Informatiker jetzt!


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/01

     

Man leistet Unmögliches, um im Guinness Book registriert zu werden! An einem Turnfest sollen nächsten Sommer 300 Personen gleichzeitig den Kopfstand machen; offenbar gab es das noch nie.


Mit Kopfständen vergleichbar ist heute die Aufgabe, drei Java-Programmierer zu finden! Das zeigt, dass die Planung des notwendigen Fachleute-Nachwuchses in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt wurde. Am schweizerischen Bildungssystem liegt es nicht: Nach dem WM-Sieg von 2003 in St. Gallen und 2005 in Helsinki gelang es dem Schweizer Team, in 40 Berufen 17 Medaillen und 18 Diplome zu holen. Unsere Berufsleute sind weiterhin die Nummer 1 in Europa.

Den drei Informatik-Vertretern gelang leider keine Medaillen-Ernte, doch Sascha Grossenbacher im Webdesign und Daniel Hostettler in der Bürosoftware-Entwicklung sind Europabeste. In der Netzwerktechnik überholten nur Finnland und Oesterreich unseren Pascal Meier.



Die Schweiz verdankt ihren Ruf hoher Präzision und Qualität eindeutig ihrem Bildungssystem. Die erst 1995 eingeführte Informatik-Lehre hat sich bewährt, ihre Qualität wurde an der WM bewiesen. Auch in quantitativer Hinsicht sind mit 11‘500 vergebenen eidg. Fähigkeitszeugnissen deutliche Zeichen gesetzt. Die Informatik-Lehre wurde zum Massstab für künftige Informatikfachleute, sie ist die Zwischenprüfung auf dem Weg zum Informatik-Bachelor der Fachhochschulen.


Wie die aktuelle Personalmarktsituation beweist, hapert es noch am Mengengerüst: Zwei von drei Informatikern befinden sich in der zweiten Hälfte der beruflichen Laufbahn. Jährlich verlassen rund fünf Prozent oder gegen 10‘000 Informatiker das Berufsfeld. Doch Betriebe und Hochschulen bilden nur 2‘500 jährlich aus. Das erfordert sofortige Aktionen: Stehen wir für den Informatik-Standort Schweiz ein, zeigen wir auf, was für interessante Perspektiven die Informatiker/-innen haben, schaffen wir jährlich 3‘000 Lehrstellen (statt 1‘500) und motivieren wir die Jugend, die Informatik-Lehre, die Informatik­mittelschule oder das Studium in Angriff zu nehmen. Wir brauchen die Informatik-Ingenieure!


Alfred Breu, Präsident ZLI - Zürcher Lehrmeistervereinigung Informatik


Bachelor in Informatik; Drei Tage studieren, zwei Tage arbeiten


Attraktive Angebote der Hochschule für Technik Rapperswil und der Berner Fachhochschule richten sich an Studierende, die parallel zur Ausbildung arbeiten möchten. Die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) bietet ab Herbst 2008 ein Teilzeitstudium in Informatik an. Während der ersten drei Jahre studieren die angehenden Informatik-Ingenieure an drei Tagen pro Woche an der HSR.
Ein ähnliches Angebot gibt es etwa auch an der Berner Fachhochschule (BFH). Dort kann seit dem Sommersemester 2007 ein 9-semestriges sowie ein 8-semestriges Bachelor-Teilzeitstudium in Informatik absolviert werden.




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