Dünner, leichter und kompakter ist das neue Macbook Pro – wie eigentlich jede neue Mac-Generation. Dieses Mal trumpft Apple aber auch mit neuem Design und neuen Bedienelementen auf. Und die sind es allemal wert, unter die Lupe genommen zu werden. So ist das neue Macbook für Profis mit einer neuartigen OLED-Display-Leiste oberhalb der Tastatur, genannt Touch Bar, ausgestattet. Ausserdem verfügt der Laptop neu über einen Fingerabdruck-Sensor, wie man ihn vom iPhone kennt.
Die Touch Bar ist eine Leiste aus Glas mit Multi-Touch-Funktion, welche die Funktionstasten oberhalb der Zahlenleiste ersetzt. Die Auflösung beträgt 2170x60 Pixel, die angezeigten Wörter und Bilder sind damit scharf zu erkennen. Praktisch: Man kann selbst bestimmen, was dort angezeigt werden soll. Ausserdem kann man via Touch Bar Menüfunktionen der gerade geöffneten Anwendung aufrufen. Im Praxistest passt sich die Glasleiste zuverlässig jeder Anwendung an, die man öffnet.Wenn man einen Text in Apples Schreibprogramm Pages schreibt, schlägt die Touch Bar jeweils drei Wörter vor, die passen könnten. Tippt man auf einen Vorschlag, erscheint das Wort im Pages-Dokument. Wenn iTunes geöffnet ist, kann man Lieder über die Touch Bar pausieren oder die Lautstärke verstellen. Wenn das Vorschau-Programm geöffnet ist, kann man damit PDF-Dokumente drehen oder das Marker-Werkzeug auswählen, die Farbe dafür bestimmen sowie die Pinseldicke. Ist das Mail-Programm geöffnet, kann man auf das Symbol für eine neue Mail tippen. Ob man die Touch Bar tatsächlich nutzt, hängt letztlich von den eigenen Präferenzen und Gewohnheiten ab.
Erstmals seit langem hat Apple das Macbook Pro wieder mit richtig neuen Funktionen ausgestattet, die im Praxistest überzeugen. Die Touch Bar passt sich zum Beispiel automatisch der Anwendung an, die geöffnet ist. (Quelle: Apple)
Wirklich Spass macht die smarte Leiste beim Bearbeiten von Fotos. So kann man in der Foto-App Farbe und Heiligkeit über den Schieberegler anpassen. Benötigt man die Funktionstasten F1 bis F12 doch mal, kann man auch diese erscheinen lassen. Rechts aussen ist es ausserdem stets möglich, die Helligkeit des Displays anzupassen, die Lautstärke zu regeln und die Sprachassistentin Siri aufzurufen. Und ganz links auf der Touch Bar hat die Escape-Taste überlebt. Apples eigene Anwendungen unterstützen die Touch Bar natürlich, die API ist aber auch für Drittanbieter offen. So hat Microsoft angekündigt, Office, Outlook und Skype Touch-Bar-tauglich zu machen. Und Adobe will Photoshop noch vor Ende des Jahres so weit haben.
Klasse für Kreative
Ob sich die Touch Bar als neues Bedienelement durchsetzen wird, hängt auch davon ab, inwieweit weitere Hersteller ihre Programme darauf ausrichten. Notwendig ist die neuartige Leiste im Firmenalltag sicher nicht, mehr eine nette Spielerei und eine Erleichterung bei gewissen Tätigkeiten. Insbesondere Kreative, die mit Grafik- oder Schnittprogrammen zu tun haben, werden die smarte Glasleiste sicher zu schätzen wissen. Was für sie ausserdem spannend sein könnte: Das 15-Zoll-Modell hat genug Power, um zwei 5K-Monitore anzuschliessen.
Die Anschlüsse als solches sind jedoch eine Thematik für sich, kommt das neue Macbook Pro doch ausschliesslich mit Thunderbolt-3-Ports. Apple hat uns zum Testen zwei Adapter zur Verfügung gestellt, und wahrscheinlich hätte sich das Unternehmen einiges an Kritik ersparen können, hätte es diese grundsätzlich mitgeliefert. Denn viele Hersteller unterstützen den Standard noch nicht. Aufgrund Kritik derer, die ihre alten Anschlüsse und den Kartenleser vermissen, hat Apple die Preise für die Adapter zumindest reduziert, allerdings nur bis Ende 2016. Ein USB-C-Digital-AV-Multiport-Adapter ist aktuell für 55 Franken zu haben (normal 75 Franken) und ein USB-Typ-C-auf-USB-Typ-A-Adapter kostet statt 25 noch 9 Franken. "Wir haben eingesehen, dass viele User – vor allem professionelle Anwender – auf ältere Anschlüsse angewiesen sind, um ihre Arbeit erledigen zu können", heisst es in einem Apple-Statement. Trotzdem scheint Apples Entscheidung, komplett auf Thunderbolt 3 zu setzen, etwas verfrüht.
