Der schnellste Farbdrucker der Welt», «ausgezeichnet von Guiness World Records für den schnellsten Druck von 500 Blatt mit einem Desktop-Bürofarbdrucker»: HP weckt zweifelsohne Erwartungen mit seiner brandneuen Officejet-Pro-X-Serie, aus der «Swiss IT Magazine» den MFP Officejet Pro X576dw einem Praxistest unterzogen hat.
Ausser dem Namen Officejet, der den Hinweis auf einen Tintenspritzer gibt, lässt beim X576dw wenig auf Tinte schliessen. Optisch sieht das Gerät aus wie ein kleiner Laser, die Druckgeräusche lassen auf einen Laser schliessen, und vor allem druckt der Printer schnell wie ein Laser – und sogar noch schneller. Das Geheimnis liegt in der neuartigen Inkjet-Technologie «Pagewide Technology», die HP für die Pro-X-Serie einsetzt. Dabei ist der Druckkopf genauso breit wie das Blatt, das bedruckt wird, in diesem Falle A4. Der Druckkopf bleibt damit beim Druck fixiert, lediglich das Blatt bewegt sich und wird von den vier Patronen (Gelb, Cyan, Magenta und Schwarz) in einem Durchgang mit Tintenpigmenten bedruckt.
Dadurch, dass sich kein Druckkopf mehr bewegen muss und dass das Papier durch möglichst wenig Rollen geleitet wird, erreicht HP neue Dimensionen bei der Druckgeschwindigkeit mit Tinte. HP verspricht 70 Seiten pro Minute im General Office Modus (tiefste Qualität, für den täglichen Gebrauch aber völlig in Ordnung). Im Test haben wir sogar 73 Seiten pro Minute bei einem Office-Dokument (mehrheitlich Text mit einigen farbigen Grafiken) erreicht. Die Seiten spicken dabei so schnell aus dem Papierauswurf, dass bei unserem ersten Testdurchgang die Hälfte der Ausdrucke am Boden gelandet ist, weil wir vergessen haben, eine zirka fünf Zentimeter lange Verlängerung der Papierausgabe auszufahren. Im normalen Modus, genannt «professionelle Verwendung», liegt das Tempo bei 42 Seiten pro Minute, im qualitativ hochwertigsten Modus («Präsentation») schafft der MFP immerhin noch elf Seiten. Bei Duplexausdrucken kommt der Printer derweil auf 11 Duplex-Seiten (Normalmodus) beziehungsweise 19 Seiten im General Office Modus.
Nicht ganz so tifig ist der Drucker bis die erste Seite im Ausgabefach liegt. HP gibt in den Spezifikationen 9,5 Sekunden an, wir messen 11,2 Sekunden – nicht berauschend, aber auch nicht schlecht. Wichtig noch zu erwähnen: Die Druckgeschwindigkeit ist bei monochromen und farbigen Ausdrucken jeweils identisch.
Druckqualität fürs Office
Nach dem Geschwindigkeitstest wollten wir wissen, wie es um die Qualität von farbigen Ausdrucken steht. Hier muss man vorwegnehmen, dass HP den Officejet Pro ganz klar als Bürodrucker vermarktet – entsprechend waren die Ansprüche beim Ausdruck von Fotos sowie grafisch komplexeren Bildern eher tief. Allerdings macht der X576dw seine Sache nicht schlecht. Die Ausdrucke sind in etwa auf Augenhöhe mit einem hochwertigen, rund 6000 Franken teuren Laser-Produktionssystem, das von der Redaktion üblicherweise verwendet wird. Farbflächen sind im Vergleich mit dem Laser etwas kräftiger, dafür sind die Farbabstufungen etwas weniger fein. In grösseren Farbflächen findet man zudem vereinzelt Flecken oder gar Streifen. Fotos wiederum machen einen etwas milchigen Eindruck im Vergleich zum Laser und sind zudem leicht gelbstichig.
Der Officejet Pro X 576dw macht optisch den Eindruck eines Laserprinters, arbeitet aber mit Tinte. Praktisch: Unter dem geschwungenen Ausgabefach findet sich Platz für Ersatzpapier. (Quelle: HP)
Beim Ausdruck von Fotos beziehungsweise von vollen Flächen macht sich zudem eine Tatsache bemerkbar, die man beim Dokumentendruck aufgrund des hohen Tempos beinahe vergisst: Der Officejet ist ein Tintendrucker, entsprechend feucht und leicht gewellt kommt das Papier aus dem Printer. Und entsprechend schmiert die Tinte, wenn man unmittelbar nach dem Ausdruck mit den Fingern über den Print fährt oder mit dem Marker etwas markiert. Daran ändert auch HPs optimiertes Colorlok-Papier, das uns zum Testen mitgeliefert wurde, nicht viel.
Zum Thema Schärfe: Grundsätzlich liefert das HP-Gerät für einen Tintenstrahler ziemlich scharfe Ergebnisse. Im Vergleich zum Laser werden ganz dünne Linien und kleine Schriften zwar etwas weniger fein dargestellt. Tatsächlich erkennbar wird dieser Unterschied allerdings erst bei einer Schriftgrösse von 2 Punkten, die sich auf dem High-end-Laser noch lesen lässt, auf dem HP-Tintenspritzer jedoch nicht mehr wirklich.
(Quelle: Swiss IT Magazine)
Kopieren und mehr
Ausser drucken kann das HP-Gerät als MFP auch noch scannen, kopieren und faxen. Beim Thema Kopieren macht sich erstmals der äusserst reaktionsfreudige Touchscreen mit seiner löblichen Menüstruktur dahinter bemerkbar. So ist es in Verbindung mit dem automatischen Dokumenteneinzug für 50 Blatt beispielsweise ein Einfaches, einen Stapel einseitig bedruckter Seiten doppelseitig zu kopieren, oder doppelseitige Dokumente einseitig bedruckt auszugeben. Die dafür nötigen Schritte im Menü werden auf Anhieb gefunden.
