Der Energie- und Transportkonzern Alstom beschäftigt in der Schweiz über 6400 Mitarbeiter an vier Standorten. Um die Kontrolle darüber zu haben, wer die Alstom-Gebäude betritt, hat das Unternehmen bereits vor Jahren ein Sy-stem zur Zutrittskontrolle eingeführt. Ob Mitarbeiter, Lieferant oder Besucher: Alle Personen, die sich innerhalb des Geländes bewegen wollen, müssen einen Badge auf sich tragen. Dieser Badge stellt zum einen sicher, dass sich nur befugte Personen im Unternehmen aufhalten, und ermöglicht es zudem, zu identifizieren, wer wann einen der Standorte betreten hat. Und auch im Innern der einzelnen Niederlassungen gibt es Zutrittskontrollen. «Denn nicht alle Personen, die sich innerhalb von Alstom bewegen, haben dieselben Berechtigungen. Wir unterscheiden dabei zum Beispiel zwischen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Zudem gibt es sensible Bereiche, die besonders gesichert werden müssen und zu welchen nur ausgewählte Personen Zugang haben», erklärt Fabian Giger, Chief Security Officer bei Alstom Schweiz. Momentan reicht der Badge noch für die Sicherheit beim Eintritt in das Firmengelände, Fingerabrücke oder Iris-Scans wie man sie aus Filmen kennt, spielen noch keine Rolle. «Es kann aber durchaus sein, dass gerade die Identifikation per Fingerabdruck in sensiblen Bereichen noch ein Thema wird», so Giger.
Videoüberwachung erneuert
Nebst der Zutrittskontrolle sichert Alstom seine Standorte auch mit Videoüberwachung. «Bislang war diese aber sehr rudimentär. Die Kameras filmten zum Teil schwarzweiss und waren auf Analog-Basis», führt Giger aus. Und er ergänzt: «Man hat mit diesen Kameras nicht mehr richtig gesehen, was passiert. Zudem waren verschiedene Systeme im Einsatz, weshalb wir beschlossen haben, das Ganze zu vereinheitlichen.»
Deshalb hat Alstom im August letztes Jahr ein Projekt zur Erneuerung der Videoüberwachungssysteme an den Standorten Baden und Birr lanciert. Geleitet wurde dieses von Chief Security Officer Giger. Bereits im März 2013, nach rund acht Monaten, konnten die neuen Systeme und Kameras in Betrieb genommen werden. Je 28 Kameras, die teilweise auch über Scheinwerfer für Nachtaufnahmen verfügen, sorgen nun an den Standorten Baden und Birr für den notwendigen Schutz. «Die neuen Videoüberwachungssysteme auf IT-Basis ermöglichen es uns, zu sehen, wer überhaupt in das Gelände reinkommt. Und bei Fahrzeugen erkennt man etwa die Autonummer», so Giger. Ausserdem ist das neue Videoüberwachungssystem mit der Zutrittskontrolle gekoppelt. «Wenn jemand versucht, mit seinem Badge in einen für ihn nicht erlaubten Bereich reinzukommen, gibt es zum einen einen akustischen Alarm. Zum anderen erhält der Portier eine Meldung und kann anhand der Videoüberwachung dann sehen, wo die Person ist und um wen es sich handelt. Danach kann er entweder auf die Person zugehen oder die Polizei einschalten», erklärt Giger. Eine direkte Koppelung des Alarms mit der Polizei gibt es bei Alstom nicht. Denn die Portiers sind während 24 Stunden pro Tag im Einsatz und können die Vorfälle bei Bedarf der Polizei melden.
Bestandsaufnahme entscheidend
Bei der Realisierung des Projekts, das laut Giger ein Volumen von insgesamt rund 240’000 Euro hatte, arbeitete Alstom mit Gebäudetechniker Etavis, Systemlieferant Videotronic und Elektroplaner Schmidiger und Rosasco zusammen. Für Videotronic als Lieferant der Videoüberwachungssysteme hat sich Alstom nach einer Markt- und Nutzwertanalyse aufgrund des Preis/Leistungs-Verhältnisses entschieden. Zudem hatte man mit Videotronic bereits bei einem Datacenter-Projekt in Baden, das ebenfalls videoüberwacht ist, zusammengearbeitet und war dazumal mit der Kooperation sehr zufrieden gewesen.
