Zehn Temu-Produkte im Test
Quelle: SITM

Zwischen China-Schrott und Schnäppchen-Freude

Zehn Temu-Produkte im Test

Seit Monaten müllt Temu auch die Schweiz mit Werbung für Produkte zu Tiefstpreisen zu. Im Wissen darum, dass eine Bestellung bei Temu aus verschiedensten Aspekten heraus kritisch betrachtet werden muss, hat es die Redaktion trotzdem interessiert, ob Temu nur Schrott verschickt oder ob die Produkte etwas taugen. Also haben wir zehn Produkte von Temu getestet.
17. Dezember 2023

     

Kaum jemand, der online unterwegs ist und soziale Plattformen nutzt, dürfte es in den vergangenen Monaten geschafft haben, an Temu vorbeizukommen. Seit diesem Sommer hat die Shopping-Plattform aus China auch die Schweizer Konsumenten ins Visier genommen und überflutet das Land – und dabei vor allem auch die jüngere und digitalaffine Zielgruppe – auf Instagram, Tiktok und Co. mit Werbung. Gegründet wurde Temu zwar 2022 in den USA, hinter dem Händler steht aber eine Holding aus China, und kritische Beobachter vermuten sogar die chinesische Regierung respektive chinesischen Regierungseinfluss hinter Temu. Eine kritische Betrachtung von Temu scheint ohnehin nötig, und zwar aus verschiedenen Gründen – angefangen beim Marketing, das darauf ausgelegt ist, dass der Konsument immer mehr (und sinnlos) einkauft oder C-Klasse-Influencer gegen Bezahlung positiv über die Produkte berichten, über das Thema Datenschutz, die Wegwerfmentalität, die mit den Billigstprodukten gefördert wird und allein schon aus ökologischer Sicht höchst bedenklich ist, die Bedingungen, unter denen die Ware produziert wird, bis hin zu gefälschten Zertifikaten und Produkten, die keinerlei Qualitätsansprüchen genügen können.

Allein mit einer kritischen Betrachtung über Temu liessen sich also mehrere Seiten füllen. Als ICT- und Technologiemagazin hat uns aber vor allem der Qualitäts­aspekt interessiert beziehungsweise die Frage: Was taugen die Produkte, die Temu zu Billigstpreisen verschleudert und dabei kostenlos in die Schweiz schickt. Also hat die Redaktion für insgesamt 287.10 Franken zehn ICT- respektive technologienahe Produkte bestellt und getestet – angefangen bei kabellosen Kopfhörern für knapp 6 Franken bis hin zu einem Roboterstaubsauger für 61 Franken.


Die Bestellung aufgegeben haben wir – um zumindest etwas Datenschutz zu gewährleisten und nachher nicht von Temu-­Werbung überflutet zu werden – via Browser mit aktiviertem VPN und ohne ein Kundenkonto zu eröffnen. Der ganze Bestellvorgang ging recht unkompliziert vonstatten, und für die Zahlung haben wir Paypal verwendet – immerhin gibt’s da Käuferschutz. Als Lieferdauer für die zehn bestellten Produkte gab Temu zwischen 5 und 13 Tage an – mit dem Versprechen, dass es eine Gutschrift von 5 Franken gibt, wenn die Ware nach 13 Tagen noch nicht da ist. Die Gutschrift wurde dann aber nicht nötig, die Ware kam rechtzeitig und komplett an, und zwar gestaffelt in insgesamt sieben weissen Plastiksäcken (siehe Bild), so wie man das auch von China-Lieferungen anderer Shops wie Banggood oder Aliexpress kennt. Zeit für die Redaktion also, sich ans Testen zu machen.

