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Surfer's Corner: Zumutung für das weltweite Publikum

Was Sie bei der Gestaltung Ihrer Site vermeiden sollten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/42

     

Mal ehrlich: Mögen Sie die Sorte von Werbekampagnen, die als Erstes mit einem völlig unverständlichen Plakat aufwarten? Eines, auf dem nicht im entferntesten zu erkennen ist, wofür eigentlich geworben wird?



Wochenlang geheimnisvolles Grün, und dann die totale Antiklimax - ausser einer viel zu süssen neuen Rivella-Variante ist wieder mal nichts gewesen? Komische, angeklebte Gegenstände auf ausufernden Plakat-Scherenschnitten, und dann bloss die Erkenntnis, dass die Migros immer noch eine Do-it-yourself-Sparte unterhält? Mir jedenfalls legt geheimnisvolles Getue höchstens nahe, die nach den überlangen Geburtswehen der Werbeberge geborene Maus - sprich, das beworbene Produkt - mit Missachtung zu strafen. Ähnlich geht es mir mit Webauftritten, die die relevanten Informationen entweder gar nicht vermitteln oder mit penetranter Nachhaltigkeit hinter wunderschönen Prologen und nichtssagenden PR-Texten verstecken. Die Fülle an Methoden, dem Surfer das Wichtigste vorzuenthalten, ist immer wieder erstaunlich.


Zumutung 1: Nutzloses Entertainment

Eine vor allem auf den Seiten wenig bedeutender Unternehmen verbreitete Katastrophe sind die sogenannten "Flash-Intros", ihres Zeichens der schlimmstmögliche Missbrauch eines an sich hervorragenden Webdesign-Tools. Sie zeigen typischerweise nicht bloss völlig unnütze Animatiönchen wie fliegende Kugeln oder rotierende Firmelogos, sondern verlängern trotz platzsparendem SWF-Fileformat die Ladezeiten ins Unermessliche. Anyway: Das Erste, was ich beim Aufsuchen einer Website sehen will, ist Information und nicht Unterhaltung - es sei denn, Entertainment ist der eigentliche Zweck der Site.





Zumutung 2: Kommunikationsverweigerung

Eine weitere Quelle ständigen Ärgers sind unzugängliche Kontaktangaben. Zu viele Site-Betreiber haben ob der Begeisterung fürs Internet offensichtlich nicht verstanden, dass konventionelle Kommunikationsmittel wie das Telefon oder gar die Post auch im neuen Millennium keineswegs ausgedient haben.



Ich empfinde es als äusserst hinderlich, wenn mir eine elementare Angabe wie die Telefonnummer eines Unternehmens, für das ich ja nur schon durch das Aufsuchen der Website erhebliches Interesse zeige, erst nach dem zehnten Mausklick in der siebten Verschachtelungsebene des Navigationsmenüs bekanntgegeben wird. Derartige Angaben gehören schlicht und einfach auf die Startseite eines Unternehmens-Webauftritts.




Regelmässige Enttäuschung bescheren mir auch hoffnungsverheissend mit "Kontakt" etikettierte Buttons, die beim Anklicken bloss ein E-Mail-Formular präsentieren. Erfahrungsgemäss dauert das Einholen einer Auskunft per Mail nämlich tausendmal länger als ein kurzes Telefon mit der zuständigen Stelle.



Ob das vielleicht daran liegt, dass manche Firmen den elektronischen Briefkasten nur einmal pro Schaltjahr leeren?




Zumutung 3: Windbeutel-Infos

"Worüber man nichts zu sagen hat, darüber soll man schweigen". Offensichtlich leben viele Web-Anbieter dieser leicht vergewaltigten Wittgenstein-Maxime nicht gerade mit Inbrunst nach. Wie sonst liessen sich inhaltslose Nichtinformationen erklären, die auf den Webseiten dieser Welt pilzartig grassieren?



In gedruckten Prospekten ist es zwar nicht weniger schlimm, aber das Internet bietet ja eben gerade die Möglichkeit, endlich einmal dem Interessenten alle nur denkbaren Informationen auf einfache Weise zugänglich zu machen - Informationen, nicht aufgeblasene Marketingsprüche wie "...dank unsererer brandneuen, bestens bewährten XYZ-Technologie ist unser Produkt das Beste" oder "...beraten wir Sie bei Interesse gerne".




Jedes Produkt ist das Beste, und wer seine Kunden nicht berät, hat auf dem Markt ohnehin nichts verloren. Nützlich wären stattdessen detaillierteste Angaben, informative Bilder, die über das Briefmarkenformat hinausgehen und, last but not least, Preisinformationen, die interessanterweise selten den Weg in den HTML-Code einer Website finden.



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