Ein Smart Home Controller, mit dem sich die gesamte Armada an Smart-Home-Geräten im trauten Heim kontrollieren lässt? Das Versprechen, das das Berliner Start-ups Senic (
www.senic.com) mit seinem Steuergerät Nuimo macht, ist durchaus verlockend. So verlockend, dass Senic mittels insgesamt zwei Crowdfunding-Runden auf Indiegogo und dann auf Kickstarter über eine halbe Million Dollar für das Projekt sammeln konnte.
Smartphone überflüssig machen
Nun steht Nuimo kurz vor der Auslieferung und «Swiss IT Magazine» hat eine Beta-Version des Controllers ergattern können, um ihn auf Herz und Nieren zu testen. Bereits beim Auspacken von Nuimo aus seiner durchgestylten Verpackung wird klar: Man bekommt für den Preis von 159 Dollar deutsche Qualitätsarbeit – Senic ist nicht zu Unrecht stolz darauf, dass die Controller nicht nur in Berlin entworfen wurden, sondern auch komplett dort gefertigt werden.
Grösse wie auch Gewicht des extrem hochwertig wirkenden Nuimo entsprechen in etwa einem Eishockey-Puck. Im Wesentlichen besteht der Controller aus einem drehbaren Aluring, einer Touch-Oberfläche mit darunterliegenden LEDs, die nur dann visuelles Feedback geben, wenn man Steuerbefehle gibt, und einem Gehäuse vollgepackt mit Sensoren, Elektronik und einem Akku, der via USB geladen wird und bis zu drei Monate halten soll. Ebenfalls im Gehäuse stecken zudem Magnete, um den Controller zum Beispiel am Kühlschrank oder auf der mitgelieferten Halterungsschale zu befestigen
Ein Ziel von Nuimo ist es, das Smartphone im Smart Home überflüssig zu machen. Hier aber liegt ein Schwachpunkt des Systems. Ohne Smartphone oder Tablet läuft bei Nuimo gar nichts, denn Nuimo braucht das Smartphone, über das es via Bluetooth permanent verbunden sein will, für die Kommunikation mit den Endgeräten. Das kann mühsam sein, wenn man am Telefon Bluetooth nicht immer aktiviert haben will oder – aufgrund der geringen Bluetooth-Reichweite – das Handy in einem anderen Zimmer als Nuimo ist. Und somit wünscht man sich, dass Senic die Vernetzung mittels WLAN gelöst hätte und Nuimo damit unabhängig von einem Zweitgerät wäre.
Noch nicht ganz ausgereift
Die Inbetriebnahme von Nuimo ist kinderleicht: App auf dem Smartphone oder Tablet installieren, Bluetooth sowie Nuimo einschalten, und schon sucht die App selbst nach Smart Devices, die mit Nuimo gesteuert werden können. Einfacher geht’s nicht.
In der von uns getesteten Beta-Version liess sich Nuimo mit vier Anwendungen verbinden: Apple Music, LIFX, Philips Hue und Sonos. Getestet haben wir mangels LIFX-Lichtern und Sonos-Anlage mit Apple Music und den Hue-LED-Lampen. Gerade für Hue ist Nuimo prädestiniert, hat man doch nicht immer Lust, das Smartphone hervor zu nehmen, um Licht zu machen. Mittels Klick auf Nuimo, hier gibt es auch haptisches Feedback, kann man die Lampen ein- und ausschalten. Mittels Wisch nach links und rechts auf der Touch-Oberfläche ändert man die Farben. Dreht man am Aluring, dimmt man die Lampen. Ausserdem kann man auch Gestenkontrollen definieren, so dass bei einem Wink von links nach rechts zum Beispiel alle Lampen blau werden – je nachdem, was man in der individuell konfigurierbaren Steuerung ausgewählt hat. In der Theorie ist das Ganze sehr intuitiv und durchdacht. In der Praxis aber reagiert die Touch-Steuerung oftmals nicht auf Befehle, während die Gestensteuerung etwas überempfindlich scheint. Zudem verliert Nuimo in regelmässigen Abständen die Verbindung zu den Lampen. Diese Punkte sind den Nuimo-Machern aber bekannt und sollen mittels Software-Update noch behoben werden.
Mittels einem Wisch nach oben oder unten kann man zwischen Anwendungen wechseln – in unserem Fall also von Hue auf Apple Music. Ein durch die Nuimo-
LEDs angezeigtes Symbol zeigt jeweils, in welcher Anwendung man sich befindet. In Apple Music ist die Bedienung ebenfalls sehr intuitiv. Drück man Nuimo, wird Musik gespielt, ein Wisch nach links und rechts spult nach vorne und zurück, und mittels drehen am Ring verstellt man die Lautstärke.
Gemäss Senic-Website sollen künftig noch viele weitere Anwendungen Nuimo unterstützen. So beispielsweise Apple TV, Bose-Systeme, TVs von Samsung oder LG, Nest-Controller oder auch Spotify, Soundcloud, Youtube, Vimeo und bekannte Adobe-Anwendungen wie Photoshop oder Premiere.
Die Idee hinter Nuimo weiss zu begeistern, die Hardware auch, bei der Umsetzung finden sich in der Vorabversion aber noch einige Kindekrankheiten. Vor allem die Touch-Befehle müssen künftig anstandslos erkannt werden, sonst wird’s mühsam. Senic hat aber noch Zeit, die paar Bugs zu beheben, der kommerzielle Nuimo-Launch steht erst per 30. August auf der Agenda.
(mw)