Immerhin ist die Kopfhörerbuchse anders als beim iPhone 7 geblieben. Und die Thunderbolt-3-Anschlüsse mit USB-C-Integration bieten tatsächlich einiges, eignen sie sich doch für die Datenübertragung mit bis zu 40 Gbit/s, die Videoausgabe und die Stromversorgung. Man kann damit gemäss Apple etwa 14 Stunden HD-Videos in einer Minute kopieren oder auch 25’000 Fotos beziehungsweise 10’000 Songs. Zum Vergleich: Thunderbolt 2 kann 20 Gbit/s übertragen und USB 3.1 10 Gbit/s.
Der Akku des Macbook Pro hält bei normalem Gebrauch acht bis zehn Stunden. Es ist aber gemäss Apple auch möglich, 14 Stunden Filmmaterial in HD-Qualität von vorne bis hinten abzuspielen. Zumindest soll das klappen, wenn man ein paar Punkte beachtet, zum Beispiel Wi-Fi ausgeschaltet lässt, die Helligkeit des Displays bei 75 Prozent liegt, keine externen Geräte angeschlossen sind und der Sparmodus aktiviert ist.
Viel Platz auf dem Trackpad und mit Fingerabdruck zahlen
Dieser Testbericht wurde auf dem neuen Macbook mit 15 Zoll geschrieben. Dessen Tastatur ist gewöhnungsbedürftig, weil die Tasten um einiges flacher sind als auf dem Macbook Air und sich der Anschlag härter anfühlt und lauter tönt. Cool ist das Trackpad, das doppelt so gross ist wie das des Vorgängers. Damit ist es jetzt möglich, mit dem Mauszeiger über den gesamten Bildschirm zu fahren, ohne den Finger einmal absetzen zu müssen – nicht nötig, aber nice-to-have. Wirklich praktisch ist der Fingerabdrucksensor. Damit kann man das Macbook nun wie das iPhone auf biometrischem Wege entsperren. Ausserdem kann der Sensor zwischen Benutzern unterscheiden: Wenn mehrere Mitarbeiter mit dem Macbook arbeiten, kann jeder seinen Fingerabdruck hinterlegen. Zu guter Letzt können Nutzer über diese Funktion im Apple-Browser Safari Käufe auf Webseiten tätigen, die Apple Pay unterstützen.
Was uns auch gefällt: Dank dem installierten Betriebssystem MacOS Sierra ist die Sprachassistentin Siri aufs Macbook gekommen. Ausserdem sorgt MacOS Sierra für eine bessere Abstimmung zwischen verschiedenen Apple-Geräten: Eine universelle Zwischenablage erlaubt es zum Beispiel, ein Foto auf dem iPhone zu kopieren und in einer beliebigen Anwendung auf dem Macbook wieder einzufügen. Ausserdem ist das Retina-Display wirklich klasse, eine bessere Darstellung geht wohl nicht. An der Tonqualität der integrierten Lautsprecher gibt es auch nichts auszusetzen. Zudem ist das Macbook Pro wie gewohnt edel und gut verarbeitet und kommt mit Aluminium-Gehäuse in bekanntem Silber daher sowie erstmals auch in "Space Grey" mit schwarzem statt weissem Apfel auf dem Gehäuse, der aber leider nicht mehr leuchtet.
Profis können zuschlagen
Eine Woche haben wir das neue Apple-Gerät im Alltag getestet. Unser Fazit: Das Gerät hat durchaus seine Vorteile, die wir vermissen werden. Vor allem der Fingerabdruck-Scanner, das gestochen scharfe Retina-Display und die intuitive Touch Bar haben es uns angetan. Für unsere Zwecke, also zum Schreiben, Recherchieren und Herumtragen, finden wir das Macbook Air trotzdem die bessere Wahl. Es ist mit 1,35 Kilogramm immer noch das leichteste Macbook, hat die Anschlüsse, die man aktuell am meisten braucht, und ist vor allem kostengünstiger als das Profi-Macbook. Unser Testmodell mit 16 GB RAM, 2,6 GHz Quad-Core Intel Core i7 Prozessor und 256 GB Speicher kostet 2700 Franken und die noch besser ausgestattete Version mit 2,7-GHz-Prozessor und 512 GB Speicher kostet ganze 3150 Franken. Günstiger geht es mit dem 13-Zoll-Touc-Bar-Modell mit 2,9 GHz Dual-Core Intel Core i5 Prozessor und 8 GB RAM für 1999 Franken. Wer sein Macbook Pro zum Erstellen von Grafiken und dem Schneiden von Filmen aktiv nutzt, sollte den Kauf durchaus in Erwägung ziehen.
(aks)