Die einzelnen Test- und Erfahrungsberichte finden sich nachfolgend. Zu bemerken bleibt zudem, dass die einzelnen Produkte im Nachgang auf Temu oft nicht ganz einfach wiederzufinden sind, denn nicht selten wird weder ein Hersteller noch eine konkrete Modellbezeichnung angegeben. Zudem finden sich identische oder sehr ähnliche Produkte teils Dutzendfach, und teils haben sich auch die Preisangaben einige Wochen nach der Bestellung verändert.

CLCEY TK20 Smartwatch: Die Uhr, die gerne alles wäre

Mit einem Preis von rund 45 Franken ist die TK20 Smartwatch des Herstellers CLCEY auf Temu am oberen Ende der Preis­skala angesiedelt. Dafür geizt die Uhr nicht mit Features: Nebst den klassischen Funktionen wie Push-Benachrichtigungen des Smartphones, Musikplayer-Steuerung, Stoppuhr sowie Schritte- und Kilometer-Zähler verfügt die chinesische Smartwatch überdies über eine EKG-Anzeige, einen integrierten Puls- und Blutdruckmesser, eine Blutzucker-Überwachung sowie eine ­Körpertemperatur-Messfunktion und eine Anzeige des Sauerstoffgehalts im Blut. Klingt zu schön, um wahr zu sein?

Zuerst du den harten Fakten. Die Uhr ist mit vier verschiedenen Bändern lieferbar, der Tragekomfort ist mit der schwarzen Lederimitation trotz recht grossem Gehäuse hoch. Hier spielt der Uhr ihr sehr geringes Gewicht von 62 Gramm in die Karten. Man spürt beim Anfassen, dass es sich um ein günstiges Fabrikat handelt, aber die allgemeine Haptik geht für den gebotenen Preis in Ordnung. Damit die Uhr die korrekte Zeit anzeigt und in Betrieb genommen werden kann, ist eine Bluetooth-Koppelung mit der Smartphone-App Deepfit notwendig. Die App verlangt denn auch weitreichende Zugriffe auf Fotos, Kontakte, Kalender, Kamera. Nicht alles ist notwendig, aber die Kontakte sind schon sinnvoll. Über die einfach zu bedienende App können diverse Einstellungen vorgenommen sowie das Erscheinungsbild der Uhr justiert werden.
Im alltäglichen Betrieb funktionieren die Push-Benachrichtigung des Smartphones sowie die Schrittzählung zuverlässig. Einen billigen Eindruck hinterlassen jedoch der sehr laute Vibrationsalarm sowie die willkürlichen Zeilenumbrüche, die das Lesen der Texte erschweren. Positiv aufgefallen ist dagegen die Batterielaufzeit, die bei moderater Nutzung rund zwei Wochen beträgt. Ebenfalls cool: Die von der Uhr gemessenen Werte wie Schritte und Puls werden in der App archiviert und in einem übersichtlichen Diagramm nach Tagen gestaffelt dargestellt. Auch ein Workout, wie beispielsweise Joggen oder Velofahren, lässt sich über die Uhr starten. Dauer, verbrannte Kalorien sowie Puls werden dann separat abgespeichert und in der App angezeigt.


Mit all ihren Funktionen ist die Smartwatch ausserdem ein kleines Medi-Set. Die Messung der Körpertemperatur ist mit einer Abweichung von 0,2 Grad im Vergleich zu einem Fieberthermometer überraschend präzise. Ebenfalls äusserst präzise ist die Puls-Messung. Verglichen mit einem Blutdruck-Messgerät weist die günstige Uhr exakt denselben Puls aus. Beein­druckend! Dagegen macht die Uhr dem testenden Reaktor weis, dass der Blutdruck perfekte 120/80 beträgt. Die Überprüfung mit dem Blutdruck-Messgerät zeigt aber, dass der tatsächliche Blutdruck mit 131/82 leicht erhöht ist. Ob die Uhr zumindest bei stark erhöhtem Blutdruck tendenziell in die richtige Richtung messen würde, konnte im Test nicht ermittelt werde. Die Messung der Blutzucker- und Blutsauerstoffsättigung sind dagegen ein Gadget für das Display, die Werte aber viel zu ungenau. Gemäss der Aussage einer Ärztin ist es unmöglich, nur mit Hilfe eines Infrarot-Sensors diese Werte zu ermitteln.

