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Cloud-Dienste im Jahr 2020

von Daniel Feldmaier, IT-Business

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/10

     

Drei Experten nehmen Stellung zu Virtualisierung, Cloud Computing und Datensicherheit. Live können Sie Urs Stephan Alder, Dr. Bruno Messmer und Dr. Bernhard Tritsch auf dem «Virtualisierung & Cloud Computing Entscheider- und Partnerkongress» am 3. November in Zürich erleben.

Urs Stephan Alder

Urs Stephan Alder ist IT-Trainer für Microsoft- und Vmware-Produkte. Mit Kybernetika betreibt er das grösste herstellerunabhängige Testcenter der Schweiz.

Herr Alder, die Vorteile der Cloud haben sich mittlerweile herumgesprochen. Wie haben Schweizer Unternehmen die Cloud-Services bereits integriert?
Urs Stephan Alder: Der Begriff «Cloud» kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Das bedarf einer kleinen Definition. Angenommen, wir verstehen folgendes darunter: Alles was «wegvirtualisiert» werden kann, remote nutzbar ist und nicht mehr direkt als Software auf einem lokalen Computer installiert ist. Unter diesem Aspekt gibt es eine hohe Markt-Durchdringung. Viele Firmen haben solche Techniken schon als «Private Cloud» implementiert. Was noch fehlt, ist meist der Automatisierungsgrad. Dagegen ist es noch weniger verbreitet, Applikationen, wie Mail, oder CRM, von öffentlichen Anbietern zu beziehen – vor allem in grösseren Firmen.


Was sollte heutzutage unbedingt virtualisiert werden, was auf keinen Fall?
Anzustreben wären 100 Prozent. Dabei ist unerheblich, ob es sich um eine kleine oder grosse Infrastruktur handelt. Die Vorteile liegen auf der Hand und sind klar verifiziert. Systeme, die in irgendeiner Form Spezial-Hardware beinhalten, lassen sich kaum virtualisieren.

Sie sagen «In Zukunft hat jeder eine Cloud». Wieso?
Alles strebt ins Netz und ins Datacenter. In der Zukunft werden die Dinge ausschliesslich remote genutzt.

Wie sicher sind Cloud-Services Ihrer Meinung nach im Bezug auf Datenschutz und Verfügbarkeit?
In puncto Datenschutz und Sicherheit ist sicher noch einiges zu tun. Standards müssen definiert werden. Die wiederholten Ausfälle, zum Beispiel von Infrastrukturen innerhalb der Amazon-Cloud, zeigen auf, dass auch hochprofessionelle Cloud-Betreiber mit einem hohen technischen Komplexitätsgrad zu kämpfen haben, der negative Auswirkungen auf die Verfügbarkeit haben kann.

Dr. Bruno Messmer

Dr. Bruno Messmer leitet seit 2007 bei Swisscom IT Services den Bereich Consulting und berät mit seinem Team Unternehmen zu verschiedenen IT-Themen. Zuvor war er für die Forschung und Entwicklung im Bereich Software- und Sicherheits-Technologien bei Swiss-com verantwortlich.

Herr Dr. Messmer, in Ihrer Keynote werden Sie Cloud Computing in der IT und im Business vergleichen. Ist das Eine nicht untrennbar mit dem Anderen verbunden?
Auf der IT-Seite stellt Cloud Computing eine industrielle Revolution dar, weil hier die Produktion von Rechner- und Speicherleistung industrialisiert wird. Ermöglicht wird dies durch Virtualisierung, Automatisierung und Standardisierung.
Auf der Business-Seite stellt die Cloud eine neue Sourcing-Option dar, die es in sich hat und neue strategische Möglichkeiten für kleine und grosse Firmen bietet. Es gibt Start-up-Firmen, die alleine wegen des agilen Leistungsbezugs in der Lage waren, ihre Dienste überhaupt in den Markt zu bringen und entsprechend zu wachsen oder zu schrumpfen, ohne dass der Business Case durch hohe Investitionen und Risikokomponenten zerstört worden wäre.


