Kabellose IP-Spione ab 200 Franken
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/22
Es gibt kaum ein Thema, das sowohl im betrieblichen Umfeld als auch im öffentlichen Raum die Gemüter so schnell zu erhitzen vermag, wie der Einsatz von Überwachungskameras. Erhitzte Gemüter hin oder her, wir haben uns insgeheim schon längst mit der Tatsache abgefunden, dass die starren Augen ein integraler Bestandteil unseres Lebens sind. Interessiert man sich für die historische Entwicklung von Überwachungssystemen, wird man in den 60er Jahren fündig. 1960 setzte die britische Polizei anlässlich eines Besuchs der thailändischen Königsfamilie am Trafalgar Square in London zwei temporäre Kameras zur Überwachung der Menschenmenge ein. Erwähnt wurden Kameras zur Überwachung des öffentlichen Raumes allerdings schon in George Orwells 1949 erschienenem Roman «1984». Drehen wir das Rad der Zeit noch weiter zurück, wurden Kameras erstmals 1942 eingesetzt, zwar nicht zur Überwachung von Menschen, sondern zur Überwachung von V2-Raketenstarts in Peenemünde.
Seit diesen dokumentierten Anfängen haben sich Überwachungskameras in Zahl und Technologie rasant entwickelt. Kontinuierliche Überwachung ist dank der mittlerweile weiten Verbreitung und den tiefen Kosten für Video-Sensoren für jedermann erschwinglich. Vor rund drei Jahren sind denn auch die ersten Wireless-Überwachungskameras auf den Markt gekommen. Die drahtlosen Kameras verfügen genauso wie kabelgebundene IP-Kameras über den Vorteil, in bestehende LANs integriert werden zu können. Dadurch entfällt die Notwendigkeit der Installation oftmals sehr kostspieliger zusätzlicher Infrastruktur. Wireless-Kameras unterstützen in der Regel die WLAN-Standards 802.11b und g, was in Kombination mit der mittlerweile üblichen MPEG-4-Kompression ausreichendes Bildmaterial liefert. Alternativ verfügen die Kameras über eine Ethernet- und zum Teil noch über weitere Schnittstellen.
Mit IP- und Wireless-Überwachungskameras verhält es sich ähnlich wie mit anderen in Netzwerke integrierten Geräten. So einfach die Handhabung und die Installation dieser Kameras und so mannigfaltig die Zugriffsmöglichkeiten auch sein mögen, die vermeintliche Sicherheit kann sich schnell als Bumerang erweisen. So sollte stets darauf geachtet werden, dass die drahtlose Übertragung verschlüsselt ist und Zugriffe auf die Kamerabilder auf autorisierte Personen und Geräte eingeschränkt werden. Wie real eine solche Gefahr ist, zeigt die Möglichkeit, mit Hilfe einfacher
Google-Hacks Kamerabilder zu finden, die Büroangestellte zeigen, die lediglich bei ihrer Arbeit überwacht werden sollten.
Unsere Übersicht deckt fixe Kameras, die weder über eine Schwenk- noch über eine Neigefunktion verfügen, ebenso ab wie flexible Kameras, die in der Lage sind, zum Teil recht unterschiedliche Bereiche abzufahren. Schwenk-, Neige- und Zoomfunktionen können über ein Web-Interface bedient werden.
Bei den meisten Kameras kommen CMOS-Chips zum Einsatz, während vereinzelt CCD-Chips anzutreffen sind. Die Unterschiede bestehen darin, dass CMOS-Chips weniger Energie benötigen, in der Herstellung preiswerter sind und eine geringere UV-/IR-Empfindlichkeit aufweisen. Die geringere Empfindlichkeit gegenüber UV- und IR-Strahlung macht die CMOS-Chips weniger störungsanfällig, führt aber dazu, dass sie sich kaum für den Einsatz in IR-Kameras eignen.
Vergleichbare Modelle bewegen sich ungefähr im selben Preisbereich. Ausnahmen sind die Geräte von Mobotix und Sony. Dabei handelt es sich um IP-Kameras, die nicht primär für den Wireless-Einsatz ausgelegt sind, sich jedoch über ein zusätzliches WLAN-Modul integrieren lassen. Diese Geräte bilden in Sachen Optik, Robustheit Ausbaubarkeit und Preis eine Klasse für sich.