Ansonsten sind jedoch sowohl Funktionsumfang sowie Qualität und Umsetzung wirklich gelungen. Die App ist zwar eine potenzielle Datenkrake, gibt aber rückblickend Aufschluss über die verschiedenen Messungen der Uhr. Über die Langlebigkeit lässt sich nur spekulieren, aber die Momentaufnahme zeigt, dass dieses China-Produkt seinen für Temu-Verhältnisse gehobenen Preis absolut wert ist.

Wertung: 5 von 6 möglichen Sternen

Kabellose 3-in-1-Ladestation: Bambus-Ladeblock für Apple-Produkte

Wer beim grössten Schweizer Onlineshop eine kabellose 3-in-1-Ladelösung sucht, die Magsafe unterstützt – also Apples kabellose Ladelösung, die sich einerseits am Qi-Standard orientiert und andererseits magnetisch ist – findet genau neun Produkte. Wer dazu noch ästhetische Ansprüche hat – wobei Ästethik natürlich immer im Auge des Betrachters liegt – sollte sich besser gleich komplett anderweitig umschauen, etwa bei Temu. Dort nämlich haben wir für 34.19 Franken eine kompakte Ladestation aus Bambus gefunden, die gleichzeitig ein iPhone sowie – wenn man ein Stück Plastik aus dem Bambusblock schiebt – eine Apple Watch und Airpods aufladen kann. Gemäss Verpackung wird das iPhone mit maximal 15 Watt geladen, die Airpods mit 5 Watt und die Uhr mit 2 Watt. Die Ladegeschwindigkeit haben wir mit dem iPhone 15 Pro getestet, das am Temu-Ladegerät innerhalb einer Stunde von 10 auf 56 Prozent geladen wurde. Das ist zwar langsamer als am Original-Magsafe-Ladegerät von Apple, das das Telefon in einer Stunde von 10 auf 70 Prozent brachte, aber immer noch ganz okay. Das Telefon hält magnetisch übrigens bestens am Bambus-Block und kann frei rotiert werden. Damit eignet sich das Temu-Ladegerät insbesondere auch, um es auf den Nachttisch zu stellen, womit sich der neue Standby-Modus von iOS 17 nutzen lässt, mit dem etwa die Uhr ähnlich einem Wecker permanent angezeigt wird. Etwas doof nur, dass am Ladegerät unten ein kleines LED so hell leuchtet, dass es nachts wirklich störend ist. Muss man halt abkleben. Oder kaputtmachen. Übrigens: Ein USB-C-Kabel ist im Lieferumfang dabei, ein Netzteil nicht.


Wertung: 5,5 von 6 möglichen Sternen

Golf-Rangefinder: Plusminus Eisen 7

Entfernungsmesser (Rangefinder) helfen beim Golfen, um eine Distanz zu schätzen und für diese den richtigen Schläger zu wählen. Im Handel kosten diese 150 bis 600 Franken – das vorliegende Temu-­Modell hingegen gerade mal 50 Franken. Verglichen haben wir es mit einem Konkurrenzmodell der Mittelklasse für rund 200 Franken. Im Vergleich zu diesem weist der deutlich billiger wirkende (dafür leichtere) Temu-Rangefinder eine gewisse Inkonsistenz auf: Nicht selten kommt es vor, dass die Entfernung etwas variiert, wenn sie mehrfach gemessen wird. Bei kurzen Distanzen ist das maximal ein Meter, bei langen (über 200 m) bis zu vier Meter. Die Abweichung zum Vergleichsgerät liegt je nach Distanz bei einem halben bis etwa drei Metern. Ansonsten verrichtet das Gerät seinen Dienst und misst Distanzen (5 bis 500 m) recht zuverlässig. Für hohe Ansprüche ist der Rangefinder von Temu wohl ungeeignet, eine Alternative zur 200-Franken-Kategorie ist er aber durchaus. Und für Hobby-­Polizisten hats sogar noch einen Geschwindigkeitsmesser an Bord – was auch immer das bringen soll.


