufliche Kompetenz auszubauen. Dabei geht es um die Weitergabe von Lebens- und Berufserfahrung. Dass dabei der Mentee profitiert, liegt auf der Hand. Aber auch die Mentoren haben Vorteile bei ihrem Engagement: Erfahrung weiterzugeben macht Sinn und Spass. Es hat etwas zutiefst befriedigendes, Jüngeren seine eigenen Erfahrungen weiterzugeben und zu beobachten, welchen Nutzen und Erfolg Sie daraus ziehen.



Im Mentoring führen Mentor und Mentee über einen längeren Zeitraum hinweg regelmässig Gespräche. Sie treffen sich alle vier bis sechs Wochen für etwa zwei Stunden und besprechen, was dem Mentee wichtig ist. Es werden Themen wie Aktuelles aus dem Beruf, Karriereschritte, Fragen zum eigenen Verhalten, zur Mitarbeiterführung oder Meinungen zu Bewerbungen beredet.




Mentoring bietet aber noch mehr: Mentoren führen ihre Mentees auch in ihre Kreise und Netzwerke ein, was wichtig ist für alle, die ihre Ideen erfolgreich umsetzen und beruflich vorankommen wollen. Die richtigen Leute zu kennen, Türen geöffnet zu bekommen, jemanden anrufen zu können, der einem auf Grund der Empfehlung seines Mentors zuhört, ist oft schon die halbe Miete.



Umgekehrt erweitern auch Mentoren ihre Kontakte, indem sie an den Netzwerken ihrer Mentees teilhaben und indem sie in organisierten Mentoring-Programmen auf Gleichgesinnte treffen, die für sie selbst anregende neue Begegnungen sein können.




Mentoring als bezahlte Dienstleistung

Was früher als reiner Freundschaftsdienst galt, kann heute gegen Bezahlung in Anspruch genommen werden. Zahlreiche Mentoring-Firmen bieten ihre Hilfe beispielsweise bei der Neugründung eines Unternehmens an. Dieser Aufgabe haben sich die sieben Damen der Firma Join n' Move in Emmenbrücke gestellt. Die Berufsfrauen aus dem BPW (Business and Professional Women - eine weltweit tätige Vereinigung von Berufs- und Geschäftsfrauen), haben die Idee weiterentwickelt und am 1. Mai 1997 wurde die Genossenschaft Join 'n Move gegründet.



Die Ladys im Alter von 40 bis 60 Jahren kommen aus den verschiedensten Branchen, sind alle selbständig und helfen Newstartern beim Aufbau ihres Business - natürlich gegen Bezahlung. Geschäftsführerin Ruth Wicki: "Grundsätzlich ist unser Angebot für Firmen gedacht, die sich in der Gründungsphase befinden. Wir unterstützen Sie bei der Erstellung des Businessplanes, bei der Bereitstellung der Finanzierung und vielem mehr. Ausserdem beraten und begleiten wir die Jungunternehmer während der nächsten drei Jahre."




Dabei werden die Mentees von einer oder mehreren Mentorinnen betreut. Das Wissen der Businessfrauen ist vielfältig, unter anderem zählen dazu Hilfe bei Rechtsfragen, im Rechnungswesen, in PR/Werbung, in Versicherungsfragen und in der Steuerplanung. "Im Normalfall begleiten wir eine Firma rund 3 Jahre. Je nachdem, wie viel Eigeninitiative die Firmengründer zeigen, ist es mal mehr und mal weniger Aufwand" so Ruth Wicki weiter.



"Viele unterschätzen eine Firmengründung und vergessen dabei die Schwierigkeiten, die auf sie zukommen." Ziel von Join 'n Move ist es, die von ihnen begleiteten Firmen nach zwei bis drei Jahren in die Selbständigkeit zu entlassen.



Erfahrungsgemäss schmerzt das Ende einer Mentoring-Beziehung. Das Gelernte und Erfahrene kann zusätzlich genutzt werden, wenn Mentoren und Mentees anschliessend als Co-Trainer ihren Nachfolgern aktiv zur Seite stehen.



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