Marktplatz für Helfer

Mit ihrer Plattform Jacando wollen Matthias Falk und Dennis Teichmann Menschen, die Hilfe für normale, alltägliche Arbeiten suchen, unter die Arme greifen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/05

     

Wir vermitteln den Kontakt zwischen einem Hilfe­suchenden und einem Helfer.» Mit diesem Satz fasst CEO Matthias Falk zusammen, was hinter dem Start-up Jacando.com steht. Der Social-Microjobs-Dienst, den Falk zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Dennis Teichmann ins Leben gerufen hat, bietet Hilfe an, wenn man für seine Wohnung jemanden sucht, der die Fenster putzt oder sich während der Ferien um die Pflanzen kümmert. Dazu können die als Sponsor bezeichneten Hilfesuchenden kostenlos ein entsprechendes Inserat auf Jacando aufgeben. Wie viel ihnen die zu erledigende Arbeit wert ist, können sie dabei selbst bestimmen. «Aber eine Prüfroutine kontrolliert, dass keine Jobs zu überrissenen Löhnen oder zu Dumping-Preisen angeboten werden», versichert Teichmann.
Den Gegenpart der Sponsoren stellen derweil die sogenannten Jobber dar. Dabei handelt es sich um Personen, die Geld dazuverdienen wollen und ihre Dienste als potentieller Helfer anbieten. Dazu erstellen sie ein Profil auf dem Portal und bewerben sich aktiv auf ausgeschrieben Microjobs.

Microjobs mit Social Media


Auf die Idee für die Online-Community, die im September 2012 online ging, kamen die beiden Gründer aus Eigenbedarf. «Wir haben etwa in Situationen wie einem Umzug immer mal wieder festgestellt, dass es praktisch wäre, wenn man rasch und unkompliziert Helfer auftreiben könnte», erinnert sich Falk. Ein entsprechendes Angebot, wo man Unterstützung für normale, alltägliche Aufgaben finden könne, habe man aber vergebens gesucht – die Idee für einen Marktplatz für Helfer war geboren.
«Natürlich gibt es Kleinanzeigen schon seit Jahren», ist sich Teichmann bewusst. Deshalb wird der Marketing-Leiter nicht müde zu betonen, wie sehr sich Jacando von den bestehenden Angeboten unterscheidet: «Wir reden von Social Microjobs. Bei Microjobs handelt es sich um Kleinsttätigkeiten im Haushalt. Wir unterschieden uns von Wettbewerbern durch Social-Media-Elemente.» Damit meint er die direkte Interaktion der User, die Bewertungsmöglichkeiten der Jobber und Sponsoren sowie den Kundendienst. «Wir haben eine Support-Hotline für Fragen der Nutzer. Die Fragen verschwinden nicht einfach in einem Briefkasten, vielmehr haben wir echte Mitarbeiter, die sich damit auseinandersetzen», betont Teichmann. Und Falk ergänzt: «Wir sind nicht einfach ein weiteres Jobportal, sondern wir vermitteln Helfer. Das ist der Unterschied.»
Die Support-Mitarbeiter untersuchen auch, ob die veröffentlichten Microjob-Angebote seriös sind. So könne man sicherstellen, dass unseriöse Angebote innert kürzester Zeit wieder von der Seite verschwinden.
Für die Webseite haben sich die beiden Gründer dem Credo Einfachheit und Transparenz verschrieben. «Das bedeutet täglich viel Arbeit. Es gibt immer wieder Bereiche, die wir verbessern, vereinfachen oder optimieren können», weiss Falk. So werkelt man aktuell an der Benachrichtigung für die Jobber. Künftig sollen diese über für sie passende, hereinkommende Job­angebote direkt informiert werden. «Momentan analysieren wir, wie dieser Informationsfluss ausschauen könnte», erklärt der CEO.

Europaweite Expansion angestrebt


Die Anfangsinvestitionen für Jacando haben die beiden Gründer, die bislang als Strategieberater tätig waren, selbst gestemmt. Seit kurzem ist nun aber ein Finanzinvestor mit an Bord, der die Strategie und Expansion von Jacando unterstützt. Denn obwohl die Jacando-Gründer nicht genug betonen können, dass der Fokus in einer ersten Phase auf der Schweiz liegt, so steht für sie fest, dass in einem späteren Schritt die europaweite Expansion folgen soll. «Aktuell bewerten wir die Märkte. Welche Märkte wir aber zu welchem Zeitpunkt angehen werden, ist noch unklar», erklärt Teichmann. Vorerst sei es das Ziel, bis im Sommer die ganze Schweiz abzudecken. Und Falk ergänzt: «Die Seite ist jetzt schon international aufgebaut, sowohl sprachlich als auch was die Zahlungsweisen angeht. Aber wir sind ein kleines Start-up, und ich denke, es wäre falsch, jetzt zu breit die Märkte anzugehen. Wir wollen momentan fokussiert die Schweiz bearbeiten. Und danach stehen uns viele Möglichkeiten offen.»

Geld verdienen die Gründer von Jacando durch eine Vermittlungsgebühr der Jobber. Diese beträgt 15 Prozent und wird fällig, sobald der Job erledigt wurde und die Jobber ihr Geld von ihrem kurzzeitigen Arbeitgeber erhalten haben. Andere Wege, um nebst der Vermittlungsgebühr Geld zu verdienen, sind allerdings aktuell nicht geplant. Geplant sind hingegen Partnerschaften mit anderen Firmen. Wie aber eine solche Zusammenarbeit aussehen könnte, darauf wollen die Jacando-Gründer nicht eingehen. «Wir befinden uns aktuell in Verhandlungen und können daher keine konkreten Angaben machen», so Teichmann. Und auch eine App haben Falk und Teichmann bereits in der Hinterhand. Diese soll im Sommer lanciert werden – vorerst nur für iOS-Geräte. Falk verspricht aber: «Längerfristig soll die App auch für Android bereit stehen.»
Nebst der App sehen die Gründer, die drei Mitarbeiter beschäftigen, auch weitere Dienste, die man anbieten könnte. Dabei spricht Falk etwa von Versicherungen, wenn zum Beispiel eine Putzfrau in eine feste Anstellung übergeht. Allerdings betont der CEO auch, dass sie den Fokus auf die bestehende Funktion legen: «Wie wollen unseren Service nicht zersplittern und um zahlreiche weitere Features ergänzen.» (abr)


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