Wertung: 4 von 6 möglichen Sternen

Action-Kamera: 4K – oder doch nicht?

Ein Preiskracher ist die Action-Cam von Temu ohne Frage. Immerhin schlagen vergleichbare Produkte namhafter Hersteller wie Gopro oder DJI schnell mit mehreren Hundert Franken zu Buche. Die Kosten unseres Testgerätes beliefen sich hingegen lediglich auf 16.59 Franken – und das für diesen Kampfpreis gelieferte Paket kann sich durchaus sehen lassen. Nicht nur bekommen Sparfüchse die kleine Kamera mit Zwei-Zoll-Screen, sondern obendrein eine MicroSD-Speicherkarte mit 32 GB, verschiedenste Befestigungshilfen für Fahrradhelm, Auto oder Gürtel sowie ein wasserdichtes Case für den Unterwassereinsatz. Allerdings kam die transparente Hülle bereits mit deutlich sichtbaren Kratzern an. Und da das Produkt noch sachgemäss verpackt war, lässt sich ein Transportschaden nahezu ausschliessen.

Die Einrichtung der Action-Cam gestaltet sich wiederum recht einfach. Voraberfahrung mit entsprechenden Geräten ist aber definitiv hilfreich, immerhin liefert die beiliegende Anleitung lediglich rudimentäre Informationen zu technischen Eckdaten, Features und ersten Schritten. Die Optionen erläutert sie hingegen nicht weiter. Dennoch sollte sich jeder Nutzer schnell im Setup zurechtfinden. Hier gibt es zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten von Funktionen wie einer Bewegungs­erkennung über einen Automodus bis hin zu Bildeinstellungen wie Weissabgleich und Auflösung. Doch bei Letzterer fängt die Verwirrung an. Ursprünglich hatten wir eine 4K-Kamera bestellt – auf der Verpackung wird jedoch eine Full-HD-Auflösung mit 1920 x 1080 Pixeln angegeben. Auf dem Gerät selbst steht wiederum «4K Ultra HD» und auch im Setup lässt sich 4k als Zielauflösung auswählen. Und was sagt der Test? Trotz zuvor eingestellter 4K-Aufnahme mit 30 FPS hat die Kamera lediglich mit Full HD aufgezeichnet. Eine satte Enttäuschung. Immerhin: die FPS-Rate stimmt, doch die Verwirrung bleibt. Immerhin gibt die Verpackung für Full-­HD-Aufnahmen nur 15 FPS an.


Zudem glänzen die Aufnahmen nicht unbedingt mit hoher Qualität. Im Gegenteil. Die Videos sind körnig, unscharf, verwackelt und die Kamera kommt nur sehr bedingt mit schnellen Bewegungen und sich rasch ändernden Lichtverhältnissen zurecht. Was bei ruhigen Einstellungen nicht allzu stark ins Gewicht fällt, ist für eine Action-Cam beispielsweise im Sportumfeld natürlich ein dicker Minuspunkt. Zudem ist lediglich ein 900- mAh-Akku verbaut. Der Hersteller gibt die Laufzeit mit 1,5 Stunden an – ob im Standby- oder im Aufnahmemodus, liess sich nicht final klären –, im aktiven Einsatz leerte sich die Batterie jedoch recht schnell. Immerhin ist der Austausch problemlos möglich.

