Zwei Gekrümmte für den Bürotisch
Quelle: Samsung

Zwei Gekrümmte für den Bürotisch

Warum mit zwei Monitoren arbeiten, wenn es auch mit einem geht? Immer grössere und seit neuestem auch gekrümmte Bildschirme machen es möglich.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2015/01

     

Auf so manchem Schreibtisch stehen heute zwei Monitore. Einerseits kostet ein durchschnittlicher 24-Zöller heute kaum mehr etwas, andererseits schadet ein bisschen mehr Arbeitsfläche nie. Was es natürlich braucht, ist entsprechend Platz und einen PC beziehungsweise eine Grafikkarte, mit der man zwei Monitore ansteuern kann. Es empfiehlt sich ausserdem, auch zwei Bildschirme der gleichen Sorte zu kaufen, nur schon aus optischer und ergonomischer Sicht, aber auch, weil das die Augen schont. Sie müssen sich beim Wechsel vom einen zum anderen Monitor so nicht ständig anpassen.
Trotz allem ist eine Zweimonitorlösung nicht total befriedigend. Da gibt es zum Beispiel den Rand der beiden Geräte, der das Bild in der Mitte unschön trennt. Bisher gab es jedoch keine wirkliche Alternative. Nun sind im Handel seit kurzem leicht gewölbte 34-Zoll-Monitore im 21:9-Format zu haben, die fast so gross wie zwei einzelne Bildschirme sind und alle Kompromisse einer Zweimonitorlösung aus der Welt schaffen sollen. Vorreiter sind hier die beiden koreanischen Hersteller LG Electronics und Samsung, die im TV-Bereich bereits erste Erfahrungen mit gekrümmten Displays gewinnen konnten. Unterdessen haben aber auch bereits Hersteller wie Dell, HP und Viewsonic entsprechende Geräte angekündigt.
Was taugen diese aussergewöhnlichen Bildschirme? Und sind sie tatsächlich besser als eine Zweimonitorlösung? «Swiss IT Magazine» hat zwei verschiedene Modelle als temporären Ersatz für zwei 24-Zoll-Displays bestellt und unter die Lupe genommen.

Hohe Auflösung erfordert leichte Anpassungen

Auf dem Prüfstand standen der S34E790C von Samsung und der 34UC97 von LG Electronics. Beide kommen mit einem sogenannten Ultrawide-QHD-Display, das eine Auflösung von 3440×1440 Pixel bietet. Diese doch eher spezielle Auflösung schaffte unser Testrechner mit einer nicht sonderlich aktuellen Grafikkarte (Nvidia Geforce GT 640) und Windows 8.1 problemlos und ohne Treiberinstallation.
Neben der identischen Auflösung und dem Bildformat gibt es kleine, aber feine Unterschiede, was das Display der beiden Monitore betrifft, zum Beispiel beim Kontrast und der Reaktionszeit. Während der höhere Kontrast des Samsung-Modells durchaus positiv auffällt, insbesondere beim Betrachten von hochaufgelösten Bildern und Videos, sind uns die unterschiedlichen Reaktionszeiten im Büroalltag überhaupt nicht aufgefallen.

