Ob im Schnellimbiss um die Ecke, beim Coiffeur des Vertrauens oder im Lieblingscafé: Überall gibt es Stempelkarten, mit denen treue Kunden belohnt werden. Doch wie oft hat man diese Kärtchen schon vergessen oder verloren und ist so um seinen verdienten und kostenlosen elften Cappuccino, den Gratis-Döner oder einen vergünstigten Haarschnitt gekommen. Das Schweizer Start-up Poinz setzt genau hier an und bringt die in der Schweiz weit verbreiteten Treuekarten aufs Handy, ohne das man heute bekanntlich kaum noch das Haus verlässt.
Eine App für iOS und Android
Poinz ist eine kostenlose App für Smartphones mit iOS- und Android-Betriebssystem, mit der Kunden nach ihren Einkäufen oder bezogenen Dienstleistungen einen QR-Code scannen können, der dann als virtueller Stempel auf einer digitalen Sammelkarte in der App gutgeschrieben wird. Poinz-Stempel können aber auch auf Websites, Facebook oder via Newsletter gesammelt werden, wobei das System laut den Entwicklern so abgesichert ist, dass das Tricksen, beispielsweise durch das Abfotografieren oder Screenshots, nicht funktioniert.
Für Unternehmen ist Poinz derweil viel mehr als nur eine digitale Version einer Stempelkarte. Es können über das System zum Beispiel auch Nachrichten an Kunden verschickt werden. Und es gibt ein sogenanntes Cockpit, in dem man erfährt, wann wie wo und wieviel gestempelt wurde, wie viele Kärtchen eingelöst wurden und einiges mehr.
Entwicklung dauerte ein Jahr
Die Idee für Poinz hatte CEO Sascha Benz vor zirka zwei Jahren mit seinem Kollegen Robert Blum. Die beiden haben damals oft zusammen zu Mittag gegessen und sich dabei, bereits mit reichlich Start-up-Erfahrung im Gepäck, regelmässig auch über verschiedene Geschäftsideen unterhalten. «Wir sind dann in den USA auf ein interessantes Konzept gestossen: Kundenkarten mit QR-Codes», erinnert sich Benz. Die Idee wurde dann konzeptuell weiterentwickelt und um entscheidende Funktionen und Facetten bereichert, bevor anschliessend ein Business-Plan erstellt, die Idee im Kollegenkreis besprochen und schliesslich mit der Entwicklung begonnen wurde.
Doch bevor man damit starten konnte, musste man Programmierer finden. Das war laut Co-Gründer Blum nicht so einfach: «Wir haben zuerst schweizweit Offerten eingeholt. Die waren leider alle sehr kostenintensiv, zudem waren wir von Anfang an skeptisch gegenüber einem Auftragsverhältnis. Als wir uns dann schon überlegt haben, ob wir die Entwicklung ins Ausland verlagern wollen, trat der Glücksfall ein, dass wir doch noch zwei Programmierer finden konnten. Und nicht nur das: Sie fanden die Idee lässig und sind seitdem Teil unseres Teams und beteiligt am Unternehmen.»
Die beiden Entwickler haben schliesslich in einem Jahr Programmierarbeit die Idee in die Realität umgesetzt.
Fokus auf Klein- und Mittelgewerbe
Anfang 2013 hat Poinz seinen Dienst gestartet. Nach dem ersten Halbjahr ist man sehr zufrieden. «Die Lösung kommt im Markt sehr gut an und es ist bereits so, dass Unternehmen auf uns zukommen und nicht umgekehrt», wissen die beiden Gründer zu berichten. Trotzdem gibt es ihrer Meinung nach noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, vor allem bei Unternehmen, bei denen Kundenbindung bisher kein oder nur am Rande ein Thema war. «Die Konsumenten laden unsere App derweil bereits massenweise herunter», erklärt Benz, «das zeigt, dass die unzähligen Kundenkarten im Portemonnaie definitiv nicht mehr zeitgemäss sind.»
Bei Poinz machen heute rund 300 Unternehmen mit und pro Geschäft zählt man im Schnitt nach einigen Wochen etwa 150 Nutzer. Zu den Kunden des Start-ups gehören viele Betriebe aus dem Klein- und Mittelgewerbe, aber auch bereits einige grössere und namhafte Firmen, wobei die ganz grossen wie Coop oder Migros nicht die Hauptzielgruppe sind. «Wenn sie anklopfen, dann würden wir uns vermutlich ihre Wünsche schon anhören», so Blum.
Poinz kostet Unternehmen zwischen 700 und 2000 Franken pro Jahr und Standort, wobei das am meisten gebuchte Abo laut den beiden Gründern mit 1200 Franken zu Buche schlägt. «Das entspricht 100 Franken pro Monat oder gerade mal 3.50 Franken pro Tag», rechnet Benz vor, «in Anbetracht der Leistung ist der Preis wohl zu tief. Aber die Kosten sind bewusst überschaubar, so dass auch das lokale Kleingewerbe Poinz einsetzen und vom Netzwerkeffekt profitieren kann.» Im Preis inbegriffen sind neben der reinen Nutzung von Poinz zahlreiche weitere Dienstleistungen wie beispielsweise die Integrationsmöglichkeit der Treuekarte in digitale Medien, kostenloses Werbematerial für den Verkaufspunkt und je nach Paket eine gewissen Anzahl an Nachrichten, die man über das Nachrichtenportal verschicken kann.
Vorerst keine Expansion ins Ausland
In den nächsten Monaten, genauer gesagt bis Ende Jahr, will sich Poinz in der ganzen Schweiz etablieren, also auch ausserhalb von Zürich und den anderen Ballungszentren. Erreichen will man das durch verschiedene Initiativen, vor allem durch Aussendienstmitarbeiter. Auch Anfragen aus dem Ausland sind da. «Wir bleiben aber vorerst in der Schweiz», versichern Benz und Blum.
Neben der Expansion in der Schweiz sind auch einige weitere Ideen beziehungsweise grössere funktionale Erweiterungen angedacht. «Unsere Pipeline ist dick gefüllt», versprechen die beiden Gründer.
(mv)