Alles in allem hat die Action-Cam also nicht gehalten, was Temu verspricht. Vor allem fällt natürlich ins Gewicht, dass wir schlicht nicht unser bestelltes Produkt erhalten haben. Schliesslich liefert die Kamera nur eine Full-HD- statt einer 4K-Auflösung. Das beschädigte Case wäre ebenfalls ein legitimer Rückgabegrund. Pluspunkte gibt es immerhin für den Lieferumfang, mehrere Minuspunkte hingegen für die Aufnahmequalität. Zusammenfassend liefert die Action-Cam also leider genau das, was man für 16.59 Franken erwarten darf.

Wertung: 2 von 6 möglichen Sternen

Drahtlose Ohrhörer: In-Ears für 6 Franken

Für ein paar Airpods werden mindestens 100 Franken fällig, und dabei liefert das Case von Apples Edelkopfhörer noch nicht einmal eine Ladestandanzeige. Ganz anders die drahtlosen In-Ears, die wir bei Temu für 5.97 Franken bestellt haben. Sie kommen in einem Ladecase, das den Ladestand der beiden Kopfhörer digital darstellt und ausserdem anzeigt, wie viel Prozent Ladestand das Case selbst noch hat. Gemäss Produktbeschrieb liefern die In-Ears ausserdem 9D-Stereo-HiFi-Sound (da kann sich Apple eine Scheibe davon abschneiden, schliesslich können Airpods bestenfalls mal 3D), Geräuschunterdrückung und Binaural Fingerprint Touch (was vermutlich Steuerung via Berührung umschreibt) und besitzen – man halte sich fest – ein AI Smart Power Reading Humanized Design. Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich.

In der knallharten Test-Realität stellen wir fest: Man kriegt für unter 6 Franken tatsächlich zwei In-Ear-Kopfhörer, die anstandslos via Bluetooth mit dem Handy verbunden werden können. Sie stecken in einem lottrigen Case, dessen Deckel billiger nicht sein könnte, das aber tatsächlich seinen aktuellen Ladezustand (in Prozent) wie auch den der In-Ears (als Balken) anzeigt. Die Ohrhörer sind mit je rund 3,5 Gramm sehr leicht und halten erstaunlich gut im Ohr – auch dank drei verschiedenen Silikon-Aufsätzen, die mitgeliefert werden. Entgegen den Erwartungen relativ gut funktioniert auch die Steuerung mittels Antippen. Einmal tippen pausiert respektive spielt Musik. Zwei Mal tippen links spielt den nächsten Song, zwei Mal rechts den vorhergegangenen, und mit dreimaligem Tippen rechts oder links wird Musik lauter respektive leiser. Auch Siri – wir haben mit einem iPhone getestet – lässt sich mittels längerem Drücken aufrufen, genauso wie sich Anrufe entgegennehmen lassen. Einziger Wermutstropfen: Die In-Ears reagieren superempfindlich auf die Berührung, weshalb es uns öfters passiert ist, dass wir in einem Call beispielsweise aufgelegt haben, obwohl wir eigentlich nur die In-Ears im Ohr etwas ausrichten wollten. Von Geräuschunterdrückung merkt man derweil nichts, dafür ist die Akkuleistung durchaus okay, nach gut zwei Stunden am Stück kabellosem Musikhören war der Akku der In-Ears immer noch halb voll, und nach einer Vollladung zeigte das Case immer noch über 70 Prozent Kapazität an.


Top-In-Ears also für 6 Franken? Naja, nicht ganz, denn in einem wesentlichen Punkt versagen die F9-5 (oder wie auch immer sie heissen mögen). Sie tönen richtig, richtig schlecht – blechern, dünn, frei von Bässen oder irgendwelchem Druck.