In der Breite bieten die beiden 34-Zöller mit den 3440 Pixeln etwas weniger Bildpunkte als zwei Full-HD-Bildschirme, die zusammen auf 3840 Pixel kommen. Dafür gibt es die Pixel alle am Stück, also ohne störenden Rahmen in der Mitte, und die Pixeldichte ist insgesamt deutlich höher. Das ermöglicht es einerseits, den Bildschirm auch wunderbar als kleinen 4K-Fernseher zu nutzen. Andererseits kann man auf dem Display auch problemlos drei DIN A4 grosse Dokumente beziehungsweise Seiten gleichzeitig nebeneinander darstellen und grosse Grafiken und Videos sehr komfortabel bearbeiten.
Nicht verschweigen möchten wir aber, dass man sich erst an die neue, grössere und unterbruchsfreie Arbeitsfläche gewöhnen und seine Arbeitsweise etwas anpassen muss, um richtig davon profitieren zu können. Bei uns dauerte dieser Prozess etwa ein bis zwei Tage. Zudem mussten wir aufgrund der höheren Pixeldichte auch einige Einstellungen verändern. Wir sahen uns zum Beispiel gezwungen, die Schriftart im Outlook-
Posteingang deutlich zu vergrössern und auch die Desktopsymbole und die Ansicht des Internet Explorer haben wir für ein angenehmeres Arbeiten grösser gezoomt. Damit war es aber eigentlich getan.
Natürlich kann man auch die Auflösung herunterschrauben. Allerdings bietet nur der LG-Bildschirm eine brauchbare Alternative im 21:9-Format (2560x1080 Pixel), beim Samsung-Gerät haben wir vergeblich danach gesucht.

Bedienung mit 5-Wege-Joystick


Neben der speziellen Auflösung interessiert natürlich auch die Bildqualität. Wie steht es darum? Direkt aus der Verpackung bieten die beiden Monitore in unseren Augen ein recht blasses, etwas farbloses Bild. Das lässt sich natürlich ändern. Dazu muss man bei beiden Bildschirmen nach einem sogenannten 5-Wege-Joystick Ausschau halten. Dieser befindet sich beim S34E790C von Samsung hinten rechts und beim 34UC97 von LG unten in der Mitte – also nicht unbedingt dort, wo die Knöpfe sonst sind.
Die Variante von LG hat sich im Test als praktischer herausgestellt als die von Samsung, weil wir hier nicht aufstehen und uns über den ganzen Schreibtisch legen mussten, um etwas am Bild zu verändern. Was die beiden Joysticks und Einstellungsmenüs betrifft, hat Samsung die Nase vorn. Der Joystick ist etwas grösser und ermöglicht eine geschmeidigere und genauere Navigation. Optisch sind die beiden OSD-Menus beide kein Highlight, jedoch recht übersichtlich aufgebaut. Man findet und ändert die gewünschten Einstellungen eigentlich recht schnell.

Was bringt die Krümmung?


Einstellen und anpassen lässt sich einiges, nur die Krümmung des Bildschirms, die ist fix. Samsung setzt dabei auf einen Wölbungsradius von 3000 Millimetern. Das bedeutet, dass der Monitor den Ausschnitt eines Kreises mit einem nur drei Meter grossen Radius bildet. Bei LG beträgt der Radius 3800 Millimeter und der Monitor ist sichtbar flacher als der des Konkurrenten – allerdings nur, wenn man die beiden nebeneinander stellt und von der Seite betrachtet. Wer vor dem Bildschirm sitzt, merkt keinen Unterschied.
Durch die Krümmung werden ein breiteres Sichtfeld und eine komfortable Sicht aus allen Winkeln ohne Verzerrungen an den Rändern sowie weniger störende Reflexionen durch einfallendes Licht versprochen. Beides können wir bestätigen. Dass Inhalte auf den gekrümmten Monitoren wie von den Herstellern versprochen plastischer, nahezu dreidimensional wirken, ist uns hingegen nicht aufgefallen.
Ein weiterer Vorteil der leicht gewölbten Monitore ist gemäss Herstellerangaben, dass sich die Augen nicht mehr ständig auf wechselnde Sichtabstände einstellen müssen und so geschont werden. Tatsächlich haben wir eine geringere Ermüdung der Augen festgestellt. Dies ist aber wohl eher den so genannten Flickerfree-Technologien der beiden Hersteller geschuldet, die das Bildschirmflimmern nicht nur reduzieren, sondern vollständig beseitigen sollen.
LG geht noch einen Schritt weiter und hat dem 34UC97 einen Lesemodus spendiert. Dieser soll durch optimierte Bildeinstellungen, die den Darstellungs-
eigenschaften von Papier nahe kommen, eine optimale Augenschonung und Komfort beim Lesen von Texten bieten. In der Tat ist das Lesen so angenehmer, aber um nur kurz etwas zu lesen, ist es schlicht zu umständlich, diesen Modus erst ein- und dann wieder auszu-
schalten.

