Seit Januar 2012 erhebt Jobs.ch bei seinen registrierten Mitgliedern auf freiwilliger Basis Gehaltsinformationen und wertet diese unter bestimmten Gesichtspunkten aus. So fliessen beispielsweise auch Informationen zum beruflichen Werdegang sowie dem Bildungsweg und der Berufserfahrung der Teilnehmer mit ein, damit dem Arbeitnehmer ein möglichst aussagekräftiger Vergleich geboten werden kann. Beim diesjährigen Lohnvergleich haben über 100’000 Personen ihre persönlichen Daten zur Verfügung gestellt. Aus diesen Daten lassen sich insbesondere Lohntrends in Abhängigkeit vom Alter entnehmen. Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass die Altersgruppe zwischen 25 und 44 Jahren von den weitaus grössten Lohnerhöhungen profitiert. Ab dem 55. Lebensjahr stagniert das Einkommen dann grösstenteils. Wenig überraschend dürfte derweil sein, dass die Chefs in jeder Altersklasse mehr als ihre Mitarbeitenden und Fachkräfte verdienen. Der Gehaltsunterschied nimmt dabei mit steigendem Alter leicht zu: Während die Einkommensdifferenz bei der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren noch bei 15 Prozent liegt, steigt sie bei 55-Jährigen und Älteren auf über 19 Prozent an.
Spezialisierung ist Trumpf
Daneben lässt sich aus dem Lohnbarometer 2014 generell herauslesen, dass diejenigen Fachkräfte, die eine stärkere Spezialisierung vorweisen können – also insgesamt mehr zur Wertschöpfung des Unternehmens beitragen – auch besser bezahlt werden. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Spezialisierung von Fachkräften aufgrund der Schnelllebigkeit der IT-Branche und der Vielfalt neuer Anwendungen und Lösungen, die jedes Jahr auf den Markt kommen, unausweichlich geworden ist. Die digitale Transformation der Gesellschaft sowie immer neu auftretende Phänomene wie Big Data oder auch neue Erfordernisse beim Datenschutz tragen ihren Teil dazu bei. Am besten verdienen deshalb IT-Fachkräfte mit einer Spezialisierung im Bereich Testing, Audit und Security mit 109’500 Franken, während die Kollegen in den Bereichen User Help Desk, Support und Training mit 79’000 Franken sowie Web Publishing und Design mit 80’500 Franken das Schlusslicht der Skala bilden. Zusätzliche Auswirkungen auf das eigene Gehaltskonto dürfte auch die Voraussetzung haben, ob jemand als so genannter Digital Native mit digitalen Technologien wie Computern, dem Internet, Mobiltelefonen und MP3-Playern aufgewachsen ist oder sich als Digital Immigrant erst im Erwachsenenalter mit den neuen Technologien auseinandersetzen musste.
Was bringen Weiterbildungen?
Eine weitere überraschende Erkenntnis bietet das Lohnbarometer von Jobs.ch hinsichtlich der Ausbildung von IT-Fachkräften: Zwar machen sich Studium und Weiterbildung im Bereich Informatik im Altersabschnitt bis 25 Jahre noch bezahlt. So liegt das Einkommen der Uni-Absolventen bei dieser Altersgruppe rund 11 Prozent über dem Durchschnitt. Mit zunehmendem Alter nimmt dieser Vorteil jedoch ab. Im Altersabschnitt zwischen 35 und 44 Jahren liegt der Einkommensvorteil, der durch ein Studium oder eine Weiterbildung erzielt werden kann, bei durchschnittlich 103’700 Franken beziehungsweise 103’300 Franken nur noch bei rund einem Prozent.
Dies ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass es sich bei der IT-Branche um einen noch sehr jungen Industriezweig handelt. Die Einrichtung von Studiengängen der Informatik in der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise erfolgte erst gegen Ende der sechziger Jahre im Rahmen des Überregionalen Forschungsprogramms Informatik (ÜRF). In der Schweiz bestand sogar erst ab 1980 eine Studienmöglichkeit an der ETH Zürich. Vor 30 Jahren war es demnach noch gar nicht möglich, einen fachspezifischen Uniabschluss zu absolvieren, so dass ältere Jahrgänge einen solchen überhaupt nicht vorweisen könnten. Zudem ist fraglich, ob dieser dem heutigen Bedürfnis an Spezialisierung gerecht geworden wäre. Folglich scheint im Alter vor allem die Praxiserfahrung zu zählen.
Ein weiterer Faktor, welcher die ausbildungsabhängige Lohnentwicklung im Alter beeinflussen könnte, sind Weiterbildungen. So haben sich Weiterbildungen in so dynamischen Branchen wie derjenigen der Informationstechnologie inzwischen teilweise bereits zum Standard entwickelt und sollten von den Mitarbeitern regelmässig absolviert werden, um sicherzustellen, dass sie stets auf dem aktuellsten Stand bleiben. In diesem Fall schlägt sich dies natürlich nicht in einer besseren Bezahlung nieder.
Fachkräftemangel wirkt sich aus
Interessant ist ausserdem, dass die Schweizer Informatiker dem Lohnbarometer zufolge mit einer Spannbreite von 79’000 bis 109’500 Franken nicht im Geringsten zur Gruppe der Spitzenverdiener zählen. Dies, obwohl Aon Hewitt der Schweizer IT-Branche in seiner «Salary Increase Survey 2013»-Studie mit 2,9 Prozent eine der höchsten Lohnsteigerungen für 2014 prognostiziert hat. Das mag unter anderem damit zusammenhängen, dass der GAV Swisscom bislang der einzige Gesamtarbeitsvertrag in der Telekom- und IT-Branche in der Schweiz ist. Das heisst, es gibt kaum gesetzlich festgelegte Mindestlöhne. Und da der digitale Lebensstil immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird, werden auch die Gehälter in der IT-Branche nicht ins Unermessliche steigen können. Daher ist zu erwarten, dass sich die Einkommensschere in Zukunft noch weiter öffnet: Die Basisarbeiten werden weitestgehend in Billiglohnländer wie China oder Indien ausgelagert, wohingegen sich Spezialisten stärkerer Nachfrage erfreuen dürften.
Stimmen allerdings die aktuellen Berechnungen von ICT-Berufsbildung Schweiz, dass die Schweiz bis 2022 87’000 neue Fachkräfte brauchen wird und selbst nur 34’000 ausbilden kann, dann würden rund 30’000 Fachkräfte fehlen, denn aus dem Ausland könnten nur rund 23’000 Informatiker angeworben werden. Es ist in diesem Fall zu erwarten, dass sich der Kampf um die besten Köpfe dann auch in der Gehaltsstruktur niederschlägt.
Da die Branche im Vergleich zu anderen Gebieten insgesamt noch sehr jung ist und Jobs.ch diese Erhebung mit dem Fokus auf das Alter zum ersten Mal gemacht hat, bleibt abzuwarten, wie sich das Lohnniveau für IT-Fachkräfte in den kommenden Jahren auch im Hinblick auf die verschiedenen Altersgruppen verändert. Die Lohnbarometer der kommenden Jahre dürften noch einige Überraschungen bereithalten.
Der Autor
Mark Sandmeier kam 2000 als Marketingleiter zu Jobcloud und amtet dort seit Ende 2002 als CEO. Vor seinem Engagement für Jobcloud war Sandmeier als Head of Sales für das Regionalfernsehen Tele M1 tätig.