Wertung: 4 von 6 möglichen Sternen

Spycam: Filmen wie James Bond

Ein interessantes Gadget, das allerdings aus Datenschutz-Gründen nicht über alle Zweifel erhaben ist, ist die als Mini-Nanny-­Kamera angepriesene Spy Cam. Dabei versteckt sich eine kleine Kamera im Gehäuse eines Kugelschreibers, die HD-Aufnahmen mit 1920 x 1080 Bildpunkten bei 30 Frames pro Sekunde anfertigt. Auch hier ist der Preis von gut 16 Franken überraschend tief angesetzt. Der Schreibstift lässt in der Mitte auseinanderschrauben, worauf der Zugriff auf die 32-GB-SD-Karte wie auch auf den Mini-­USB-Anschluss gewährt wird. Nach einer guten Stunde ist die Spionagekamera aufgeladen und steht für den ersten Einsatz bereit. Sobald nun während drei Sekunden auf den einzigen Knopf am Stift gedrückt wird, startet die Aufnahme. Bewegt man sich während den Aufnahmen, macht sich schnell einmal der fehlende Bildstabilisator bemerkbar. Nichtsdestotrotz wirken die Bilder bei genügend vorhandenem Licht ansprechend und auch der aufgenommene Ton lässt kaum Wünsche offen.


Wertung: 5 von 6 möglichen Sternen

Roboter-Staubsauger: Ein Staubsauger, der Dreck macht

Ein intelligenter Roboter-Staubsauger der gleichzeitig auch noch die Böden feucht aufnimmt, und das für knapp 61 Franken: Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Und ist es – um das gleich vorweg zu nehmen – leider auch. Bereits beim Aus­packen des von Temu gelieferten Kehrroboter-Staubsaugers kriegt die Vorfreude einen herben Dämpfer. Das Gerät wirkt weder besonders wertig oder robust noch qualitativ gut verarbeitet, vielmehr klappert es an allen Ecken und Enden und wirkt einfach nur billig, was es ja auch ist. Dieser Eindruck bestätigt sich auch im Praxiseinsatz: Der aufgesaugte Dreck, der zwar relativ zuverlässig in einem Behälter mit einem Volumen von 300 Millilitern gesammelt wird, wird nach dem Ausschalten des Geräts schön wieder in der Wohnung verteilt – einer schlecht verarbeiteten Rückhalteklappe des Behälters, die nicht dicht schliesst, sei Dank. Die Inbetriebnahme ist derweil denkbar einfach: die zwei mitgelieferten Wischbürsten werden unten an der dafür vorgesehenen Stelle eingeklickt, Akkus aufgeladen und der Staubsauger ist bereit für seinen Einsatz. Während allerdings höherpreisige Staubsaugerroboter durchaus auch mit Raumerkennung verfügbar sind und sich so ohne Probleme in der Wohnung zurechtfinden respektive erkennen, welche Bereiche für sie gesperrt sind, fährt unser Temu-Gerät einfach ungebremst gerade aus und wendet erst, wenn es gegen ein Hindernis stösst. Dass er laut Beschrieb Hindernisse, die nicht höher als zwei Zentimeter sind, überwinden können sollte, interessiert den Staubsauger in der Praxis nicht. Aber immerhin funktioniert der Sensor, der verhindern soll, dass er etwa Treppenstufen hinunterfällt, tadellos. Nebst diesem «planlosen» Putzverfahren gibt es auch noch weitere einstellbare Modi, wie etwa das einfache Hin- und Herfahren in geraden Linien oder den Spiralmodus, bei welchem von einem Startpunkt aus immer grössere Kreise gezogen werden. Zusätzlich kann der Roboter auch mit einer Fernbedienung an das gewünschte Ziel gesteuert werden. Das funktioniert alles ziemlich gut und auch geräuscharm.

Die integrierte Wischfunktion, die gleichzeitig zum Saugen auch noch den Boden feucht aufnehmen soll, ist gelinde gesagt ein Witz. Der mitgelieferte Wassertank, der am hinteren Ende des Saugroboters befestigt werden kann, fasst gerade einmal 150 Milliliter Wasser, die dann tröpfchenweise über zwei kleine Öffnungen an den am Tank befestigten Mopp abgegeben werden. Eine effektive, wirkungsvolle Nassreinigung des Bodens ist so definitiv nicht möglich.