Zahlreiche Anschlüsse


Punkto Verarbeitung gibt es bei beiden Bildschirmen nichts auszusetzen. Sie wirken robust, wobei das LG-Modell mit einem deutlich schlankeren Standfuss vielleicht etwas filigraner daher kommt. Zudem sind die Monitore ein Hingucker, nicht nur wegen ihrer Krümmung, und zwar sowohl von vorne, der Seite und von hinten.
Apropos hinten: Dort findet man die verschiedenen Anschlüsse. Bei LG verstecken sie sich alle unter einer halbrunden Plastikabdeckung (siehe Bild auf Seite 61). Angeordnet sind sie vertikal in einer kleinen Ausbuchtung, das heisst man muss die Kabel alle von unten nach oben einstecken. Bei mehreren und zum Teil etwas störrischen Kabeln braucht man ziemlich viel Geschick, um dann die Abdeckung wieder anzubringen – oder man lässt sie am besten gleich bei Seite. Bei Samsung gibt es keine störende Abdeckung und die Anschlüsse sind besser angeordnet. Die USB-Ports, die man am häufigsten benötigt, sind zum Beispiel separat und seitlicher angeordnet als beim Monitor von LG. Man muss also nicht erst gross am Monitor herum-
hantieren, um beispielsweise die Kamera oder das Smartphone anzuhängen.
Was die Anschlussvielfalt betrifft, hat LG leicht die Nase vorn. Der 34UC97 bietet zwei Thunderbolt-Ports, die angeblich ein einfaches Multi-Monitor-Setup ermöglichen sollen – leider hatten wir nur ein Testgerät auf der Redaktion. Zudem ist eine Daisy-Chain-Konfiguration gemäss LG von der Rechenleistung, dem Interface und der Grafikkarte abhängig und ein Thunderbolt-Kabel wird übrigens auch nicht mitgeliefert. Samsung bietet zwei USB-Ports mehr als LG (siehe Tabelle auf Seite 61). Allerdings sind sie etwas gar eng geraten oder ungenau ausgefräst. Auf jeden Fall bereitete das Anschliessen eines Original-USB-Kabels von Apple einige Mühe und benötigte ungewöhnlich viel Druck.

Unterschiede beim Standfuss


Die Anschlüsse befinden sich also alle am Monitor selbst. Aufgrund der Krümmung des Displays wäre es ja auch denkbar gewesen, dass sie in den Standfuss wandern. Zu Thema Standfuss noch dies: Während man den Bildschirm von Samsung komplett montiert aus der Verpackung nehmen und aufstellen kann, muss man beim LG-Gerät erst einen Schraubenzieher suchen, um den Standfuss zusammenzusetzen und am Display zu befestigen. Aber keine Angst, es ist überhaupt keine Hexerei und macht die Verpackung deutlich kompakter und damit den Transport vom Händler des Vertrauens nach Hause etwas einfacher. Der grösste Nachteil des Standfusses von LG ist aber nicht, dass man ihn erst zusammenbauen muss, sondern dass es lediglich ein Scharnier gibt, um den Neigungswinkel zu verändern. Das Samsung-Modell lässt sich zusätzlich noch um bis zu zehn Zentimeter in der Höhe verstellen. Das ist gerade im Büro, in dem man Stunden vor dem Monitor verbringt und Wert auf eine möglichst ergonomische Arbeitsumgebung legt, ein grosser Vorteil. Was bei beiden Geräte nicht möglich ist, ist das Drehen des Displays, wobei die optimale Position zentral davor ist.
Bezüglich Standfuss ist uns ausserdem aufgefallen, dass man im Vergleich zu einer Zwei-Monitor-Lösung auf dem Schreibtisch deutlich mehr Platz gewinnt. Das liegt vor allem daran, dass es nur noch einen Standfuss gibt. Die gekrümmten 34-Zoll-Bildschirme lassen sich aber auch eleganter positionieren und sind natürlich etwas kleiner als zwei 24-Zoll-Geräte.

