Drei junge Männer wollen sich einen gemütlichen Abend machen und verabreden sich mit Freunden in einer Bar. Das Problem: Da nicht alle pünktlich eintreffen und die übrigen lieber die Bar wechseln wollen, ist es den dreien im Verlaufe des Abends nicht mehr möglich, die fehlenden Freunde zu finden. Was für so manchen nach einer Alltagssituation klingen mag, in der er sich selbst schon wiedergefunden hat, war für Thomas Maurer, Jaro Habr und Stefan Schurgast die Geburtsstunde ihres Services Pathshare, eine Realtime-Location-Sharing-Plattform.
«Wir haben uns damals gedacht, es wäre super, wenn es eine App gäbe, mit der wir unseren Standort live mit unseren Freunden teilen könnten. Dies würde so manchen Anruf oder so manches SMS ersparen und spontane Begegnungen fördern», erzählt Stefan Schurgast. Gedacht, umgesetzt: Seit Juli 2014 wird die App Pathshare in über 120 verschiedenen Ländern verwendet – beispielsweise für Fahrgemeinschaften, Freizeitbeschäftigungen oder Kundentermine – und verzeichnet bereits rund 20’000 Nutzer.
Von Studenten zu Unternehmern
«Freshbits bestand zur Zeit der Idee für Pathshare bereits. Thomas, Jaro und ich haben uns während des Studiums kennen gelernt und nach dem Abschluss das Unternehmen gegründet, um im Auftrag anderer zu programmieren. Irgendwann haben wir uns für die Entwicklung eines eigenen Produkts entschlossen. So ist das Projekt Pathshare ins Rollen gekommen», berichtet der Mitgründer von den Anfängen des Projekts. Gemeinsam haben die drei eine Beta-App entwickelt und mit Freunden getestet, bevor sie Pathshare schliesslich als finale Version für Android, iOS und die Apple Watch auf den Markt gebracht haben.
Mit der App können die Nutzer – unter Voraussetzung einer stabilen Netzverbindung – wie bereits angetönt ihren Standort in Echtzeit mit Freunden teilen. Das heisst, Freunde können auf einer Karte live nachverfolgen, wo sich der Nutzer befindet. Dies funktioniert auch in Gruppen. So kann beispielsweise in einem Gruppenchat in Whatsapp ein Link verschickt werden, mit dem man anderen Zugriff auf den eigenen Standort verschafft und sie gleichzeitig dazu einlädt, ihren Aufenthaltsort freizugeben. «Dies ist einer der wesentlichen Vorteile von Pathshare gegenüber der Konkurrenz. So ist beispielsweise Glympse, das in den USA relativ stark ist, auf das Realtime Location Sharing zwischen zwei Einzelpersonen spezialisiert. Das Teilen des Standortes mit mehreren Personen gleichzeitig ist dort wesentlich komplizierter als bei Pathshare», so Schurgast.
SDK und API als Geschäftsmodell
Eine weitere Stärke des Dienstes ist gemäss Schurgast die Benachrichtigungsfunktion. Anwender erhalten auf Wunsch eine Nachricht, wenn sich die Zielperson ihrem Standort nähert, damit entsprechende Vorbereitungen getroffen werden können. Eben dieses Feature soll künftig ausgebaut werden. Schurgast erklärt: «Wir arbeiten an der Veröffentlichung unserer Geotrigger-Umgebung, die es uns erlaubt, Mitteilungen an Nutzer zu senden und Prozesse anzustossen. Dies soll vor allem einen Anreiz für Drittunternehmen schaffen, unsere SDKs und APIs in ihren eigenen Diensten – beispielsweise in den Bereichen Marketing, Transport und Logistik, Internet of Things oder Home Automation – zu verwenden.» Damit spricht der Mitgründer auch gleich eine Verdienstoption für das Unternehmen an. Da die App kostenlos ist, will Freshbits SDKs und APIs anderen Unternehmen gegen Bezahlung zur Verfügung stellen, um Umsätze zu generieren.
Eine zusätzliche Geldquelle für das eigenfinanzierte Unternehmen wären Premium-Features. «Sobald wir genügend Nutzer haben, werden wir Premium-Optionen einführen, die gegen Bezahlung erhätlich sind. Momentan lohnt es sich aber noch nicht», so Schurgast.
Nutzer bleiben anonym
Neben der Funktionsweise kommt bei Diensten, die wie Pathshare mit sensiblen Daten arbeiten, immer auch die Frage nach deren Sicherheit auf. Diese gewährleistet Pathshare durch verschiedene Massnahmen. Schurgast erläutert: «Die Anwender sind bei uns anonym, wir verlangen keine personenbezogen Daten. Die Nutzer können einen Fantasienamen wählen, unter dem Freunde sie mit ihrer Erlaubnis auf der Karte sehen können.»
Des Weiteren ist die Freigabe zur Verfolgung des Standortes einer Person jeweils nur während eines beschränkten Zeitraums gültig. «Die Zeitspanne, während der ein Nutzer seinen Standort ersichtlich macht, kann er selbst bestimmen. Wir haben aber eine maximale Zeitdauer von 24 Stunden festgelegt», streicht Schurgast heraus. Danach müsse die Zugriffsberechtigung jeweils erneuert werden. Ausserdem könne die Freigabe auch stets vorzeitig aufgehoben werden oder die Verstecken-Funktion benutzt werden. Angst vor Stalking müsse man bei der App daher keine haben.
(af)