Die Pläne von Intel für seine neue Gerätekategorie Ultrabooks waren einst hochtrabend: Per Ende 2012 sollten 40 Prozent aller verkauften mobilen Rechner die Ultrabook-Anforderungen (siehe Kasten) erfüllen. Effektive und verlässliche Zahlen über den Anteil von Ultrabooks am gesamten Notebook-Markt fehlen zwar bis heute, doch Mitte 2012 hiess es von den Marktforschern von Gartner (wenn auch etwas schwammig), dass Ultrabooks zusammen mit dem Macbook Air von Apple übers ganze Jahr gesehen einen Anteil von 5 Prozent am mobile PC-Markt erreichen werden. Und dabei soll das Macbook Air für einen gehörigen Anteil an diesen 5 Prozent verantwortlich sein. Sicher ist, der ganz grosse Erfolg waren Ultrabooks bis anhin noch nicht. Doch das kann ja noch werden.
Marktübersicht
In unserer Marktübersicht finden Sie 25 Ultrabooks im Direktvergleich.
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Zweistellger Ultrabook-Anteil
Hört man sich bei den PC-Herstellern um, so lief das Ultrabook-Business – zumindest in der Schweiz – nicht ganz so harzig wie man angesichts der negativen Meldungen meinen könnte. Samsung etwa gibt zu Protokoll, dass der Anteil von Ultrabooks in der Schweiz stückzahlenmässig im vergangenen Jahr über alle Hersteller gesehen bei 11 Prozent lag – was einer Verdoppelung gegenüber 2011 entspreche. Bei Samsung selbst hat der Ultrabook-Anteil gar 20 Prozent betragen. Bei Asus ist laut Key Account Manager Benjamin Möller jedes achte verkaufte Notebook ein Ultrabook. Bei Acer Computer Switzerland hingegen beträgt der aktuelle Ultrabook-Anteil an den Notebook-Absätzen laut Daniel Hodel, Sales Manager Consumer, unter 5 Prozent. Levent Kaygusuz, Schweizer Country Manager Computer Systems bei Toshiba, spricht von einem Ultrabook-Anteil am gesamten Notebook-Absatz im unteren zweistelligen Prozentbereich, und bei Fujitsu Technology Solutions Schweiz soll sich der Anteil von Ultrabooks im mobilen Premium-Segment sehr positiv entwickelt haben und betrug 2012 bereits rund 30 Prozent. Sony und Dell nennen derweil zwar keine Zahlen, sprechen aber davon, dass Ultrabooks hervorragend am Markt angenommen würden, sich gut verkaufen und man sehr zufrieden sei – «vor allem seit Herbst», wie Denise Zweifel, Product Manager Vaio bei Sony, zu Protokoll gibt.
Preis als Knackpunkt
Nichtsdestotrotz gesteht auch die Sony-Product-Managerin ein, dass die Ziele von Intel «sehr ehrgeizig und hochgesteckt waren.» Einig sind sich die Hersteller dahingehend, dass die vor allem zu Beginn eher hoch angesetzten Preise für die Geräte mit ein Grund waren, weshalb die grossen Volumen noch nicht erreicht wurden. Dazu Samsung: «Der Preisunterschied zu herkömmlichen Notebooks war zu gross und zudem schien der Markt noch nicht bereit zu sein, auf Ultrabooks zu setzen. Weiter wurde in der Einführungsphase auch zu wenig auf die Vorteile von Ultrabooks eingegangen, um die Preisdifferenz rechtfertigen zu können. Dies scheint sich nun jedoch einzupendeln.» Etwas kritischer ist derweil die Sicht von Daniel Hodel von Acer: «All die Vorteile eines Ultrabooks – leichter, kompakter, längere Akkulaufzeit und so weiter – bieten dem Durchschnittsanwender nicht wirklich einen Mehrwert, darum ist er auch nicht bereit, mehr für ein Ultrabook zu bezahlen.» Ganz anders ist die Meinung von Benjamin Möller von Asus. Seiner Ansicht nach bieten Ultrabooks enorme Vorteile. Dass sie sich bislang auf breiter Front noch nicht durchgesetzt haben, könnte seiner Meinung nach daran liegen, dass Ultrabooks im Vergleich zu gleichwertigen Notebooks über etwas weniger Leistung verfügen, am Ende aber trotzdem teurer sind. «Da greifen viele Konsumenten wohl zu den herkömmlichen Notebooks, da diese den meisten Anforderungen trotzdem genügen», glaubt Möller. Und: «Dem Handel muss es noch besser gelingen, die Vorteile und den Mehrwert eines Ultrabooks herauszustellen. Der Business-Bereich hat das Ultrabook bereits lange für sich entdeckt.»
