Wer kennt das Problem nicht: Man fährt mit dem Auto in eine Stadt und kurvt erst einmal dreimal durch das gleiche Quartier, um eine Parklücke zu finden, die nicht Kilometer vom Zielort entfernt ist. Genau diesem Leid will das Zürcher Start-up Parku ein Ende bereiten, indem es private, leer stehende Parkplätze vermittelt. «In einer Stadt hat man auf der einen Seite stets hunderte von Leuten, die einen Abstellplatz für ihr Auto suchen. Auf der anderen Seite hat man hunderte von Parkplätzen, die viele Stunden die Woche ungenutzt bleiben. Parku schlägt nun eine Brücke zwischen diesen zwei Borden», zeichnet der COO von Parku, Ertan Wittwer, ein Bild des dem Projekt zu Grunde liegenden Gedankens.
Müheloser Nebenverdienst
Im Detail bedeutet dies, dass das Unternehmen sowohl eine Website als auch eine iOS- und eine Android-App betreibt, über die Anwohner oder Firmen ihre verfügbaren Parkplätze eintragen und anbieten können. Wittwer erklärt: «Die Vermieter können dabei genau angeben, an welchen Tagen und zu welchen Zeiten die Parkflächen frei sind und welche Gebühr pro Stunde oder Tag erhoben wird – unsere Empfehlung liegt bei drei Franken pro Stunde oder 15 Franken pro Tag.» Die Fahrzeuglenker, die ihren fahrbaren Untersatz in der Stadt oder einem umliegenden Gebiet stehen lassen müssen, erhalten dadurch die Möglichkeit, ein temporäres Zuhause für ihr Auto zu buchen. Um sicherzugehen, dass der Mieter auch auf dem richtigen Parkfeld steht, werden die registrierten Parkplätze vom Parku-Team mit kostenlosen blauen Schildern gekennzeichnet, auf denen die jeweiligen Codes vermerkt sind. Da die Schilder vom Parku-Team persönlich angebracht werden, ist so auch sicher gestellt, dass die Abstellflächen tatsächlich vorhanden sind.
«Die Buchung kann bereits einige Tage im Voraus getätigt werden oder aber spontan erfolgen», führt der COO aus. Per Tastendruck lösen die Mitglieder die Reservation aus, wodurch zugleich die direkte Bezahlung an Parku in die Wege geleitet wird. Je nach Einstellung des Nutzers erfolgt die Abrechnung per Paypal oder per Kreditkarte. Am Ende des Monats vergütet Parku den Vermietern dann den jeweils generierten Buchungsbetrag zu zwei Dritteln. Das restliche Drittel der Summe landet auf dem Konto des Start-ups.
Alternativ haben diejenigen Vermieter, die nicht auf den zusätzlichen Verdienst angewiesen sind, die Möglichkeit, Gutes zu tun und den Erlös dem Kinderhospitz zukommen zu lassen. Dazu genügt es, sich bei der Registration für «Parku hilft» anzumelden.
Weitere Städte erobern
Auch wenn dem Unternehmer bewusst ist, dass auf dem internationalen Markt bereits Parkplatz-Vermietungsdienste existieren, so ist er doch überzeugt, dass das Konzept von Parku einzigartig ist: «Wir haben die bereits verfügbaren Systeme dynamischer gemacht und bieten mehr Funktionen an als die Konkurrenz – so zum Beispiel die Erinnerung zehn Minuten vor Ablauf der bezahlten Zeit.» Derzeit kann das Start-up in Zürich einen Bestand von rund 150 Parkplätzen ausweisen. In Basel und Bern, wo man den Dienst gerade erst aufgeschaltet hat, ist das Unternehmen hingegen noch weitgehend unbekannt. In Basel verfügt Parku derzeit über 40, und in Bern über 15 Parkplätze. Das Ziel lautet daher, so schnell wie möglich Aufmerksamkeit zu gewinnen und zu wachsen. «Als nächstes möchte ich Genf, Lausanne, St. Gallen, Luzern und Winterthur erschliessen. Bis in einem halben Jahr sollen vier bis fünf und bis in einem Jahr alle relevanten Städte abgedeckt sein», erläutert Wittwer seine Zukunftspläne. Bei positiver Resonanz lasse sich danach auch die Expansion in weitere Länder ins Auge fassen – allen voran natürlich Deutschland, da das Entwickler-Team von Parku in Berlin ansässig ist. Wichtig sei aber auch, mehr Privatpersonen, die tagsüber arbeiten, für die Vermietung begeistern zu können. Momentan stammen nämlich 95 Prozent der Parkplätze von Firmen und sind somit hauptsächlich abends oder nachts verfügbar.
Aufmerksamkeit dank Marketing
Zu den weiteren Zielsetzungen gehören auch die Ausweitung des Dienstes auf weitere Plattformen wie Windows Phone 8 sowie die Einführung neuer Funktionen. So will Parku bald mit einem Panic-Button aufwarten, der getätigt werden kann, sollte man bei der Ankunft an einem gebuchten Parkplatz feststellen, dass dort unerlaubterweise bereits ein anderer Wagen steht. «Der Kunde erhält daraufhin kostenlos einen neuen Parkplatz zugewiesen, wird aber gebeten, das Nummernschild des Parksünders zu fotografieren, so dass dieser verwarnt werden kann», verrät COO Wittwer.
Um all diese Ziele erreichen zu können, setzt das Start-up in der Anfangsphase stark auf Marketing-Aktionen. Dementsprechend hat man rund 30 Plakate an gut befahrenen Stellen angebracht und eine mobile Kampagne gestartet. Der COO zeigt sich zuversichtlich, in Zukunft Gewinn mit dem Angebot generieren zu können: «Wir haben momentan noch hohe Investitionen. Wenn wir aber erst einmal die breite Aufmerksamkeit gewonnen haben, können wir diese laufend reduzieren und damit beginnen, Gewinn einzustreichen. Unseren Schätzungen zufolge sind schweizweit rund 1000 Parkplätze vonnöten, damit wir rentabel wirtschaften können.» Weiter hofft man bei Parku, bald einen passenden Partner finden zu können. Bislang ist das Unternehmen nämlich durch einen Investor privat finanziert. Einige Angebote sind laut Wittwer bereits eingegangen.
(af)