Wertung: 2 von 6 möglichen Sternen

Gitarren-Funksystem: Kabellose Freiheit

Lösungen, um Gitarren-Signale zum Verstärker zu übertragen, sind eine coole Sache, lässt sich damit doch auf den Kabelsalat verzichten. Entsprechende Systeme gibt es viele und die Preise reichen von rund 40 Franken für Low-Cost-Equipment bis zu mehreren Hundert Franken, die für professionelle Systeme anfallen. Um so gespannter waren wir dann auch, was eine Funk­übertragung leistet, die keine 20 Franken kostet. Tatsächlich wurden unsere Erwartungen nicht enttäuscht. Nach gut einer Stunde Ladezeit via USB werden der Sender an der Gitarre und der Empfänger am Verstärker eingestöpselt, worauf sie sofort über eine blaue Leuchte eine erfolgreiche Verbindung anzeigen. Akustisch lassen sich keine Unterschiede zur Kabelübertragung feststellen und auch eine Verzögerung war nicht hörbar. Die Übertragung funktionierte fehlerfrei über eine Distanz von über 10 Metern und auch nach 90 Minuten intensivem Gebraucht machten die verbauten Akkus nicht schlapp. Zwar haben wir das Funksystem nicht im professionellen Umfeld getestet, für den ambitionierten Laien erfüllt die Tiefpreis-Lösung den Zweck aber allemal.


Wertung: 5 von 6 möglichen Sternen

Ergonomische Maus: Tut, was sie soll

Mit 8.97 Franken fällt die ergonomische Wireless-Maus von Temu preislich nicht allzu sehr ins Gewicht – ein sagenhafter Schnapper ist sie aber ebenfalls nicht. Immerhin wird bei Digitec ein nahezu (oder zumindest optisch komplett) baugleiches Modell der Marke Gembird bereits für 16 Franken angeboten, und das ohne längere Versandzeiten. Allerdings leistet das auf dem Karton schlicht und zweckmässig als «Ergonomic Mouse» betitelte Gerät tatsächlich das, was es soll. Die schnörkellose Maus lässt sich via USB-Stick und Plug and Play problemlos einrichten, über die DPI-Taste rudimentär individualisieren und ohne Aussetzer für die PC-Steuerung einsetzen. Zudem liegen ein Ladekabel und eine englischsprachige Anleitung bei, die alle der wenigen Funktionen erklärt. Sicher, man merkt dem Gerät die günstigen Materialien an und ein Langzeittest könnte etwaige Schwächen bei Verarbeitung sowie Akkulaufzeit aufdecken. Auch die Haptik sowie die Gleitfähigkeit sind gewöhnungsbedürftig. Wer aber nochmal einige Franken zu vergleichbaren Angeboten aus Schweizer Shops sparen möchte, wird bei Temu ohne Frage fündig.


Wertung: 3 von 6 möglichen Sternen

Smartwatch: Ein Apple-Watch-Verschnitt

Apple-Watch-Verschnitte gibt es bei Temu viele. Sehr viele. Sogar so viele, dass wir das Modell, das wir vor einigen Wochen für 27.44 Franken bestellt hatten, nicht wiederfinden können. Auf der Verpackung steht zwar, dass der Hersteller Microbear heisst, und in der App FitCloudPro, die es laut Anleitung für die Uhr braucht, steht die Modellzeichnung T21, doch das nützt in der Temu-Suche alles nichts. Wir vermuten, unser bestelltes Modell ist nicht mehr im Angebot. Getestet haben wirs stellvertretend für die gefühlt 200 anderen Möchtegern-Apple-­Watches trotzdem.