Wie sieht die Cloud-Zukunft aus?
Bis ins Jahr 2020 werden circa 50 Prozent aller neuen IT-Projekte als Betriebsmodell auf IaaS oder SaaS setzen. Immer wichtiger werden allerdings auch PaaS-Dienste, da diese im Gegensatz zu SaaS mehr Freiheitsgrade beim Bau von eigenen Lösungen erlauben. Die darunterliegende virtuelle Infrastruktur muss dagegen nicht mehr von der Firmen-IT gemanagt werden. Wir werden uns ausserdem auch privat daran gewöhnen, dass Daten von und über uns in der Wolke abgelegt und verfügbar sind. Diese Verfügbarkeit und Nutzbarkeit der Daten wird zu einer heute unglaublichen Zahl neuer Services führen.

Wie sicher sind Cloud-Services Ihrer Meinung nach im Bezug auf Datenschutz und Verfügbarkeit?
Datenschutz und Verfügbarkeit von Cloud Services hängen stark vom jeweiligen Anbieter und dem jeweiligen Cloud Service ab. Auch in einer globalisierten Welt spielt es nach wie vor eine Rolle, in welchem Rechtsraum Daten und Rechnerleistungen erbracht werden. Die private Gewohnheit SLAs und AGB bei der Nutzung von Services ohne Prüfung zu akzeptieren, ist bei Cloud Services, die als Basis für Business Applikationen dienen sollen, fehl am Platz.

Dr. Bernhard Tritsch

Dr. Bernhard Tritsch vertraut längst nicht jedem Cloud-Anbieter und erklärt wie sich Risiken minimieren lassen. Ausserdem wagt er einen Ausblick in den Zukunft nach dem Cloud Computing.

Herr Dr. Tritsch, in der Schweiz haben 90 Prozent der Unternehmen ein bis zehn Mitarbeiter. Lohnen sich hier eine virtualisierte Infrastruktur oder gar Cloud Services?
Besonders für kleinere Unternehmen ist es lohnend, sich mit Virtualisierung und Cloud Computing zu beschäftigen. Virtualisierung in den verschiedenen Spielarten eignet sich dafür, die immer stärkere Hardware von Standard-PCs effektiv einzusetzen – vom Laptop über die Workstation bis hin zum Server. Der gezielte Einsatz von öffentlichen Cloud-Diensten erlaubt es, eine skalierbare Infrastruktur zu nutzen, die man sich selbst nie anschaffen könnte. Das kann sich bei überraschenden Geschäftserfolgen oder Lastspitzen als sehr segensreich herausstellen. Doch Vorsicht, nicht alles, was die Begriffe Cloud oder Virtualisierung im Namen trägt, ist für kleinere Unternehmen geeignet. Auch sollte man sicherlich keinen «Alles oder Nichts»-Ansatz fahren.


Was kommt jenseits der Cloud? Was erwartet die Unternehmen?
Für mich ist Cloud nur eine IT-Technologie unter mehreren, die unsere Zukunft bestimmen wird. Zu den Dingen jenseits der Cloud zähle ich intelligentere Methoden zur Systemverwaltung, Management der digitalen Benutzerpersönlichkeit, Schwarmintelligenz vernetzter Geräte, automatisierte Filterung von Informationen/Daten/Dokumenten, autonome Geräte und Alltagsgegenstände, Auflösung/Wandlung traditioneller Massenmedien, massiver Aufbau von Heimserver-Infrastrukturen, «Serious Gaming» für Bedienkonzepte ohne Anleitung, «Wearable Computing» mit permanenter Online-Anbindung und alltagstaugliche «Augmented Reality». Dies alles wird massiven Einfluss auf Unternehmen haben. Ich glaube daher nicht, dass uns in den nächsten Jahren die Arbeit ausgeht. Es liegen spannende Zeiten vor uns.

Wie sicher sind Cloud-Services Ihrer Meinung nach im Bezug auf Datenschutz und Verfügbarkeit?
Manche internationale Anbieter von Cloud-Diensten können nicht einmal die grundlegenden Anforderungen zum Datenschutz nach Schweizer Recht erfüllen, auch wenn dies ihre Marketing-Unterlagen versprechen mögen. Dies gilt in gewissem Masse leider auch für die Verfügbarkeit. Aber jeder Nutzer von Cloud-Diensten hat die Möglichkeit seine Daten zu verschlüsseln. Cloud-Dienste zu verwenden, bedeutet nicht, dass man alle Verantwortung abtreten und den gesunden Menschenverstand ausknipsen kann. Risikobetrachtungen und Überprüfung der Dienstgüte gehören zu den Grundaufgaben, um die man sich vor der Nutzung zwingend kümmern muss.


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