Wieviel vom an der Uni Gelernten setze ich heute in meiner täglichen Arbeit ein? Die Frage haben wir uns wohl alle schon mal gestellt. Und für die meisten von uns gilt: Sehr wenig. Nicht einmal in Fachrichtungen wie der Medizin, wo wirklich auf ein Berufsbild hin ausgebildet wird, kann man die Frage anders beantworten – und glauben Sie mir, ich weiss von was ich spreche.
Fast noch wichtiger aber ist die Frage, wieviel von dem, was Sie heute im Berufsalltag wissen oder können müssen, wurde Ihnen während des Studiums vermittelt? Nun, hier ist die Antwort fast noch vernichtender: Das Wenigste.
Da muss ich nochmals Robert Gordon zitieren (habe es schon am Swiss ICT Award getan – der einmal mehr super Finalisten hervorbrachte und perfekt organisiert war!), der voraussagt, dass die Zeit des ökonomischen Wachstums für industrialisierte Länder zu Ende geht. Einer der Gründe, die er dafür anführt, sind die fehlenden Mittel für Bildung. Er belegt dies mit dem unermesslichen Schuldenberg, den Amerikaner im Rahmen ihrer Ausbildung heute schon angehäuft haben: 1000 Milliarden US Dollar!
Nun zu argumentieren, dass wir aufhören sollten in Bildung zu investieren, wäre in einem Land wie der Schweiz sicher total falsch. Fehlen uns doch Fachkräfte an jeder Ecke – insbesondere in der Informatik – und gebildete Menschen sind der einzige Rohstoff, den wir haben. Trotzdem erlaube ich mir kritisch zu hinterfragen, ob wir unsere Bildungsfranken effektiv und effizient genug einsetzen? Ich lasse diese Frage hier so stehen – über kurz oder lang aber werden wir darüber nachdenken müssen.
Doch zurück zur ursprünglichen Frage: Was brauchen wir wirklich an Wissen, um unseren Job zu machen? Ich glaube, es ist eine überschaubare Menge Grundwissen und dann viel Erfahrung. Zumindest gilt dies für die praktische Arbeit in der Informatik, wie in der Web- oder App-Entwicklung, aber auch für neue Disziplinen wie beispielsweise Data Science. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen in der Schweiz das Rüstzeug haben, um in diese Berufe ein- beziehungsweise umzusteigen.
Voraussetzung dazu ist ein Bildungsangebot, das den Ein- oder Umstieg rasch und kostengünstig ermöglicht. Und ein solches Bildungsangebot gibt es schon. Einmal mehr waren die USA Vorreiter und haben die ersten Coding Bootcamps eingerichtet. Das Ziel ist es, in 3 Monaten bereit für den Arbeitsmarkt zu sein. Und Bootcamp bedeutet hier: Totaler Fokus, hoch intensives Arbeiten und praxisorientiertes Lernen. Wer dazu bereit ist, kann es schaffen. Also: Junge Akademiker auf Jobsuche, Informatiker, die sich neu ausrichten wollen, Wiedereinsteiger, denkt darüber nach.
Und alle, die Kontingente für Fachkräfte aus dem Ausland wollen: Investieren Sie in die Arbeitsmarktfähigkeit Ihrer Mitarbeiter.
Viele Bildungsangebote von SwissICT Mitgliedern finden Sie auf unserem Veranstaltungskalender im Web – auch das Bootcamp von Propulsion Academy (bei dem ich persönlich engagiert bin).