Eine Erklärung, warum Ultrabooks teurer sind als herkömmliche Geräte, liefert derweil Levent Kaygusuz von Toshiba. «Die Kriterien für ein Ultrabook sind klar definiert, beispielsweise die Displaygrösse.» Diese Vorgaben würden aber nicht unbedingt den im Massenmarkt dominierenden Spezifikationen entsprechen, was wiederum bedinge, dass spezielle Komponenten verbaut werden müssen, die wiederum einen höheren Preis zur Folge haben. «Kurz gesagt: Momentan bewegen wir uns mit Ultrabooks noch in einem kleineren Marktsegment, dem aber auf jeden Fall die Zukunft gehört», glaubt Kaygusuz.
Ab 799 Franken ist man dabei
In unserer Marktübersicht zeigen wir insgesamt 25 Beispielkonfigurationen von Geräten von 13 Herstellern. Herauszustreichen ist, dass die Geräte auch in anderen Konfigurationen – beispielsweise mit mehr RAM oder anderen CPUs – und damit auch zu anderen Preisen erhältlich sind. Die gelisteten Geräte bewegen sich preislich im Bereich von 799 bis 3000 Franken – wobei es sich beim 3000-Franken-Gerät um das besonders robuste und sehr leichte Panasonic-Toughbook CF-AX2 handelt, das wohl nur bei speziellen Anforderungen in Frage kommt. Ansonsten zeigt die Tabelle rasch, wo die grossen Preistreiber bei den Ultrabooks liegen. Sobald als Massenspeicher ausschliesslich eine SSD zum Einsatz kommt, wird’s beispielsweise teuer – auch wenn Sony ein Modell mit einer 128-GB-SSD bereits für 999 Franken im Angebot hat. Selbstredend machen auch Touch-Displays die Ultrabooks teurer, und zu beobachten ist auch, dass die Geräte mehr kosten, umso flacher und vor allem leichter sie sind. Zusätzlich ins Gewicht fallen ausserdem die Garantieleistungen.
Doch bereits das angesprochene 799-Franken-Gerät, das Ideapad U410 von Lenovo, bietet attraktive Eckdaten. So kommt der Rechner mit einem Intel Core i5-3337U mit 1,8 GHz (2,7 GHz im Turbo-Modus) sowie 4 GB RAM und einer 500-GB-HD mit 24 GB SSD. Auch bezüglich Anschlüssen und Konnektivität (inklusive Intel Wireless Display, WiDi) muss sich der Lenovo-Rechner nicht verstecken. Natürlich bekommt man aber für die 799 Franken keinen Touchscreen oder ein entspiegeltes Display, mit 1,8 Kilogramm ist das Ideapad im Vergleich auch eher schwer und die Garantieleistung mit einem Jahr eher gering. Im Vergleich dazu bietet beispielsweise HP beim Elitebook Folio 9470m Ultrabook drei Jahre Abhol- und Bringservice, ein entspiegeltes Display (allerdings auch ohne Touch-Funktionalität), eine 180 GB SSD und einen Core i7-3687U mit 2,1 GHz (beziehungsweise 3,3 GHz im Turbo-Modus). Ausserdem an Bord: Ein 3G-Modul, ein Fingerabdruckscanner und praktisch jeder erdenkliche Anschluss sowie ein Aluminium/Magnesium-Gehäuse. Dafür kostet dieses Gerät dann auch 1999 Franken.
