Die klassische Stellensuche gehört der Vergangenheit an, zumindest wenn es nach Flurin Müller, CEO des Start-up Buddybroker, geht. Vielmehr sollen Stellensuchende und wechselwillige Angestellte künftig mit passenden Jobs beliefert werden, so seine Idee. Um diese Idee Realität werden zu lassen, hat Müller die Plattform Buddybroker ins Leben gerufen. «Die Vision ist es, den Zugang zu Stelleninseraten drastisch zu vereinfachen. Eine Neuorientierung soll nicht mehr anstrengend sein, sondern entspannt ablaufen», so Müller.
Das Anzeigen von passenden Stellen ist allerdings nur eine Seite von Buddybroker. Daneben soll sich das Portal auch als Empfehlungsplattform unter Usern etablieren. Bislang werden Jobs eher aus Zufall weiterempfohlen, wenn man sich selbst auf Stellensuche befindet und entsprechend auf den einschlägigen Portalen unterwegs ist. «Wir wollen das Empfehlungsverhalten vereinfachen und forcieren», erklärt Müller. Denn er ist sich bewusst, dass Unternehmen Mitarbeiter am liebsten aufgrund von Empfehlungen einstellen. Entsprechend gibt es in vielen Firmen Systeme, wo man als Mitarbeiter bei der erfolgreichen Vermittlung eines neuen Angestellten eine Belohnung erhält. «Wir möchten nun dieses System nutzen und auf die ganze Masse anwenden. Für jede Stelle, auf welche man einen Kandidaten liefert, der dann auch eingestellt wird, bekommt man bei uns als Broker 600 Franken», so der Gründer.
Geld bei erfolgreicher Vermittlung
Doch nicht nur die Stellensuchenden und allfällige Broker sollen von Buddybroker profitieren, sondern auch die Unternehmen. Für sie will Müller die Suche nach passenden neuen Mitarbeitern soweit vereinfachen wie möglich. Dazu werden die Stelleninserate auf der Webseite der Firmen automatisch und kostenlos auf Buddybroker eingelesen, für die Unternehmen entsteht kein zusätzlicher Aufwand.
Interessiert sich ein Nutzer von Buddybroker für eine Stelle, die ihm vorgeschlagen wird, so wird sein Profil, das entweder auf den Angaben von Xing oder Linkedin oder einem PDF-Lebenslauf basiert, an das betreffende Unternehmen weitergeleitet – allerdings bis zu einem gewissen Grad anonymisiert und ohne Kontaktangaben. «Das Profilbild und der Nachname werden etwa nicht angezeigt und bei früheren Arbeitgebern wird der Name nicht genannt, sondern nur die Branche», erklärt Müller.
Interessiert sich die Firma für den Kandidaten, so kann sie für 50 Franken dessen ganzes Profil ansehen – inklusive Kontaktdaten. Kommt es schliesslich zu einer Einstellung, berechnet Buddybroker den Firmen 1200 Franken. Davon entfallen 600 Franken auf einen allenfalls beteiligten Broker.
Nebst den Einnahmen durch die erfolgreiche Vermittlung von Mitarbeitern will Müller künftig auch weitere Geldquellen erschliessen. Zusätzliche Umsatzmöglichkeiten sieht der CEO etwa im Bereich der Visibilität. So können Unternehmen künftig ein Inserat pushen, wodurch es prominenter gelistet wird.
Bachelorarbeit als Grundstein
Auf die Idee für Buddybroker ist Müller durch seine Bachelorarbeit im Rahmen seines Wirtschaftsinformatik-Studiums an der Universität Luzern gekommen. «Bei der Durchsicht meiner Vorstudie zu meiner Arbeit über Online Recruiting habe ich entdeckt, dass man aus den gewonnenen Fakten ein gutes Business-Modell entwickeln könnte», erinnert sich Müller. So wurde aus seiner Bachelorarbeit der Businessplan für Buddybroker.
Für die Umsetzung konnte Müller in der Person von Adrian Dubler Verstärkung gewinnen. «Er hat mich von Anfang an unterstützt, vor allem bei den Finanzprognosen», so Müller. Gemeinsam stellten sie ein Mini-Projektbudget von 5000 Franken für die Brand-Entwicklung, das Logo, das Design und den Kauf der Domain.
Durch die Teilnahme an Venture Kick im Sommer 2012 wurde schliesslich der Business Angel Roland Zeller auf das Projekt aufmerksam. «Er hat unser Projekt positiv eingeschätzt und als erster investiert», so Müller, der mit Buddybroker nächstes Jahr den Break Even erreichen will. Im Februar 2013 wurde dann eine AG gegründet und die erste Investment-Runde mit 100’000 Franken abgeschlossen. Mit diesem Geld wurde die Produktentwicklung bezahlt, die noch im selben Monat startete. Für die Errichtung der Plattform setzt Müller auf Partner in Polen. «Ich habe auch in der Schweiz nach einem passenden Entwicklerteam gesucht, aber keines gefunden. Und die grossen Webagenturen waren schlicht zu teuer», begründet Müller die Entscheidung für ein polnisches Team.
Ursprünglich sollte Buddybroker Ende April starten, schliesslich wurde es Mitte Juli. Der Hauptgrund für die Verspätung liegt darin, dass man das Business-Modell unter anderem am Kickers Camp von Venture Kick auf Herz und Nieren prüfen liess. «Wir wurden innerhalb kürzester Zeit demontiert. Das war nach Monaten intensiver Arbeit ein hartes Feedback, hat uns aber dazu gebracht, Anpassungen vorzunehmen», so Müller. So gab es in der ursprünglichen Version des Business-Modells etwa keine Möglichkeit, Stellen anhand des eigenen Profils vorgeschlagen zu bekommen, dafür beinhaltete es eine Suche. Das ist nun genau umgekehrt und soll als Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu herkömmlichen Stellenplattformen dienen und zum Erfolg führen.
(abr)