Etwas weniger berauschend ist derweil die Kopiergeschwindigkeit – zumindest wenn man die Vorlagen über den Automatischen Dokumenteneinzug (ADF) zuführt. Beim Kopieren eines einzelnen Blattes entspricht die Geschwindigkeit derjenigen beim Drucken. Der Dokumenten-Feeder allerdings arbeitet deutlich langsamer, so dass die Geschwindigkeit im Standard-Modus auf 14 Seiten pro Minute zurückfällt. Keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit hat es hingegen, wenn man zwei Vorlagen-Seiten auf eine Duplex-Seite kopieren will. Hier schafft das Gerät pro Minute sieben Duplexseiten beziehungsweise 14 Vorlagen. Wie erwähnt ist es ebenfalls möglich, eine Vorlage über den ADF beidseitig einzulesen und wahlweise auf einzelne Seiten oder wieder beidseitig auszugeben. Hier kommt man dann auf ein Tempo von 3,5 Duplex-Seiten pro Minute.
Beim Scannen hat man die komfortable Möglichkeit, einen Scan (Auflösung bis 1200 dpi) als PDF oder JPEG direkt an einen Rechner im Netzwerk zu senden, sofern die entsprechende Option in der HP-Drucker-Software aktiviert ist. Optional kann man Scans auch direkt auf einen USB-Stick speichern – ein entsprechender Port findet sich hinter dem Touchscreen –, via Mail versenden oder in einem Netzwerkordner ablegen. Natürlich kann auch für das Scannen der ADF verwendet werden, wobei das Ganze dann ebenfalls eher gemächlich von sich geht.
Kompakt und günstig
Ein Drucker ist per se ein wenig ästhetisches Gerät, doch im Vergleich zu anderen Printern kommt der 24 Kilo schwere X576dw ganz ansehnlich daher mit seinem kompakten, anthrazitfarbigen Gehäuse. Die Verarbeitung lässt wie von HP gewohnt kaum Platz für Kritik, hinzu kommen ein paar durchdachte Merkmale wie der Platz unter dem Papierauswurf für ein Papierpaket. Standardmässig findet sich ein 500 Blatt Papierfach, das mittels Extrakassette (239 Franken) um weitere 500 Blatt erweitert werden kann. Ausserdem gibt es einen Multifunktionsschacht für bis zu 50 Blatt. Im Output-Fach finden bis zu 300 Seiten Platz.
Auch Anschlussseitig lässt sich der HP-Drucker nicht lumpen. Nebst zwei USB-2.0-Ports und einem Anschluss für USB-Sticks finden sich ein Ethernet-Anschluss, ein RJ-11-Modemanschluss (für die Fax-Funktionalität) sowie ein WLAN-Modul (802.11 g/b/n), das gleichzeitig auch als Access Point genutzt werden kann. Dank der Access-Point-Funktionalität ist es möglich, am Drucker «Wireless Direkt» einzuschalten, um so von jedem WLAN-fähigen Gerät auf den Printer zuzugreifen, auch wenn die Geräte nicht in einem WLAN-Netz eingebunden sind.
HPs neue Inkjet-Technologie namens «Pagewide Technology», bei der eine Tintenpatrone so breit ist wie ein Blatt. Entsprechend muss kein Tintenkopf bewegt werden und der Printer wird rasend schnell. (Quelle: HP)
Ebenfalls ins Kapitel Ausstattung gehört der Geräuschpegel des Printers. Gemessen ist der HP-Printer nicht lauter als beispielsweise unser A3-Produktionsgerät auf der Redaktion. Allerdings empfinden wir die HP-Geräusche als störender, vermutlich weil sie eher hoch beziehungsweise teils fast schon etwas schrill sind.
Und abschliessend noch ein Wort zu den Druckkosten. Wer bis anhin ein A4-Multifunktionsgerät mit einer Leistung von nur annähernd 70 Seiten/Minute wollte, musste bereit sein, einen mittleren vierstelligen Betrag aufzuwerfen. HP schlägt dies mit den 1029 Franken für den X576dw deutlich. Vor allem aber verspricht HP mit der neuen Tintendrucker-Serie halb so hohe Druckkosten gegenüber vergleichbaren Laserdruckern. Wir rechnen nach: HP verkauft für den X576dw Standard- sowie sogenannte XL-Tintenpatronen.
Eine Standardpatrone kostet 83 Franken und reicht für 3000 Seiten (schwarz) beziehungswiese 2500 Seiten (Cyan, Gelb, Magenta). Spannend sind aber vor allem die XL-Patronen. Schwarze Tinte für 124 Franken reicht hier für 9200 Seiten, die farbigen Patronen (122 Franken) für 6600 Seiten. Mit den XL-Patronen ergibt sich so ein Seitenpreis von knapp 1,4 Rappen (Schwarz) beziehungsweise 5,6 Rappen (Farbe). Wir haben die Ausdauer in einem Dauertest nicht selbst gemessen. Gemäss der Plattform «Druckkosten.de» belaufen sich die Kosten pro Seite (ausgehend von 15’000 Ausdrucken) allerdings tatsächlich auf ähnliche Werte – nämlich auf 1,25 Rappen (Schwarz) beziehungsweise 6,25 Rappen (Farbe). Und mit diesen Werten liegt das HP-Gerät tatsächlich vor der gesamten Konkurrenz – teilweise sogar mehr als deutlich.
(mw)