Zeltverkauf mit dem iPad
Quelle: Transa

Zeltverkauf mit dem iPad

Der Schweizer Outdoor-Spezialist Transa nutzt in seinem neuen Flagship Store in Zürich seit September eine iPad App zur Beratung seiner Kunden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/04

     

Nach einer längeren Reise durch Afrika haben Till Lincke und Beat Stünzi zusammen mit Jakob Huber im Jahr 1976 das Unternehmen Transa gegründet, mit dem Ziel, authentische Afrikareisen durchzuführen und für andere Reisende spezielle Expeditionsausrüstung zu beschaffen. Heute, 37 Jahre später, verfügt Transa über Läden in Bern, Basel, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich sowie über zwei Outlets.
Für das grösste Aufsehen sorgt Transa momentan bestimmt mit seinem neuen Flagship Store an der Europaallee beim Hauptbahnhof Zürich, der im vergangenen September eröffnet wurde. Auf über 3000 Quadratmetern stellt der Outdoor-Spezialist dort sein umfangreiches Sortiment aus – auch seine Zelte. Jedoch reicht die grosse Ladenfläche nicht aus, um dem Kunden permanent alle fast 60 verschiedenen Modelle aufgebaut zu präsentieren. Deshalb hat man sich – noch vor der Eröffnung des neuen Stores – auf die Suche nach einer Alternative oder besser gesagt nach einer Lösung gemacht, wie man Kunden auch die nicht ausgestellten Zelte attraktiv näher bringen kann.

Die Lösung war und ist eine App. Mittels iPad-Stationen können die Kundenberater von Transa interessierten Kunden heute die diversen Zelte – nach Reiseziel und Bedürfnissen ausgewählt – bequem visuell darstellen und via Apple TV und Airplay sogar auf Grossbildschirme übertragen. Für jedes Zelt bietet die App, optimiert für die hochauflösenden Retina-Bildschirme, eine 360-Grad-Ansicht aller Modelle sowie Grund- und Seitenrisse und sämtliche technische Daten. Mit der App kann so bereits eine Vorauswahl getroffen werden, und um ein einzelnes Zelt zu verkaufen müssen laut Transa im besten Fall nun nicht mehr fünf Zelte in Echt gezeigt werden, sondern beispielsweise nur noch eines oder zwei. Ausserdem ist die App angeblich ein Besuchermagnet und dient, insbesondere bei hohem Andrang, auch dazu, sich selbst ein Bild über das Angebot zu machen.

Ein Projekt, viele involvierte Partner


Entwickelt wurde die iPad App von der Zürcher App-Schmiede Raskin Apps/Media, die Transa aus früheren Projekten bereits kannte und die mit der Referenz eines anderen iPad-Projekts mit Fokus auf Verkauf und 3D-Modeling zu überzeugen wusste. Ins Projekt, das rund ein Jahr dauerte, waren neben Raskin und Transa selbst aber noch einige weitere Partner wie die Ufirst Group im Bereich Analyse und Backend-Programmierung, Crossmotion im Design-Bereich, Meyle+Müller für die 360-Grad-Fotos der Zelte, Novanet Solutions als Web-Hoster, Eichmann Electronic für die Multimedia-Installation der grossen Displays und nicht zuletzt auch die Informatik- und Netzwerkabteilung des Vermieters an der Europaallee involviert.
An der Umsetzung beteiligt waren also einige Projekt-Partner, darunter viele externe. Das war eine der Hauptherausforderungen für Transa. Dank einer umsichtigen Projektleitung und einer effizienten Zusammenarbeit konnte die App aber trotzdem im Budget und auf den gewünschten Zeitpunkt fertiggestellt werden, so die Verantwortlichen. Dieser Zeitpunkt war die Ladeneröffnung des Flagship Stores an der Europaallee, was sich als weitere Knacknuss herausstellen sollte. Der Innenausbau des Stores wurde nämlich erst im letzten Moment fertig. Somit gab es nur wenig Zeit für Tests der Gesamtlösung auf der Verkaufsfläche und nur dank hoher Flexibilität und enger Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten hat man laut Transa die Zelte-App genau auf den Termin der Eröffnung betriebsbereit gehabt.

Sorgen um Strom-verbrauch des iPads


Neben diesen eher organisatorischen Herausforderungen galt es für die Projektpartner auch, einige technische Hürden zu nehmen. Eine war beispielsweise der Stromverbrauch der iPads, die während eines ganzen Tages in Retina-Auflösung die Zelte präsentieren und das Bild an die grossen Screens spiegeln müssen. Das Problem konnte Transa durch seine Erfahrung im Outdoor-Bereich gleich selbst elegant lösen und liess an die iPads ein für die Reise entwickeltes Akku-Pack montieren.
Für Raskin und die weiteren in die Entwicklung involvierten Partner galt es derweil, die App möglichst schlank und stromsparend zu machen. Eine weitere Herausforderung war zudem, dass man alle Funktionen der sehr grafiklastigen App mit vielen Animationen und hoch aufgelösten Bildern schnell und ohne Wartezeiten benutzen kann. Zudem galt es für die App-Schmiede Raskin, eine grosse Menge an Informationen möglichst bedienerfreundlich darzustellen und in die App zu integrieren.

Automatische Aktualisierung via Web-Shop


Die Zelte-App von Transa ist eine Hybrid-App. Ein grosser Teil des sichtbaren Interface ist eine Web-App mit direkter Anbindung an den Online-Shop. Das heisst, die Inhalte müssen nicht eigens für die App redigiert und aufbereitet werden. Das funktioniert folgendermassen: Der Webshop von Transa auf Basis von Navision und Hybris exportiert jede Nacht automatisch ein XML mit den aktuellen Daten. Eine Middleware nimmt dieses XML und bereitet die Inhalte für die App auf. Die App holt sich dann vor der Ladenöffnung am Morgen alle Inhalte und speichert diese lokal zwischen, so dass das iPad tagsüber unabhängig und schnell die Zelte zeigen kann. Die App selber wird über die Enterprise-Deployment-Funktion, welche von Apple angeboten wird, verteilt und aktualisiert. Diese ist laut Raskin gut dokumentiert und als Entwickler kann man angeblich jederzeit direkt, das heisst ohne den App-Store-Review-Prozess, Updates auf die iPads im Transa-Store aufspielen.
Die Hybrid-App hat laut Raskin neben der automatischen Aktualisierung via Web-Shop einen weiteren Vorteil, nämlich dass die App ohne komplette Neu-Entwicklung auf weiteren Plattformen wie beispielsweise dem Web-Shop ausgerollt werden könnte. Für das iPad als «Startgerät» entschieden hat man sich derweil wegen der Robustheit der Hardware, des Retina-Displays und der hohen Qualität der Touch-Eingabe, wie Raskin erklärt.

Bald auch im App Store


Bei Transa freut man sich nun auf den Sommer und die erste Zeltsaison mit der neuen App. Wünsche für Erweiterungen gibt es derzeit keine, das komme ganz auf das Bedürfnis des Kunden an und das werde sich erst nohc zeigen, meint der Outdoor-Spezialist. Geplant ist derweil, dass man die App, die bisher nur intern im Flagship Store in Zürich genutzt werden kann, demnächst auch in Apples App Store bringt und damit öffentlich zugänglich macht. Transa hat bereits eine iPad App im App Store, die das Transa-Handbuch und das Kundenmagazin «4 Seasons» umfasst. Weitere Apps sind im Moment nicht konkret in Planung, aber angeblich immer wieder ein Thema. (mv)


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