Rückblickend bezeichnet Giger beim Videoüberwachungsprojekt die Ist-Analyse als grösste Herausforderung. «Die Bestandsaufnahme, die wir zusammen mit Schmidiger und Rosasco, einem Ingenieurbüro für Elektroplanung, hervorragend erledigt haben, war sehr wichtig aber zeitintensiv», erinnert sich der Chief Security Officer. Für Giger ist diese Ist-Analyse aber auch der wichtigste Teil eines Projekts. Er rät Unternehmen, die ein ähnliches Vorhaben planen, denn auch: «Es lohnt sich, genügend Zeit in die Anfangsphase zu investieren und alles genau abzuklären. Dann gibt es nachher keine Probleme mehr. Bei uns ist das Projekt aufgrund der guten Vorarbeit praktisch reibungslos abgelaufen.»
Ebenfalls anspruchsvoll war laut Giger während des Projekts die IT selbst. Dabei spricht er unter anderem von den verschiedenen Anschlüssen oder davon, dass es bei Switches und Trasses gewisse Anpassungen brauchte. Zudem musste man beim Werk in Birr teilweise noch Glasfaserkabel verlegen, damit man die anfallenden Datenmengen handhaben konnte. «Wir hatten aber den Verantwortlichen für die IT bei Alstom an Bord, wodurch auch diese Hürden genommen werden konnten», betont Giger.
Separates Netzwerk für Datenschutz
Der Schutz der Daten, die durch die Videoüberwachungssysteme anfallen, sind ein Thema, dem gerade in der heutigen Zeit besonderes Augenmerk geschenkt werden muss. Dessen ist sich auch Giger bewusst: «An die Server, auf denen die Daten gesichert sind, kommt nicht jeder ran. Sie sind zum Beispiel nicht an das Alstom-Netzwerk angeschlossen, sondern laufen in einem separaten Netzwerk.» Nebst Videotronic, das sich um den Support der Videoüberwachungssysteme kümmert und im Wartungsfall auf die Daten zugreifen könnte, ist Giger der Einzige, der an die Daten rankommt und diese bei einem Vorfall auch auswertet. «Es gibt durchschnittlich alle zwei Monate einen Fall, den ich analysieren muss», so Giger. Werden die auf den Servern gespeicherten Daten nach 21 Tagen nicht gebraucht, werden sie gelöscht.
Weniger Diebstähle
Nach dem abgeschlossenen Videoüberwachungsprojekt ist Alstom in diesem Bereich wieder auf dem aktuellsten Stand. Abgesehen davon, dass in nächster Zeit noch einige weitere Kameras für gewisse Bereiche hinzukommen sollen, sind keine grossen Anpassungen geplant, so Giger. «Das System reicht für das, was wir haben müssen. Wir sind kein Kernkraftwerk, bei welchem die Sicherheitsanforderungen viel strenger sind, wenn zum Beispiel jemand unbefugt ins Werkareal oder Gebäude eindringt. Ein Kernkraftwerk braucht Kameras, die einen Alarm auslösen, sobald sich in einem Sektor etwas bewegt. Das brauchen wir nicht», erklärt der Chief Security Officer. Das System von Alstom diene denn auch primär der Abschreckung. «Bevor wir das neue Videoüberwachungssystem im Einsatz hatten, gab es bei uns zum Beispiel einige Kupferdiebstähle. Nun sind es viel weniger», freut sich Giger.
Weiter berichtet Giger, dass für den Standort Birr ein Baugesuch hängig ist. Sollte das Bauvorhaben realisiert werden, müsste flächendeckend mehr kontrolliert werden. Höchste Priorität hat für den Chief Security Officer momentan aber das Projekt für ein Alarmierungskonzept. «Das Ziel hierbei ist es, diverse Alarme, etwa von Meldeanlagen, Personen-Notrufsystemen, maschinenspezifische Überwachungen oder Gebäudeleitsystemen zu aktualisieren, zu vereinfachen und auf einem Bildschirm zu visualisieren. Das erleichtert die Arbeit für den Portier. Aktuell sind wir bei diesem Projekt bei der Ist-Analyse. Die Ausschreibung wird wohl Anfang 2014 veröffentlicht», so Giger abschliessend.
(abr)