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Galaxy Gear im Praxistest
Quelle: Samsung

Galaxy Gear im Praxistest

Seit kurzem ist Samsungs intelligente Uhr, die Galaxy Gear, auch in der Schweiz erhältlich. "Swiss IT Magazine" hat die Smartwatch getestet und verrät, wie sie sich im Alltagsgebrauch schlägt.
17. November 2013

     

Schon seit einer halben Minute hört das Smartphone nicht mehr auf zu klingeln, doch es ist unauffindbar. Hat man das Mobiltelefon in eine der zahlreichen Jackentaschen verschwinden lassen oder ist es aber in einen tiefen Winkel der Reisetasche gerutscht? Eifrig durchforstet man alle möglichen Verstecke, doch kaum hat man das Handy endlich ausfindig gemacht, hat der Anrufer auch schon aufgelegt. Genau diesem Ärgernis soll die erste Smartwatch aus dem Hause Samsung, die Galaxy Gear, Abhilfe schaffen. Verspricht der Hersteller doch, dass die Anwender dank dem eingebauten Lautsprecher und den beiden integrierten Mikrofonen auch mit der Uhr Anrufe entgegen nehmen können. Und wie der Test des "Swiss IT Magazine" zeigt, funktioniert die Telefonfunktion der intelligenten Uhr tatsächlich – wenn auch mit einigen Einschränkungen. Doch wie sagt man so schön: first things first.

Keine Funktionalität ohne App

Um die Galaxy Gear in Betrieb nehmen zu können, muss die Smartwatch nämlich erst aufgeladen werden. Hierfür liefert Samsung ein zusätzliches Ladegehäuse mit, da die Uhr selbst über keinen Anschluss für das Ladekabel verfügt. Danach muss die Smartwatch mit einem kompatiblen Gerät verbunden werden. Hier wird der Nutzer derzeit sehr stark eingeschränkt, versteht sich die Uhr doch ausschliesslich mit dem Samsung Galaxy Note 2 und 3 sowie mit dem Galaxy S3 und S4. Um die Galaxy Gear mit dem Note 3 zu koppeln, muss das Ladegerät, in dem zusätzlich ein NFC-Chip verbaut wurde, an das Phablet gehalten werden. Wurde die Uhr vom Note 3 erkannt, muss anschliessend die App Gear Manager heruntergeladen werden. Mit dieser können die Einstellungen des Gadgets vorgenommen werden.

Bluetooth-Verbindung als Voraussetzung

Bereits kurze Zeit nach der Inbetriebnahme der Uhr kristallisiert sich eine der wesentlichen Problematiken der Galaxy Gear heraus. Voraussetzung für deren Funktionalität ist nämlich, dass sie permanent über Bluetooth mit dem mobilen Endgerät verbunden bleibt. Dies nagt zum einen an der Akkuleistung der beiden mobilen Geräte und zum zweiten verliert die Smartwatch bei einem Unterbruch der Verbindung ihren Nutzen. Der Träger muss sich folglich zwangsläufig permanent in einem Umkreis von rund zehn Metern vom gekoppelten Smartphone befinden. Entsprechend wurde ein Testanruf von "Swiss IT Magazine" unterbrochen, als die Maximalentfernung zwischen Smartphone und Galaxy Gear überschritten wurde. Interessanterweise lief das Gespräch auf dem Galaxy Note 3 jedoch weiter – so plauderte das Gegenüber in einem anderen Raum munter weiter, bis ihm die Einseitigkeit der Konversation auffiel.


Weiter erweist sich die Gear durch ihre Eigenschaft, wie eine Freisprechanlage zu agieren, für Personen mit einem gewissen Bedürfnis nach Privatsphäre als störend. Denn jeder um einen herum kann das Gespräch mithören. Ein Aspekt, der dagegen positiv zu erwähnen ist, ist, dass die Smartwatch für ein Telefonat nicht an den Mund geführt werden muss. Sind die Umgebungsgeräusche nicht zu laut, kann man den Arm, an dem die Gear hängt, vollkommen entspannt halten.

Texte lesen liegt nicht drin

Ein weiterer Faktor, der bei einem Kauf der intelligenten Uhr berücksichtigt werden sollte, ist die sehr bescheidene Anzahl an optimierten Applikationen. Rund 70 Apps können dem Hersteller zufolge aktuell (Stand: Mitte November) im Store heruntergeladen werden. Zu diesen Applikationen gehören unter anderem verschiedene Zifferblätter oder Schrittzähler. Durch diese beschränkte Auswahl ist die Smartwatch beispielsweise nicht in der Lage, den Besitzer über eingehende Whatsapp-Nachrichten zu informieren. Nur auf SMS, E-Mails oder Vorgänge auf Facebook und Twitter macht die Uhr per Vibration oder Tonsignal aufmerksam. Hinzu kommt, dass die Uhr zum Beispiel bei einer Benachrichtigung von Facebook oder Twitter nicht den Inhalt anzeigt, sondern zum Lesen der Nachricht auf das Smartphone verweist. SMS können zwar tatsächlich auf der Galaxy Gear eingesehen werden, beantwortet werden können die Nachrichten jedoch nur über die Funktion S Voice. Ob dies in der Öffentlichkeit besonders angenehm ist, sei mal in den Raum gestellt.

Kamera für Diskrete

Als Besonderheit kann die Galaxy Gear mit einer eingebauten 1,9-Megapixel-Kamera aufwarten. Diese eignet sich zwar, um relativ diskret Schnappschüsse aufzunehmen, eine hohe Qualität darf jedoch nicht erwartet werden. Zusätzlich braucht es ein wenig Übung, um die Kamera jeweils korrekt auszurichten, will man seinen Arm nicht komplett verrenken.

Als ebenfalls etwas enttäuschend erweist sich die Mediensteuerungsfunktion der Smartwatch, mit der die Musikabfolge des Smartphones gesteuert werden kann. Ähnlich wie das bereits mit den Kopfhörern möglich ist, kann die Musik über die Uhr leiser oder lauter gestellt sowie vorgespult werden. Der einzige Vorteil gegenüber der Kopfhörersteuerung findet sich in der Funktion, ein Lied zurück springen zu können. Eine Titelübersicht oder das Album Cover werden hingegen nicht angezeigt.

Ganz nett, aber nicht notwendig

Im Grossen und Ganzen ist die 379 Franken (unverbindliche Preisempfehlung) teure Galaxy Gear von Samsung zwar eine ganz nette und durchaus funktionstüchtige Spielerei, aber eben nicht mehr. Der Mehrwert gegenüber dem Smartphone hält sich in Grenzen, ist die intelligente Uhr doch stark vom mobilen Endgerät abhängig. Hinzu kommt, dass die Uhr mit Abmessungen von 36,8x56,6x11,1 Millimetern und einem 1,63 Zoll grossen Display nicht gerade als filigran bezeichnet werden kann. Für einen Mann mag die Smartwatch zwar eine angenehme Grösse aufweisen, an einem Frauenhandgelenk wirkt die Galaxy Gear hingegen sehr klobig und überdimensioniert. Immerhin ist die Uhr mit einem Gewicht von 73,8 Gramm relativ leicht. (af)


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