Kein Preissturz zu erwarten
Auch wenn man heute Ultrabooks unter 1000 Franken findet, im Vergleich mit herkömmlichen Notebooks kosten die Geräte nach wie vor relativ viel, und das wird wohl auch so bleiben. Ein Preissturz für Ultrabooks ist zumindest im laufenden Jahr nicht zu erwarten. Diego Peier, Product Marketing Manager WPS bei Fujitsu, nimmt das Wort «moderate Preissenkungen» in den Mund, und gemäss Daniel Hodel von Acer werden die Preise leicht, aber nicht drastisch sinken. Samsung geht davon aus, dass die Preise aufgrund des breiteren Angebots vor allem im Consumer-Markt etwas runter gehen werden. «Im Business-Bereich sollten die Preise in etwa stabil bleiben, da die Geräte auch immer mehr Leistung mit sich bringen.» Alles in allem rechnet Samsung für 2013 mit einem Wachstum nach Stückzahlen von 15 bis 20 Prozent. Denise Zweifel von Sony erwartet derweil, dass die Preise im mittleren und oberen Segment bleiben. «Das Ultrabook wird ein begehrtes und elegantes Designstück bleiben.» Demgegenüber hegt man bei Toshiba die Hoffnung, dass durch die Lockerung der Ultrabook-Kriterien und den damit verbundenen sinkenden Produktionskosten auch «massenmarkttaugliche Preispunkte realisiert werden können». Und Tatsächlich: Intel strebt mit der Einführung der «Haswell»-Plattform offenbar tiefere Preise an (siehe Hoffnung in «Haswell»).
Hoffnung in «Haswell»
Gemäss dem Citibank-Analysten Glen Yeung könnte das limitierte Innovations-Potential bei Tablets dem PC zu einem Comeback verhelfen. So rechnen die Citibank-Experten in diesem Jahr mit dem Launch eines iPad Mini mit Retina-Display und einem dünneren sowie leichteren iPad 5 von Apple – also kaum grossen Innovationen. Im Gegenzug erwartet man Innovatives im PC-Bereich. Die Verbreitung von Touch-Displays, dünnere Geräte sowie günstigere Preise bedingt durch Intels Lancierung der «Haswell»-Plattform könnten dafür sorgen, dass Notebooks den Höhenflug von Tablets bremsen, so Yeung.
Vor allem in Intels «Haswell» stecken die Analysten ihre Hoffnungen fürs PC-Geschäft. Ultrabooks auf «Haswell»-Basis müssen einen Touchscreen besitzen, zudem wird ein Preis von 600 Dollar für solche Geräte angestrebt. Man dürfte also mehr Geräte wie das Surface Pro von Microsoft sehen. Diese sollen dann allerdings dünner sein und mit besseren Akkulaufzeiten aufwarten können. Hinzu kommt, dass Apple offenbar keinerlei Pläne hegt, Touch-Displays in seinen Macbooks zu verbauen. Entsprechend könnte Apple auch hier Anteile verlieren, so die Prognosen.
Was das Ultrabook zum Ultrabook macht
Der Begriff Ultrabook ist durch Intel geschützt, und nur Geräte, welche bestimmte Kriterien erfüllen, dürfen sich auch Ultrabooks nennen. Ist das Display beispielsweise kleiner als 14 Zoll, darf das Gerät lediglich 18 Millimeter dick sein, bei Displays mit 14 Zoll oder grösser beträg die Maximaldicke 21 Millimeter. Die Akkulaufzeit muss aktuell mindestens 5, idealerweise 8 Stunden betragen, und die Startzeit aus dem Ruhezustand darf maximal sieben Sekunden betragen. Aktuell keine Vorgaben gibt es bezüglich des Gewichts. Seit Mitte Juli 2012 ist die zweite Stufe der Ultrabook-Vorgaben in Kraft. Im Laufe dieses Jahres wird dann die dritte Stufe kommen. Diese wird als CPU-Plattform Intels kommende «Haswell»-Prozessoren fordern. Bekannt ist bis jetzt zudem, dass die Akkulaufzeit mindestens 9 Stunden betragen und dass ein Touchscreen vorhanden sein muss.
(mw)