Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler über Prospekte, Internet und Messebesuchen durch das 300 Berufe umfassende Angebot durchgekämpft haben, wird ihnen von allen Seiten eine Schnupperlehre oder mindestens mehrere Kurzbesuche in Betrieben empfohlen. Das Ziel ist für die Jugendlichen die Klärung, ob der gewählte Beruf richtig verstanden wurde, passt und ihnen gefallen wird.
Dazu gehört sicher auch das Beschaffen weiterer Informationen über die Lehrzeit, wie beispielsweise die Tätigkeiten in den vier Jahren, die Unterschiede der Schwerpunkte, die Aufteilung mit der Berufsfachschule und den überbetrieblichen Kursen und die Perspektiven nach der Ausbildung. Zentral ist aber die Arbeit im Betrieb, respektive die Arbeitsweise (im Team/alleine/auswärts) etc.
Nachdem man ja nicht drei Tage zusehen und zuhören kann, sind auch Tätigkeiten sinnvoll, die den Schnupperlernenden zugemutet werden können. Das können ohne weiteres produktive oder auch vorpräparierte Arbeiten sein.
Vorschlag für das Programm eines Schnuppertages
Das Angebot muss auf die Grösse des Betriebes, respektive dessen Möglichkeiten, abgestimmt werden. Ein Chef und ein Lernender können ein bis drei Schüler/-innen auf nachstehende Weise betreuen. Für mehr braucht es entsprechend mehr Lernende, die den praktischen Teil übernehmen.
8.30 Uhr, Begrüssung durch den Ausbildungsverantwortlichen oder Chef, Präsentation der Ausbildung und Schwerpunkte und der Tätigkeiten des Betriebes und der ICT in diesem Umfeld.
9.30 Uhr, mit Lehrling, Übersicht über die Aufgaben der Lernenden in den vier Lehrjahren. Den Ablauf am konkreten Fall aufzeigen, auch wie es in der Berufsfachschule läuft und mit den ÜK (inkl. Modulunterricht und -Prüfungen).
10.30 - 15.00 Uhr, mit Lehrling einen Rundgang durch den Betrieb machen und dann am Arbeitsplatz des Lernenden.
15.00 Uhr, mit Chef und Lehrling: Fragen, nachfassen wie es gefallen hat und wie er den Beruf nun sieht . Gelegenheit, falsche Vorstellungen zu korrigieren. Abschluss des Anlasses.
Am Arbeitsplatz
Support: Gemeinsam die laufenden Aufträge erledigen (ideal wären Supportaufgaben, PC installieren, vor allem konfigurieren oder auch einen Benutzer im Netz aufnehmen etc.)
Systemtechnik: Konkrete Aufgaben am Client oder am Server, je praktisch desto besser. Aber auch ein Script zusammen programmieren (um etwas zu automatisieren) oder die Website pflegen etc.)
Applikationsentwicklung: Einfache Programme anpassen, so dass bald ein Resultat gesehen werden kann. Eine Applikation testen wäre eine weitere mögliche Tätigkeit.
Mediamatik: Aufbereitung von Informationen, Filmen, Bildmaterial und Einbinden in einen Prospekt oder in eine Website.
Es bestehen viele Untersuchungen über die Berufswahl und die Wahl der Lehrstelle. Nachgewiesenermassen spielt die Berufsinfo-/Schnuppergelegenheit die grösste Rolle. Sie ist eine der wertvollsten Berufsmarketingmöglichkeiten. Die Schüler/-innen erzählen daheim und unter Bekannten darüber und verschaffen so bei positiven Erlebnissen automatisch wieder neue Bewerber/-innen für die nächsten Lehrjahre.
Alfred Breu, Vizepräsident ICT-Berufsbildung Schweiz