Hallo. Die E-Rechnung, die Sie in Ihrem E-Banking-Portal erhalten haben, ist falsch. Bitte ignorieren Sie diese einfach. Ihre korrekte Rechnung erhalten Sie in Kürze via E-Banking. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeit und danken Ihnen für Ihr Verständnis.» Diese SMS habe ich am 31. März von Orange erhalten. Ich habe mir beim Lesen nicht viel gedacht. Ein paar Wochen zuvor wurde ich ja mit einem Brief darüber informiert, dass der Rechnungszyklus geändert wird. Und wie wir alle wissen, kann bei einem solchen (IT-)Projekt schnell einmal ein kleines Problem auftauchen.
Doch 14 Tage später liegt die falsche E-Rechnung immer noch in meinem Rechnungseingang. Die Zahlungsfrist rückt näher. Was soll ich nun tun? Doch bezahlen? Oder sie weiter ignorieren und im schlimmsten Fall gemahnt werden? Ich entscheide mich für letzteres und bekomme nur einen Tag später Recht: «Hallo. Bitte entschuldigen Sie die Verspätung Ihrer Rechnungen. Wir verlängern natürlich die Zahlungsfrist und teilen Ihnen so bald wie möglich mit, wann Sie Ihre Rechnungen erhalten. Danke für Ihr Verständnis. Ihr Orange Team.» Seitdem herrscht Funkstille.
Mittlerweile habe ich versucht, die E-Rechnung zu löschen beziehungsweise zurückzuweisen, was nicht funktioniert hat. Schuld daran ist aber nicht Orange, sondern meine Bank, die UBS. Deren E-Banking-Portal stürzt nämlich bei dieser Operation immer wieder ab. Auch bei anderen Funktionen taucht regelmässig ein «technischer Fehler» auf, was bedeutet, dass ich den Browser neu starten, mich neu einloggen, wieder das Rechnerli hervorzaubern und munter Zahlen eingeben muss. Ich frage mich, ob in der Jury, die die UBS für ihre neue E-Banking-Lösung mit dem Master of Swiss Web 2014 ausgezeichnet hat, auch Kunden der Bank gesessen sind. Optisch und von der Funktionsvielfalt her ist die neue Lösung top, das bestreite ich nicht, und die neue App ist Spitze – aber das neue Portal ist einfach deutlich fehleranfälliger als das alte, und das gefällt mir nicht.
Aber zurück zu Orange. Mein Mobilfunkprovider will anscheinend kein Geld mehr von mir – und nicht nur von mir, ich kenne noch ein paar andere Kunden, die auch schon ein Weilchen keine Rechnung mehr gesehen haben. Zudem machen in den Support-Foren zahlreiche weitere Orange-Kunden ihrem Ärger Luft. Zu unserem exklusiven Club gehören, wie Orange kürzlich gegenüber der «Handelszeitung» erklärt hat, 36’000 Personen.
Keine Rechnungen mehr zu kriegen, sei doch schön, meinte ein Kollege kürzlich zu mir. Ich musste ihm zustimmen, habe ihm dann aber erklärt, dass das nur ein Kapitel der ganzen Geschichte ist. Die Kostenkontrolle im Internet und via App funktioniert seit der Systemumstellung nämlich auch nur noch eingeschränkt. Irgendwann einmal zwischen dem 31. März und heute wurde der Zähler, der mir mein Gesprächs-, SMS- und Daten-Guthaben zeigt, auf Null gestellt. Wann genau, das weiss ich nicht. Und ich weiss auch nicht, wann wieder abgerechnet wird. Schon nach dem neuen oder noch nach dem alten Rechnungsdatum?
Fragen über Fragen, mit denen ich eigentlich den Orange-Support testen könnte. Und vielleicht nehme ich mir demnächst tatsächlich einmal ein paar Minuten Zeit dafür, obwohl ich keine Hol- sondern eine Bringschuld sehe. Zwei SMS bei einem Problem dieser Tragweite finde ich etwas dürftig, ich hätte vom Kundendienst ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Orange kann froh sein, dass die anderen Anbieter für mich momentan leider kein passendes Angebot haben, darum werde ich wohl oder übel bleiben. Eine kleine Wiedergutmachung für mich und die 35’999 Mitbetroffenen wäre trotzdem nett. Nicht zuletzt auch deshalb, weil von uns neu ja gefordert wird, dass wir unsere Rechnungen innerhalb von 14 Tagen bezahlen und ansonsten ratzfatz gemahnt werden.
(mv)