Mitte August haben vier junge Schweizer Silp lanciert. Bereits drei Wochen später zählte die Facebook-App über eine Million Nutzer und hatte nicht nur national für viel Rauschen im Blätterwald gesorgt, sondern auch die Aufmerksamkeit des renommierten «Wall Street Journal» oder von «CNN» auf sich gezogen. Doch wer steckt und vor allem was verbirgt sich hinter dem Schweizer Start-up mit dem ungewöhnlichen Namen?
Ins Leben gerufen haben Silp Wuala-Gründer Dominik Grolimund und die drei ehemaligen Namics-Mitarbeiter Jonas Kamber, Daniel Schlegel und Christian Felder. Die Idee dazu kam den Vieren, die sich am Startup Camp in Basel kennen gelernt haben, im Rahmen eines längeren Brainstormings. Dazu sind sie im vergangenen November als Team drei Monate nach San Francisco gereist – ins Silicon Valley, die Brutstätte vieler bekannter IT-Unternehmen wie Google oder Facebook.
Von der Idee bis zum Launch in nur sechs Monaten
«Wir wissen aus erster Hand, wie schwierig es ist, gute Entwickler, Designer oder andere Talente zu finden», erklärt Dominik Grolimund, der das junge Unternehmen aktuell zu 100 Prozent selbst finanziert und als CEO amtet. Hier setzt deshalb ihre Idee an. «In unseren bisherigen Erfahrungen in der Technologiebranche haben Empfehlungen jeweils am besten funktioniert. Gute Jobs werden durch Freunde vermittelt und das ist genau das, was wir mit Silp auf das nächste Level bringen möchten», meint der 32-Jährige. Silp soll Jobs und Freunde zusammenbringen und Werkzeuge zur Verfügung stellen, um diese sozialen Mechanismen zu automatisieren und zu verstärken.
Nachdem die drei studierten Informatiker und der Designer aus den USA zurückgekehrt waren, haben sie sofort ein kleines Büro im Technopark in Zürich gemietet und begonnen, ihre Idee in die Tat umzusetzen. «Die Arbeit hat sich im Wesentlichen in zwei Teile aufgeteilt: Auf der einen Seite haben wir im Backend Suche und Matching gebaut sowie an Skalierungsthemen gearbeitet, auf der anderen Seite haben wir ein Produkt entwickelt und dieses in zahlreichen Iterationen und Experimenten validiert», erklärt Grolimund. Als Technologien verwenden die vier Jungunternehmer Ruby on Rails, MongoDB, Elastic und einige andere mehr.
Silp sammelt Daten und kennt alle meine Freunde
Rund sechs Monate nach der Rückkehr aus den USA war Silp bereit für den grossen Launch. Doch was kann und ist Silp? Silp ist ein Talent-Pool auf Facebook, wobei die App einen Schritt weiter geht und gleich auch Jobs mit den eigenen Interessen abgleicht. Silp berücksichtigt dabei verschiedene Informationen, wie zum Beispiel die beruflichen Daten wie Arbeit, Ausbildung oder Arbeitsort, erfasste Fähigkeiten und Jobpräferenzen oder anderes. Gleichzeitig findet Silp auch Fähigkeiten und Interessen auf anderen Online-Profilen wie beispielsweise Twitter, Blogs oder Linkedin. Zudem soll der dahinter steckende Matching-Algorithmus von Nutzerinteraktionen auf vorgeschlagene Jobs oder anderen Feedback-Mechanismen lernen und sich dadurch über die Zeit verbessern.
Auf der anderen Seite gleicht Silp Jobs mit dem sozialen Netzwerk ab. «Silp gibt Arbeitgebern Werkzeuge an die Hand, mit denen sie schauen können, wer in ihrem erweiterten Netzwerk und dem ihrer Freunde und Mitarbeiter auf die Stelle passen könnte», erklärt Grolimund. Freunde sollen die Stellenanzeige passenden Freunden vorschlagen oder sie um Hilfe bitten können. So sollen Jobs durch das soziale Netzwerk «wandern», bis sie zum richtigen Kandidaten gelangen. Sobald ein Jobmatch da ist, wird der User dann via E-Mail oder Facebook-Nachricht informiert. «Auf Silp muss man nicht nach Jobs suchen, sondern man wird vom Traumjob gefunden», fasst Grolimund das Konzept kurz zusammen. Damit grenzt man sich auch deutlich von bekannten Jobbörsen ab.
Facebook vs. Linkedin
Eine Frage bleibt: Wieso baut Silp auf Facebook auf und nicht auf einem eigenen oder einem anderen Netzwerk? «Hauptsächlich aufgrund der Einfachheit für den Benutzer», erklärt Grolimund. Dank Facebook müsse man auf Silp sein Netzwerk oder Profil nicht zusätzlich aktiv pflegen, «stattdessen kann man sich zurücklehnen und auf interessante Karrierechancen warten». Den Ausschlag für Facebook und gegen das im beruflichen Umfeld ansonsten stark genutzte soziale Netzwerk Linkedin gab die Tatsache, dass Silp laut Grolimund wirklich auf Freunden aufbauen will und nicht auf Kontakten, die man nur für fünf Minuten an einer Konferenz kennengelernt hat.
Bald Jobs und Tools für ArbeitgeberSo weit, so gut, denn ein grosses Problem hat Silp derzeit noch: Job-Angebote sind im Vergleich zur Anzahl Nutzer Mangelware. Im Moment arbeiten die vier Jungunternehmer denn auch mit Hochdruck an verschiedenen Lösungen für Arbeitgeber und Recruiting-Unternehmen. Mit ihnen will das Start-up in Zukunft Geld verdienen, denn für die Nutzer soll der Dienst auch in Zukunft kostenlos bleiben.
(mv)