Nach dem erstmaligen Laden und Aufstarten muss die Uhr zuerst einmal mit besagter App verbunden werden, die in Apples App Store eine Bewertung von 2,3 hat. Viel Glück also. So schlimm ist’s dann aber nicht. Die Uhr wird via Bluetooth und App anstandslos gefunden, die App ist, wie übrigens die Uhr auch, in Deutsch erhältlich – natürlich mit einigen Übersetzungsfehlern, aber immerhin – und aus Usability-Sicht durchaus brauchbar. Und: Man kann sie ohne Registrierung nutzen.
Die Uhr selbst kommt in hübschem Rosegold, mit einem Silikonband (und einem Ersatzband im Lieferumfang), das Gehäuse scheint aus Alu zu sein, und an der Seite findet sich eine drück- und drehbare Krone und ein Button, dessen Funktion man in den Einstellungen der Uhr slebst definieren kann – bei uns dient er als Zurück-Button. Das Touchdisplay misst gut 5 Zentimeter in der Diagonalen, ist bezüglich Qualität und Auflösung besser als befürchtet und reagiert auch einigermassen zuverlässig auf Toucheingaben. Ebenfalls zuverlässig aktiviert sich das Display automatisch, wenn man das Handgelenk zum Gesicht dreht. Ein Wort noch zum Akku: Der hält locker einen Tag auch bei intensiver Nutzung und ist in zwei bis drei Stunden mittels dem magnetischen, aber etwas schlecht haltenden Adapter wieder geladen.


Drückt man auf die Krone, öffnet sich das Menü und zeigt die verschiedenen Funktionen der Uhr an. Davon gibt es einige, angefangen bei Telefoniefunktionen über Tools wie Rechner, Stoppuhr, Timer, Wecker, Musiksteuerung oder den Wetterbericht bis hin zu verschiedenen Gesundheits- und Sportfunktionen. Man kann seine Körpertemperatur messen, der Schlaf wird aufgezeichnet, der Blutsauerstoff, der Puls und sogar der Blutdruck. Ausserdem werden Schritte und Kalorien gezählt. Wir haben den Direktvergleich mit unserer ziemlich professionellen Huawei Watch GT Runner gewagt, und es hat sich gezeigt, dass die Messungen zwischen Temu- und Huawei-Watch, zumindest was die Herzfrequenz oder den Blutsauerstoff angeht, ziemlich nahe beieinander liegen.

Bezüglich Sport lassen sich via App alle erdenklichen Sportarten zum messen aktivieren – von Tanzen über Tai Chi, Darts oder Planking bis zu den Klassikern Yoga, Fussball, Wandern oder Laufen. Wir gingen testweise 5 Kilometer joggen, an einem Handgelenk die Temu-Uhr, am anderen die Huawei Watch GT Runner mit integriertem GPS. Erstaunlicherweise lag die Temu-Uhr, was die Distanz angeht, nur knapp 2,5 Prozent neben der Huawei-Uhr – zeigte anstatt 5 Kilometer also 5,12 Kilometer an. Die durchschnittliche Herzfrequenz lag leicht tiefer (133 statt 136 bpm wie bei der GT Runner), genau wie die Schrittkadenz etwas tiefer war (161 statt 165 Schritte/Min.). Die Zahl der Schritte stimmte recht genau überein, die grösste Abweichung gab es bei der Zahl der verbrannten Kalorien, wo die Temu-Uhr einen fast doppelt so hohen (und damit viel zu hohen) Wert anzeigte. Alles in allem aber dünkten uns die Messungen der Billigst-Watch erstaunlich gut.

Wertung: 5 von 6 möglichen Sternen

Kommentare
Nun, wenn man schon bewertet, wäre es schön, wenn man auch die Datensicherheit / Datenschutz miteinbezieht. Eine Uhr / ein Roboter etc. kann sehr wichtige persönliche Daten (Puls, Gesundheits- und Standortdaten, Wohungsgrundriss...) nach China übermitteln. Oft sind die für diese Billiggadgets nötigen Apps voller (chinesischer) Tracker...auch das mehr als ein Wort wert!
Freitag, 15. Dezember 2023, Edi



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