Teilbare Bildschirmfläche

Schauen wir uns zum Schluss noch ein spezielles Feature der beiden 34-Zoll-Monitore an. Sie verfügen nämlich beide über eine sogenannte Picture-by-Picture-(PBP)-Funktion. Damit kann man die Inhalte zweier Eingangsquellen, also etwa von zwei PCs oder einem PC und einem Notebook oder Tablet, auf ein und demselben Bildschirm darstellen. Das funktioniert bei den beiden Geräten unterschiedlich gut. Während der Samsung-Monitor die Sache in unserem Test hervorragend gelöst und beim Teilen der Bildfläche zum Beispiel von sich aus automatisch sinnvolle Auflösungen gefunden und eingestellt hat, mussten wir bei LG hier noch selber Hand anlegen.
Was uns während des Tests der PBP-Funktion ausserdem aufgefallen ist: Das Bild eines Notebooks oder Tablets, das maximal 1388x768 Pixel oder dergleichen ausgibt, sieht auf einem halben 4K-Monitor nicht besonders hübsch aus. Samsung hat dafür eine Lösung, nämlich eine Picture-in-Picture-(PIP)-Funktion wie man sie zum Beispiel vom Smart TV kennt. Damit kann man die Grösse des zweiten Bildes auf bis zu 25 Prozent des Bildschirms verringern und zugleich an einer beliebigen Stelle positionieren. Ein Anwendungsszenario für die PIP-Funktion sind zum Beispiel Apps, die nur auf einem Tablet oder bestimmten Rechner laufen, oder das Signal von einem externen TV-Tuner.
Wer die beiden Curved-Monitore ab und zu tatsächlich auch als TV-Gerät nutzen möchte, findet bei beiden ein 7-Watt-Stereolautsprechersystem. Dank der sogenannten Maxx-Audio-Technologie kann LG hier mit einer besseren Audio-Performance aufwarten.

Beide Geräte überzeugen

Nach je einer Woche mit den beiden gewölbten 34-Zoll-Monitoren hiess es Abschied nehmen und die beiden alten 24-Zoll-Displays kamen zurück auf den Schreibtisch. Bereits ein paar Minuten später trauerten wir sowohl dem Samsung S34E790C als auch dem LG 34UC97 nach. Die momentan noch ausserordentlichen Bildschirme haben ganz klar einige Vor- und nur wenige Nachteile. Der vermutlich grösste Wermutstropfen: Die Monitore kosten um die 1500 Franken und sind damit noch zu teuer, um eine echte Alternative zu zwei günstigen 24-Zöllern mit Full-HD-Auflösung zu sein. Wer jedoch bereit ist, ein paar Franken mehr zu investieren, erhält einen echten Hingucker mit 4K-Auflösung und wird ihn vermutlich wie wir nur schwer wieder hergeben wollen.
Bei der Wahl des richtigen Modells kann man momentan nicht viel falsch machen. Beide von uns getesteten Geräte sind gut. Der S34E790C von Samsung hat punkto Hardware, Ausstattung und Funktionalität die Nase vorn, nicht zuletzt dank dem höhenverstellbaren Standfuss, während der 34UC97 von LG aktuell etwas günstiger ist und unter anderem mit Thunderbolt-Anschlüssen glänzt. Und wer noch ein bisschen warten kann: Bald gibt es wie erwähnt weitere Modelle von Dell, HP, Viewsonic und ziemlich sicher auch noch anderen Herstellern. (mv)


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